Roger Federer (SUI)
AP/Kin Cheung
Australian Open

Tsitsipas beendet Federers Regentschaft

Stefanos Tsitsipas hat am Sonntag für die große Sensation bei den Australian Open gesorgt. Der 20-jährige Grieche bezwang im Achtelfinale des Grand-Slam-Turniers in Mebourne den Sieger von 2017 und 2018, Superstar Roger Federer, nach 3:45 Stunden mit 6:7 (11/13) 7:6 (7/3) 7:5 7:6 (7/5).

Nach zuletzt 17 Siegen in Melbourne in Folge musste sich der 37-jährige Schweizer erstmals seit 2016 (Semifinal-Aus gegen Novak Djokovic) geschlagen geben. Damit kann Federer seine Rekordbilanz von 20 Grand-Slam-Titeln erneut nicht ausbauen, nachdem er zuletzt im vorigen Jahr schon im Achtelfinale der US Open ausschied und davor im Viertelfinale von Wimbledon. Mit einem siebenten Triumph in Australien wäre er alleiniger Rekordsieger des Turniers geworden.

Tsitsipas ist der erste Grieche bei Herren und Damen überhaupt, der das Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers erreicht hat. Der Aufsteiger und Weltranglisten-15. konnte sein Glück nach seinem bisher größten Triumph kaum fassen. „Ich kann es nicht beschreiben. Ich bin im Moment der glücklichste Mann auf der Welt“, sagte der Grieche im Court-Interview mit US-Legende John McEnroe.

Australian Open: Federer scheidet aus

Roger Federers Traum vom siebenten Titel bei den Australian Open ist geplatzt. Der Titelverteidiger kassierte gegen Stefanos Tsitsipas eine überraschende Viersatzniederlage und scheiterte damit bereits im Achtelfinale.

Federer vergibt vier Satzbälle

Der 17 Jahre ältere Federer hatte zuvor allerdings einige Chancen ausgelassen und nicht sein allerbestes Tennis gezeigt. So vergab der Schweizer bei 5:4 im zweiten Satz nicht weniger als vier Satzbälle bei Aufschlag Tsitsipas. Die verpasste 2:0-Satzführung war die entscheidende Wende zugunsten des enorm aggressiv spielenden Griechen, der danach das Tiebreak gewann und mit dem einzigen Break des gesamten Matches zum 7:5 selbst mit 2:1 in Sätzen in Führung ging.

Stefanos Tsitsipas (GRE) und Roger Federer (SUI)
AP/Andy Brownbill
Tsitsipas (l.) sorgte gegen Superstar Federer für die große Überraschung im Achtelfinale

Im Schlusssatz stand Federer bei 5:5 im schon dritten Tiebreak des Spiels nach 3:44 Stunden zwei Punkte vom fünften Durchgang entfernt, doch Tsitsipas nutzte dann bei 6:5 gleich seinen ersten Matchball zur Sensation. Federer hat zuvor, ebenfalls sehr ungewöhnlich, von insgesamt zwölf Breakbällen gegen Tsitsipas nicht einen einzigen nutzen können.

„Diese Niederlage tut mir sehr weh“

„Diese Niederlage tut mir sehr weh. Es mag nicht so aussehen, aber so ist es. Ich hätte den zweiten Satz gewinnen müssen, das hat mir das Match gekostet“, sagte Federer. Auch die vielen vergebenen Breakbälle ärgerten den Schweizer. Trotzdem hatte er noch eine gute Nachricht für seine Fans. Der 37-Jährige hat sich im Spätherbst seiner Karriere entschlossen, heuer wieder bei den French Open zu spielen. Es wird das erste Antreten Federers in Roland Garros seit 2015. Zuletzt hatte er die kraftraubenden Ausflüge auf Sand auch zugunsten von Wimbledon immer ausgelassen.

„Ich bin in einer Phase, in der ich mir Freude bereiten will. Das hat mir gefehlt. Ich kann das vielleicht nur noch einmal machen“, sagte Federer. Er wolle diesmal nicht diese „Megapause“ machen. „Ich habe nicht das Gefühl, dass das wirklich sehr notwendig ist“, sagte der Schweizer, der in Paris nur einmal (2009) den Titel geholt hat.

Zum Match gegen Tsitsipas versicherte Federer, dass er sich nach seiner ersten Australian-Open-Niederlage seit dem Halbfinale 2016 hervorragend fühle. Auf eine Aussage von McEnroe an das Publikum („Sie haben die Wachablöse gesehen“) reagierte Federer schlagfertig: „Diese Geschichte habe ich in den vergangenen zehn Jahren gehört.“

Kindheitstraum in Erfüllung gegangen

Für Tsitsipas ist in Melbourne ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen: „Ich habe so viel Respekt vor Roger. Seit ich sechs war, habe ich geträumt, hier gegen ihn zu spielen. Und jetzt habe ich sogar gewonnen.“ Mitgefreut haben sich mit Tsitsipas Tausende griechische Fans im Melbourne Park und Hundertausende in der Region. Melbourne gilt als drittgrößte „griechische“ Stadt bzw. größte außerhalb Griechenlands. „Ich habe noch nie so eine laute Menge erlebt“, meinte Tsitsipas dazu.

Er trifft nun am Dienstag auf Roberto Bautista Agut. Der Spanier gewann nach hartem Kampf gegen den als Nummer sechs gesetzten Kroaten und Vorjahresfinalisten Marin Cilic mit 6:7 (6/8) 6:3 6:2 4:6 6:4. Bautista Agut, der zum ersten Mal im Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers steht, musste dabei im vierten Match zum dritten Mal über die volle Distanz gehen.

Nadal nimmt Hürde Berdych souverän

Während Titelverteidiger Federer überraschend ausschied, erreichte Rafael Nadal sicher das Viertelfinale. Der als Nummer zwei gesetzte Spanier besiegte Sonntagfrüh (MEZ) den Tschechen Tomas Berdych in 121 Minuten Spielzeit glatt mit 6:0 6:1 7:6 (7/4). Nächster Gegner Nadals ist der US-Amerikaner Frances Tiafoe, der etwas überraschend den als Nummer 20 gesetzten Bulgaren Grigor Dimitrow in vier Sätzen mit 7:5 7:6 (8/6) 6:7 (1/7) 7:5 aus dem Bewerb warf.

Bei den Damen ist das Turnier für die Nummer zwei vorzeitig vorbei. Die Deutsche Angelique Kerber, die 2016 den Titel in Melbourne gewonnen hatte, musste sich der US-Amerikanerin Danielle Collins glatt mit 0:6 2:6 geschlagen geben. „Ich habe versucht alles zu machen. Es kam einfach nichts zusammen. Es gibt solche Tage“, sagte Kerber. „Ich habe nur reagiert, ich kam nicht in mein Spiel. Mein Aufschlag war von Anfang an nicht so gut.“