Hannes Reichelt
APA/EXPA/Johann Groder
Ski alpin

Eisige Streif begeistert Abfahrer

Matthias Mayer hat am Dienstag im ersten Abfahrtstraining in Kitzbühel die Bestzeit erzielt. Beim ersten Abtasten auf der Streif war wegen der Präparierung höchste Aufmerksamkeit gefragt, denn die Piste präsentierte sich eisig und wurde gleich zur Herausforderung für Mensch und Material. Trotzdem fanden die meisten Abfahrer Gefallen daran.

Mayer lag im Ziel 0,15 Sekunden vor dem Kanadier Benjamin Thomsen sowie 0,24 Sekunden vor Landsmann Daniel Danklmaier und war von der Streif begeistert. „Die Piste ist in einem unglaublichen Zustand, es wurde vom Start bis herunten mit Wasser gearbeitet. Es ist jede Stelle sehr hart, teilweise ist es eisiger, teilweise griffiger. Die Sprünge gehen gut, sie sind schön gebaut, da ist nichts zu tun“, erklärte der 28-Jährige Kärntner, der 2017 den Super-G in Kitzbühel gewinnen konnte, in der Abfahrt aber noch auf einen Podestplatz wartet.

Seine beim Sturz im Wengener Kombi-Slalom erlittene Beckenprellung konnte Mayer ausblenden. „Am Start ist es mir nicht gut gegangen, aber beim Fahren habe ich nichts gespürt. Es war eisig und unruhig, da hatte ich andere Gedanken“, sagte der Doppelolympiasieger, der den Steilhang noch nicht nach Wunsch erwischte. Für Selbstvertrauen sei die Bestzeit gut, die Aussagekraft dahingestellt, so Mayer.

Matthias Mayer
GEPA/Wolfgang Grebien
Kaum auf der Piste, waren die Hüftschmerzen von Matthias Mayer vergessen

„Streif präsentiert sich von ihrer besten Seite“

Der sechstplatzierte Hannes Reichelt (0,91) lobte die Veranstalter, dass sie nach den Schneemassen so eine Piste hergerichtet hätten. „Es ist viel Wasser drinnen, es ist eine normale, zähe Abfahrt“, bestätigte der 38-Jährige, der sich trotz seiner Routine überwinden musste. „Es ist schon länger her, dass ich mit so einem Respekt am Start gestanden bin, weil ich gesehen habe, dass es richtig eisig und unruhig ist“, sagte Reichelt, der sich über einen Ruhetag für Läufer und Piste freut.

Streif präsentiert sich erbarmungslos

Trotz Hüftschmerzen fuhr Doppelolympiasieger Matthias Mayer beim Abfahrtstraining in Kitzbühel Bestzeit. Dem Kärntner machten die eisigen Pistenbedingungen dabei nichts aus.

Am Donnerstag (11.30 Uhr, live in ORF eins) steht dann das zweite Training auf dem Programm. In diesem erhofft sich Vincent Kriechmayr eine Steigerung. Er sei überhaupt nicht zurechtgekommen, gestand der Wengen-Sieger. "Die Streif präsentiert sich wieder von ihrer besten Seite. Sie sei wirklich sehr eisig, was ihm normalerweise auch liege. „Sehr, sehr schwierig, aber auf keinen Fall gefährlich. Alle Passagen können mit hundert Prozent gefahren werden. Der Beste wird sich durchsetzen.“

Franz mit Problemen, Kritik von Baumann

Max Franz hatte indes mit der Streif noch seine liebe Not und 4,43 Sekunden Rückstand auf Mayer. Sein Fahrgefühl war dabei eher bescheidener Natur. „Am schönsten waren Hausberg und Traverse, das sagt, glaube ich, schon einiges. Ich dachte mir, ich stelle mich auf eine eisige, unruhige Piste wie in Bormio ein, und bin trotzdem nicht zurechtgekommen. Der Körper ist das nicht gewohnt, beim nächsten Mal wird es besser“, sagte der Kärntner und blieb zuversichtlich.

