Offensive Line der New England Patriots
APA/AFP/Getty Images/Maddie Meyer
Super Bowl

„Frontlinien“ als Schlüssel zum Titel

Altmeister Tom Brady und Jungstar Jared Goff werden am Sonntag in der 53. Ausgabe der Super Bowl der National Football League (NFL) im Mittelpunkt stehen. Der Erfolg der Quarterbacks der New England Patriots bzw. Los Angeles Rams steht und fällt jedoch mit jenen fünf von den Fans meist unbeachteten Arbeitern an vorderster Front.

Für die meisten Experten ist klar, dass sich der Kampf um die „Vince Lombardi Trophy“ und die Nachfolge der Philadelphia Eagles dort entscheidet, wo sich die Offensive-Line bei Angriffsserien den Attacken der Verteidiger entgegenstemmt. Nicht umsonst verwenden die Berichterstatter in den USA für diesen Bereich gerne den Begriff „Trenches“ – Schützengraben.

Sowohl für die Patriots als auch die Rams waren die bisher konstant starken Leistungen der „Frontlinie“ ein Markenzeichen der bisherigen Saison. Hinter Andrew Whitworth, Austin Blythe, Rodger Saffold, John Sullivan und Rob Havenstein durfte sich Quarterback Goff in allen 16 Spielen des Grunddurchganges sicher fühlen. Die neuformierte Patriots-Linie mit Marcus Cannon, Trent Brown und Center David Andrews sowie Shaq Mason und Joe Thuney hielt die Verteidiger vom 41-jährigen Körper ihres Superstars Brady fern.

Todd Gurley (Rams)
APA/AFP/Getty Images/Chris Graythen
Dank einer soliden O-Line schafften es Goff (l.), Runningback Todd Gurley und Co. bis ins große Endspiel

„Nicht ein Grasfleck“

Vor allem im Play-off und damit genau im richtigen Moment lief die Offensive-Line der Patriots zur Höchstform auf. Das Quintett, das bereits im Grunddurchgang nur 21 Quarterback-Sacks zuließ und damit hinter den Indianapolis Colts (18) und New Orleans Saints (20) die Nummer drei der NFL war, blockte in der K.-o.-Phase sämtliche Angriffe auf Brady ab. Weder die Verteidiger der Los Angeles Chargers noch jene der Kansas City Chiefs kamen zu dem 41-Jährigen durch.

Brady bedankte sich nach dem Sieg in Kansas Cty bei seinen Vorderleuten auf spezielle Art und Weise. Der fünffache NFL-Champion, der am Sonntag sein neuntes Finale bestreitet, postete ein Foto seines sauberen Trikots, in dem er alle fünf Linemen markiert hatte. „Nicht ein Grasfleck“, schrieb die lebende Legende dazu. „Sie haben das ganze Jahr unglaublich gespielt. Ihre Arbeit spricht für sich selbst“, lobte Brady seine Kollegen auch gegenüber den Medien.

Ähnlich unbeschadet durfte der Superstar erst einmal eine K.-o.-Runde bestreiten. In der Saison 2003/04 kamen die Verteidiger zu Brady im Play-off ebenfalls nicht durch. Auch in der damals in Houston gespielten Super Bowl ging der Patriots-Quarterback gegen die Carolina Panthers nie zu Boden – und das gegen eine Verteidigungsreihe, in der mit Julius Peppers ein künftiges Mitglied der „Hall of Fame“ am Werke war. Brady gewann damals seinen zweiten von mittlerweile fünf Titeln.

Altbekanntes Rezept gegen Brady

Gegen die LA Rams muss sich die O-Line der Patriots aber wohl noch einmal steigern. Mit Aaron Donald lauert der bisherige Schrecken der Quarterbacks auf der anderen Seite. 20,5 Sacks hat der Defensivspieler des Vorjahres im Grunddurchgang zu Buche stehen. Zum Vergleich: Die gesamte Defensive der New England Patriots kam in 16 Spielen nur auf 30. „Das wird eine große Herausforderung für die Burschen werden“, sagte auch Brady in Richtung seiner Vorderleute.

Tom Brady (Patriots)
APA/AFP/Getty Images/Jamie Squire
In Kansas City musste das weiße Trikot Bradys (Mi.) in Ermangelung von Flecken nur leicht gewaschen werden

Denn die „Achillesferse“ des 41-Jährigen ist bekannt. „Du musst zuerst Brady erwischen und ihn zum Nachdenken bringen“, empfahl auch Xavien Howard von den Miami Dolphins, die New England heuer eine von fünf Niederlagen zufügen konnten. Bei viel Druck wird der als „GOAT“ („Greates Of All Time“) bezeichnete Superstar schnell zum Durchschnittspasser. Die New York Giants zeigten es in den Endspielen 2008 gegen die damals bis dahin ungeschlagenen Patriots und auch vier Jahre später meisterlich vor.

Erfolgreiche Blockarbeit in LA

Aber auch der Motor der mit durchschnittlich 32,9 Punkten pro Partie zweitbesten Offensive der Liga stotterte, wenn die Offensive-Line nicht funktionierte. Bei den Los Angeles Rams setzt man auf das mittlerweile blinde Verständnis an vorderster Front. Speziell in entscheidenden Phasen ist das ein Vorteil, so Veteran Whitworth. „Wir kennen uns alle sehr gut, und darauf kann man sich in einem engen Spiel und in einem wichtigen Moment verlassen“, so der 37-Jährige.

Speziell ihr im Grunddurchgang starkes Laufspiel hatten die Rams Withworth und Co. zu verdanken. Runningback Todd Gurley brachte es hinter seiner O-Line nicht nur auf 4,9 Yards Raumgewinn im Schnitt, sondern auch auf 17 Touchdowns. „Jeder weiß, wie sehr ich die Burschen liebe“, so der 24-Jährige über seine Kollegen, die seit fast zwei Jahren in unveränderter Formation spielen. Einzig Austin Blythe, der erfolgreich für den zwei Spiele gesperrten Jamon Brown einsprang und seitdem gesetzt ist, ist im Vergleich zur vergangenen Saison neu.