Marcel Hirscher
GEPA/Harald Steiner
Ski-WM

Erkranktem Hirscher läuft die Zeit davon

Für Marcel Hirscher kann es im Verlauf der WM 2019 nur besser werden. Schon verkühlt in Aare angekommen, hat sich der gesundheitliche Zustand des 29-Jährigen über Nacht sogar verschlimmert, wie er am Donnerstag mitteilte. Viel Zeit zur Genesung bleibt ihm nicht mehr: Schon am Freitag (14.15 bzw. 17.45 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) geht der Riesentorlauf in Szene.

Tatsächlich klang Hirscher gesundheitlich angeschlagen in jenem Audiofile, das von Pressesprecher Stefan Illek am Donnerstag den Medienvertretern übermittelt worden war – nach dem abgesagten Pressetermin am Vortag zugleich die erste Wortmeldung Hirschers in Aare. „Es geht mir sicher nicht besser als am Mittwoch. Ich war schon ein bisschen Ski fahren, die meiste Zeit aber im Bett. Jetzt heißt es Daumenhalten, dass das noch was wird“, sagte Hirscher mit Verweis auf den Riesentorlauf am Freitag, den er als Titelverteidiger in Angriff nimmt. „Allzu optimistisch bin ich momentan nicht, dass das für mich tiptopp sein wird. Noch habe ich 24 Stunden Zeit.“

Über die Symptome sagte der Salzburger: „Halsweh, Ohrenweh und Schnupfen, wie man hört. Auch Gliederschmerzen. Ich bin zwar kein Doktor, aber das hört sich wie ein grippaler Infekt an.“ Damit wäre Hirscher in Aare nicht allein. Die wechselnde Witterung hat auch unter anderen Sportlern und Journalisten Wirkung gezeigt. Allerdings war Hirscher am Mittwoch schon angeschlagen per Privatjet mit zehn Saisonsiegen im Gepäck angereist.

Hirschers Gesundheitszustand weiter ungewiss

Riesentorlauf-Titelverteidiger Marcel Hirscher ist einen Tag vor dem Bewerb weiterhin nicht topfit.

Startverzicht derzeit kein Thema

Eine krankheitsbedingte Absage Hirschers für den Riesentorlauf ist laut Pressebetreuer Illek derzeit kein Thema. „Ich gehe davon aus, dass er starten wird“, sagte Illek auf Nachfrage. Das sei der Status quo. Falls sich Hirschers Zustand über Nacht erneut und weiter verschlechtern sollte, steht hinter dem Riesentorlauf freilich ein Fragezeichen. Eine Prognose sei unmöglich. Die Entscheidung darüber würde Hirscher bei tendenziell schlechter werdendem Zustand mit Physiotherapeuten und Ärzten kurzfristig treffen.

Marcel Hirscher
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Ein Startverzicht beim WM-Riesentorlauf ist für Titelverteidiger Hirscher derzeit kein Thema

Über seine ersten Eindrücke von den Pistenbedingungen in Aare sagte Hirscher übrigens nichts. Am Donnerstag präsentierte sich der WM-Ort bei Wind, Regen und Temperaturen um sechs Grad plus im Gegensatz zur ersten Woche mit polarer Kälte eher frühlingshaft. Die Piste wurde weich, der Schnee schmolz dahin. Zudem ist der WM-Hang nicht besonders steil. Dass Hirscher auch bei solchen Verhältnissen erfolgreich sein kann, bewies er schon öfter. Außer Zweifel steht, dass er sich auf eisiger Unterlage am wohlsten fühlt. Dass mit Salz gearbeitet wird, lässt für Freitag zumindest auf faire Bedingungen hoffen.

Wie in St. Moritz vor zwei Jahren

Mut sollte Hirscher jedenfalls die Erinnerung an die WM 2017 in St. Moritz geben. Damals war er nach dem Super-G (21.) erkrankt. Hirscher hütete nach schlafloser Nacht wegen Gliederschmerzen und zudem erhöhter Temperatur mit einer Wärmeflasche das Bett und musste das Abfahrtstraining für die alpine Kombination auslassen. Tags darauf trainierte er wieder Slalom und gewann in der Folge Kombi-Silber, ehe er sich als erster Österreicher seit Rudi Nierlich 1989 in Vail zum Doppelweltmeister in Riesentorlauf und Slalom aufschwang.

In Aare könnte Hirscher bereits im Riesentorlauf mit seiner siebenten Goldmedaille (zwei davon im Teambewerb) zum erfolgreichsten WM-Starter aller Zeiten avancieren bzw. in der ewigen Gold-Bestenliste zu Rekordhalter Toni Sailer aufschließen. Insgesamt hält Hirscher derzeit bei neun Medaillen, drei davon waren aus Silber. Sailer dagegen hatte neben sieben Goldmedaillen nur eine aus Silber gewonnen. Eifrigster Edelmetallhamster der WM-Geschichte war der Norweger Kjetil Andre Aamodt mit fünf Gold-, vier Silber- und drei Bronzemedaillen.