Dominic Thiem
GEPA/Matthias Hauer
Australian Open

Erschöpfung stoppt Thiem in Melbourne

Für Dominic Thiem ist bereits in der zweiten Runde der Australian Open Endstation. Der als Nummer sieben gesetzte Niederösterreicher musste am Donnerstag gegen den 19-jährigen Australier Alexei Popyrin beim Stand von 5:7 4:6 0:2 wegen Erschöpfung nach 1:44 Stunden aufgeben. „Ich habe mich schwach gefühlt“, sagte Thiem nach der Partie.

Das 3:42 Stunden lange Auftaktmatch, das Thiem in fünf Sätzen gegen den Franzosen Benoit Paire gewann, schien Nachwirkungen zu haben. Der Lichenwörther klagte nach dem Verlust des ersten Durchgangs über körperliche Probleme, fühlte sich schwach bzw. müde, und ließ den Arzt zu sich kommen. Thiem wirkte auch zunehmend antriebs- und – abgesehen vom Zerhacken des Rackets im ersten Satz – emotionslos.

Zwar hielt Thiem im zweiten Satz weiter mit, verlor ihn aber wie den ersten durch ein Break am Ende. Nachdem Thiem beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres zuletzt zweimal in Folge bis ins Achtelfinale kam, musste die Nummer acht der Welt bereits in Runde zwei seinen Hut nehmen. So früh war Thiem bei diesem Major seit seinem Auftakt-Out 2015 nicht mehr ausgeschieden, nach einer Erstrundenniederlage in Doha ist sein Saisonstart zumindest ergebnistechnisch missglückt.

„Habe mich schwach gefühlt“

„Ich habe mich während des Spiels offenkundig sehr schlecht gefühlt“, sagte Thiem nach der Partie. „Es fühlte sich heute Morgen an, als würde der ganze Körper schmerzen, allgemein habe ich mich einfach nicht wohlgefühlt. Im Spiel ist es dann schlimmer geworden, ich habe mich schwach gefühlt, und es hatte keinen Sinn, weiterzumachen.“

Dominic Thiem winkt zum Abschied
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Dominic Thiem musste in der zweiten Runde der Australian Open in Melbourne aufgeben

Nach einer Verkühlung während der Vorbereitung im Dezember auf Teneriffa sei er auch nach der Ankunft am 4. Jänner in Melbourne einige Tage leicht erkältet gewesen. Er sei zwar anfällig dafür, kuriere eine Erkältung aber immer aus. „Das sollte normalerweise kein Problem sein. Deswegen muss ich das abchecken, wenn ich zu Hause bin, und sehen, was da rauskommt. Es ist da definitiv irgendetwas im Körper, was nicht hingehört“, betonte Thiem und beschrieb seinen Zustand mit „Müdigkeit und Schmerzen“.

Sein Rückflug in die Heimat ist für Freitag gebucht, dann will Thiem der Sache auf den Grund gehen. Nach Vorliegen der Ergebnisse bzw. Bluttests wolle er entscheiden, ob und wie lange er pausieren müsse. „Und dann schauen, wie es für den Davis-Cup ausschaut.“ Sollte es Grünes Licht geben, hat er danach auf Sand für Cordoba, Buenos Aires und Rio einen Trainingsblock in Amerika, die Masters-1000-Turniere in Indian Wells und Miami sowie ab April auf Sand Barcelona, Madrid und Rom geplant, ehe es in die French Open geht.

Thiem zertrümmert Schläger

Bei der ersten Begegnung mit Wildcard-Spieler Popyrin kam Thiem von Start weg nicht wirklich in die Gänge. Nach einem abgewehrten Breakball im ersten Aufschlagspiel brachte der Lichtenwörther zwar seine Games durch, konnte dem 1,96-Meter-Lokalmatador aber mit seinem Rückspiel kaum gefährlich werden. Beim Stand von 4:4 fand Thiem dann doch Breakbälle vor, vergab aber gleich vier in diesem zehnminütigen Spiel.

Beim Österreicher wuchs die Unzufriedenheit, was auch sein Schläger zu spüren bekam. Zwei Games später fand er bei 5:5 einen weiteren Breakball vor, nach dem 6:5 für Popyrin zertrümmerte Thiem sein Racket. Der French-Open-Finalist 2018 erntete zunächst Pfiffe und dann Beifall, als er den kaputten Schläger einem erfreuten jungen Buben im Zuschauerraum zuwarf, lockerer wurde er deswegen aber nicht. Der Ärger übertrug sich ins folgende Aufschlagspiel, das er ohne Punkt abschenkte und damit auch den ersten Satz verlor.

Arzt angefordert

Der zweite Durchgang brachte keine Veränderung. Thiem verlor satzübergreifend 13 Punkte in Folge, ehe nach drei abgewehrten Breakbällen der Ausgleich zum 1:1 folgte. Während Popyrin mit seinem Aufschlagspiel weiterhin kaum Mühe hatte, brachte sein Gegenüber auch dank der Mithilfe des Australiers seine Spiele weiterhin durch.

Die körperlichen Probleme machten sich bei Thiem, der kurz nach Beginn des zweiten Satzes den Arzt anforderte, aber nun bemerkbar. Beim Stand von 2:3 bzw. 3:4 wurde Thiem behandelt. Der Österreicher klagte aber nicht über muskuläre Probleme, sondern fühlte sich schwach und müde. Thiem hielt den zweiten Satz dennoch offen.

Dominic Thiem mit Physiotherapeuten
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Thiem wurde im zweiten Satz zweimal behandelt, am Ende musste der Niederösterreicher aufgeben

Das achte Spiel brachte die Nummer acht der Welt sogar erstmals souverän durch. Für einen Breakball reichte es im zweiten Durchgang trotz einiger Fehler Popyrins aber weiter nicht. Der Youngster nutzte hingegen seine Chance bei 5:4 und holte auch den zweiten Satz. „Da habe ich das erste Mal geglaubt, dass ich gewinnen kann“, sagte Popyrin danach. Er servierte in weiterer Folge souverän zum 1:0, ein Rückhandfehler Thiems brachte das 0:2, und es folgte die Aufgabe.

Top-Ten-Platz in Gefahr

Thiem läuft damit Gefahr, in der nächsten Weltrangliste am 28. Jänner aus den Top Ten zu fallen, denen er seit Juni 2016 ununterbrochen angehört. In Australien ist Rot-Weiß-Rot nur noch im Doppel vertreten, da aber aber durch den topgesetzten Titelverteidiger Oliver Marach.

Es ist Popyrins weitaus größter Erfolg, da erst sein dritter Match-Sieg auf der Tour. Der Wildcard-Spieler hatte auch in Runde eins gegen den Deutschen Mischa Zverev keinen Satz abgegeben und spielt nun gegen den Franzosen Lucas Pouille um das Achtelfinale. Mit Thiem hatte der Weltranglisten-149. etwas Mitleid: „Es ist nie leicht, so zu gewinnen. Domi hatte eine sehr harte erste Runde. Tut mir leid für ihn.“