Markus Gandler
GEPA/Mathias Mandl
Nordische WM

Gandler gibt sich selbstkritisch

Der Langlauf-Spitzensport in Österreich hat sich in den vergangenen Jahren in der Breite nicht weiterentwickelt. ÖSV-Disziplinenchef Markus Gandler gibt sich deshalb selbstkritisch, Erfolge wie etwa jene von Teresa Stadlober seien weniger dem Verbandssystem, sondern eher Einzelinitiativen zu verdanken. Abhilfe soll mittelfristig das Konzept von Nachwuchskoordinator Trond Nystad schaffen.

Vorläufig muss man sich aber noch mit recht mageren Aussichten begnügen. „In Summe fehlt es uns an der Quantität und deshalb auch an der Qualität, da braucht man nichts beschönigen“, stellte Gandler fest und sparte auch nicht mit Selbstkritik. „Da ist mir in 15 Jahren als Sportlicher Leiter viel zu wenig gelungen, dass wir bei einer Heim-WM nicht mit mehr dastehen, die auch in die Top Zehn, 15 kommen können“, so Gandler vor dem Beginn der Titelkämpfe in Seefeld mit lediglich zwei Damen und sieben Herren im ÖSV-Langlaufteam.

Erfolgreiche Karrieren gehen in Österreich häufig aus Privatinitiativen und kaum aus systematischer Aufbauarbeit hervor. „Das sind Einzelerscheinungen, wo ein Umfeld wie die Eltern oder der Verein im Hintergrund sind. Das passt, aber nie das große Ganze.“ Dieses Problem betreffe aber nicht nur den Langlauf, sondern auch andere Ausdauersportarten und ÖSV-Disziplinen. „Ich orte es auch schon bei unseren Alpinen, dass es in kleineren Keimzellen funktioniert und nicht mehr im Großen und Ganzen.“

WM-Gastgeber ohne Damen-Staffel

Am Beispiel der Langläuferinnen zeigt sich das Nachwuchsdilemma besonders deutlich. Durch die Ausfälle von Nathalie Schwarz (langwierige Viruserkrankung) und Anna Seebacher (vorzeitiges Karriereende) stehen nur noch Stadlober und Lisa Unterweger im WM-Aufgebot. Dementsprechend ist in Seefeld auch keine Staffel dabei. „Eine Damen-Staffel war ursprünglich mein Ziel, aber man braucht sich nichts vormachen, wir haben junge Athleten noch nicht so wie wir uns das vorstellen etabliert, das tut mir leid“, bedauerte Gandler.

Er habe sich vergeblich für ein größeres Damen-Team ausgesprochen. „Das war ein Wunsch von Nystad und mir, aber der Skiverband hat hohe Erwartungshaltungen, ich kann nur die Ergebnisse auf den Tisch legen, die die Athletinnen gebracht haben. Schlussendlich hat man gesagt, das will man da so nicht haben, weil man die Athleten auch schützen will“, erklärte Gandler die Entscheidung der ÖSV-Führung gegen Nachwuchsathletinnen.

Er habe aber Verständnis, wenn man sage: Es ist für die eine oder andere noch zu früh. Mit mehr Leuten hätte man ohnehin nicht mehr Qualität an den Start gebracht. „Das was da ist, ist das, was der österreichische Langlauf momentan zu bieten hat. Es fehlt keiner.“

Trainingsleitfaden soll helfen

Um zukünftig besser dazustehen, versucht Gandler im ÖSV seit drei Jahren das System mit Hilfe eines Leitfadens des norwegischen Toptrainers Nystad von unten neu aufzustellen. „Wir haben mit ihm wieder etwas eingeleitet, vielleicht freut sich einmal mein Nachfolger darüber.“ Er selbst habe sich als „Prophet im eigenen Dorf“ mit seinen Vorstellungen nicht durchgesetzt. „Ich stehe dem System vor, ich weiß, was ich in den Jahren alles probiert habe.“ Er habe Nystad gebraucht, der alles mit einem Konzept unterlegt und umsetzt.

Dieser Trainingsleitfaden werde an den 13 Nachwuchsstützpunkten in Zusammenarbeit mit den dortigen Trainern angewendet. Dazu gebe es drei-, viermal im Jahr gemeinsame Kurse. Es sei erfreulich, dass mittlerweile 400 Kinder nach dem Konzept geschult werden. „Es ist ein Erlebnis, zu sehen, dass es viele Kinder gibt, die das überhaupt tun wollen.“