Romed Baumann beendete indes seine Fahrt nach der Steilhang-Ausfahrt. „Ich dachte nicht mehr, dass ich noch eine Kante auf meinem Ski habe, nichts hat mehr reagiert. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich einmal so überfordert war bei einem Training wie heute“, sagte der Tiroler. „Das hat mit Skifahren nichts mehr zu tun. Reinschnuppern und Herantasten geht hier nicht, da geht es gleich voll zur Sache.“ Er hoffte auf eine Veränderung an der Piste. „Ich finde sie nicht so cool.“

Schweizer Feuz fehlt noch einiges

Von der internationalen Konkurrenz zeigten die Franzosen mit vier Läufern in den Top Acht auf. Beim Schweizer Beat Feuz, der hinter Kriechmayr Elfter wurde, fehlte laut eigenen Angaben linientechnisch und abstimmungstechnisch noch einiges, da sei er noch nicht ganz auf der Höhe gewesen. „Es ist ein erstes Training. Letzte Woche war ich eine Sekunde voraus, heute zwei Sekunden hinten. So ist das Training, mal so, mal so“, sagte der Führende im Abfahrtsweltcup.

Beat Feuz
GEPA/Harald Steiner
Der Schweizer Beat Feuz ist noch auf der Suche nach der richtigen Linie auf der Streif

Dominik Paris meinte: „Ich habe mal besichtigt, wie so das Gefühl auf der Strecke ist. Es ist ganz gut. Es ist schon ziemlich glatt, teilweise bisserl unruhig, aber es schaut ganz gut aus.“ Über die Verhältnisse zeigte sich der Südtiroler begeistert: „Es ist richtig viel Schnee hier, die Piste ist eisig, das Wetter schön – was willst du mehr?“ Über die Favoritenrolle, die sich die Topläufer dieser Tage gegenseitig zuschieben, meinte er: „Wer im Rennen der Schnellste ist, ist der Topfavorit.“

Bei Danklmaier läuft es

Zum Kreis der Sieganwärter zählt sich indes Danklmaier nach seinem Sieg in der Europacup-Abfahrt auf verkürzter Strecke am Montag sowie Rang drei im ersten Training noch lange nicht. „Dass es so aufgeht, habe ich nicht geglaubt. Das ist eine Genugtuung, es läuft, und damit geht alles leichter von der Hand. Das Eisige, das Schlagige, das Harte taugt mir, da bin ich eher daheim“, sagte der Steirer.

Dennoch steigt Danklmaier auf die Euphoriebremse. Der 25-Jährige hofft in erster Linie, auch bei der Abfahrt am Samstag zum Einsatz zu kommen. „Ich werde im Rennen das Beste geben, wenn ich fahre. Die Trainer werden sich das anschauen und dann entscheiden.“

Herren-Abfahrt in Kitzbühel

Erstes Training am Dienstag:
1. Matthias Mayer AUT 1:57,44
2. Benjamin Thomsen CAN + 0,15
3. Daniel Danklmaier AUT 0,24
4. Dominik Paris ITA 0,33
5. Johan Clarey FRA 0,90
6. Hannes Reichelt AUT 0,91
7. Adrien Theaux FRA 0,98
8. Brice Roger FRA 1,20
9. Josef Ferstl GER 1,44
10. Vincent Kriechmayr AUT 1,76
11. Beat Feuz SUI 1,82
12. Natko Zrncic-Dim CRO 1,93
13. Brodie Seger CAN 1,94
14. Johannes Kröll AUT 2,18
15. Otmar Striedinger AUT 2,32
16. Mauro Caviezel SUI 2,38
17. Jan Schmid GER 2,39
18. Aksel Lund Svindal NOR 2,49
19. Travis Ganong USA 2,50
20. Maxence Muzaton FRA 2,88
24. Christof Innerhofer ITA 3,31
33. Aleksander Aamodt Kilde NOR 3,83
39. Max Franz AUT 4,43
50. Christian Walder AUT 5,89

Out u. a.: Romed Baumann (AUT), Christopher Neumayer (AUT), Kjetil Jansrud (NOR), Carlo Janka (SUI), Steven Nyman (USA)

Nicht am Start: Stefan Babinsky (AUT)