Andy Murray (GBR)
AP/Mark Schiefelbein
Australian Open

Murrays Kampf bleibt unbelohnt

Andy Murray ist am Montag bei den Australian Open in der ersten Runde ausgeschieden. Der 31-jährige Schotte, der am Freitag bei einer emotionalen Pressekonferenz wegen anhaltender Hüftprobleme sein Karriereende angekündigt hatte, unterlag dem Spanier Roberto Bautista Agut nach hartem Kampf 4:6 4:6 7:6 (7/5) 7:6 (7/4) 2:6.

Murray, der durch das „Protected Ranking“ für lange verletzte Profis in das Australian-Open-Hauptfeld gerückt war, sieht sich auf Dauer gesundheitlich nicht mehr in der Lage, auf höchstem Niveau zu spielen. Ob der ehemalige Weltranglistenerste und dreifache Grand-Slam-Sieger (Wimbledon 2013 und 2016, US Open 2012) seine Karriere sofort beendet oder noch in Wimbledon an den Start gehen wird, ist offen.

Vergangene Woche hatte Murray gesagt, dass die Schmerzen an der rechten Hüfte so schlimm seien, dass er derzeit nicht einmal beschwerdefrei Schuhe und Socken anziehen könne. „Ich habe eine Menge Schmerzen – es ist zu viel. Der Schmerz erlaubt mir nicht, Spaß am Training oder Wettkampf zu haben“, klagte Murray. „Ich habe versucht, damit klarzukommen. Ich habe darüber geredet, aber davon geht es meiner Hüfte nicht besser.“

Murray mobilisiert letzte Kräfte

Für den 31-jährigen Schotten entwickelte sich die Partie gegen den als Nummer 22 gesetzten Bautista Agut auch zu einem wahren Kraftakt. Die ersten beiden Sätze gingen mit je einem Break an den Spanier. Danach quälte sich Murray zwar weiter sichtlich über den Platz, biss aber die Zähne zusammen und stellte zweimal im Tiebreak den Satzgleichstand her. Im entscheidenden fünften Durchgang wackelte Bautista Agut nur ganz kurz, setzte sich dann aber klar durch und verwandelte nach 4:09 Stunden seinen ersten Matchball.

Murray bei Australian Open out

Nach seiner Erstrundenniederlage gegen den Spanier Bautista Agut sorgt der verletzungsgeplagte Andy Murray für Spekulationen über ein mögliches Karriereende.

„Das war überwältigend, ich bedanke mich bei euch allen“, sagte Murray sichtlich gerührt. „Ich habe es geliebt, hier zu spielen. Ich habe alles gegeben. Das war mein letztes Spiel bei den Australian Open, und es war ein großartiges Match, mit dem das hier zu Ende geht.“ Bautista Agut war auch nicht böse, dass das Publikum eindeutig hinter dem Schotten stand. „Er hat alles gegeben, bis zum letzten Punkt“, sagte der Spanier. „Er hat sich das verdient, dass er sich hier vor so einer Atmosphäre verabschiedet.“

Andy Murray (GBR)
Reuters/Lucy Nicholson
Murray verabschiedete sich mit einem Fünfsatzkrimi von seinen australischen Fans

Standing Ovations, eingespielte Abschiedsworte von Roger Federer, Rafael Nadal und vielen weiteren Topspielern schienen Murray nach einem Match, in dem er gezeigt hat, was sein Körper (doch) noch zulässt, fast zu viel. Und so ließ er sich noch ein kleines Hintertürchen offen: „Vielleicht sehe ich euch wieder. Ich werde alles tun, was möglich ist, um es zu versuchen“, meinte der dreifache Major-Sieger.

Topstars geben sich keine Blöße

Die Topstars gaben sich unterdessen zum Auftakt der Australian Open keine Blöße. Titelverteidiger Federer besiegte den Usbeken Denis Istomin in der ersten Runde klar 6:3 6:4 6:4, auch Nadal setzte sich trotz langer Verletzungspause in drei Sätzen gegen Lokalmatador James Duckworth mit 6:4 6:3 7:5 durch.

Nadal hatte zuletzt bei den US Open im September ein Turniermatch bestritten. Damals hatte er nach einem Fünfsatzthriller gegen Dominic Thiem im Viertelfinale im Halbfinale aufgeben müssen. „Es ist ein wichtiger Sieg, weil es der erste seit einer Weile ist, und gleichzeitig gibt es mir die Chance, wieder auf den Platz zu gehen. Und genau das ist es, was ich brauche“, meinte Nadal. Der elffache French-Open-Sieger trifft nun auf den Australier Matthew Ebden.

Schon am ersten Tag musste sich aber auch ein Top-Ten-Spieler verabschieden: John Isner unterlag seinem Landsmann Reilly Opelka nicht nur größenmäßig: Der 21-jährige Weltranglisten-97. ist einer der wenigen, der Isner (2,08 m) mit seinen 2,11 m noch überragt. Opelka gewann das „Giganten“-Duell mit einem typischen Aufschläger-Ergebnis: 7:6 (7/4) 7:6 (8/6) 6:7 (4/7) 7:6 (7/5). Isner gewann lediglich die Assenwertung: 47 gegenüber 40 von Opelka.

Edmund muss sich Berdych beugen

Unter den vorzeitig Gescheiterten befindet sich auch Kyle Edmund. Der als Nummer 13 gesetzte Brite musste sich dem ehemaligen Weltranglistenvierten Tomas Berdych (CZE) mit 3:6 0:6 5:7 beugen, Edmund war im Vorjahr bis ins Halbfinale vorgestoßen. Der als Nummer fünf gesetzte Kevin Anderson benötigte gegen den Franzosen Adrian Mannarino vier Sätze, siegte letztlich aber noch sicher mit 6:3 5:7 6:2 6:1.

Bei den Damen war das Aus der als Nummer 14 gesetzten Deutschen Julia Görges vorerst die größte Überraschung. Sie musste sich der US-Amerikanerin Danielle Collins mit 6:2 6:7 (5/7) 4:6 beugen. Für die Wimbledon-Halbfinalistin 2018 eine bittere Enttäuschung, war sie als frischgebackene Auckland-Siegerin doch mit großen Hoffnungen nach Melbourne gereist.

Wimbledon-Siegerin Kerber startet gemütlich

Wimbledon-Siegerin Angelique Kerber, eine weitere Deutsche, hatte hingegen einen „gemütlichen“ Start ins Turnier. Die Nummer zwei ließ der Slowenin Polona Hercog beim 6:2 6:2 keine Chance. Kerber hat 2016 die Australian Open schon einmal gewonnen. Auch Titelverteidigerin Caroline Wozniacki, „down under“ als Nummer drei gesetzt, startete erfolgreich in den „Happy Slam“. Die Dänin besiegte die Belgierin Alison Van Uytvanck mit 6:3 6:4. Die einstige Weltranglistenerste Wozniacki hatte im vergangenen Jahr in Melbourne den ersten Grand-Slam-Titel ihrer Karriere geholt.

Den klarsten Sieg feierte Maria Scharapowa im Auftaktmatch in der Rod Laver Arena. Die Russin ließ der britischen Qualifikantin Harriet Dart überhaupt kein Game. Ein Novum feierte Katie Boulter: Die Britin besiegte die Russin Jekaterina Makarowa im neu eingeführten bis zehn ausgespielten Tiebreak des dritten Satzes. Sie jubelte zunächst zu früh, weil sie gedacht hatte, das Tiebreak endete wie üblich bei sieben gewonnenen Punkten.