Karl Geiger (GER)
GEPA/Christian Walgram
Nordische WM

Österreichs Adler fliegen zu Silber

Österreichs Skispringer haben am Sonntag die Hoffnungen auf eine Medaille bei der Heim-WM 2019 erfüllt. Philipp Aschenwald, Michael Hayböck, Daniel Huber und Stefan Kraft flogen in Innsbruck im Team-Springen zu Silber. Einzig das deutsche Quartett sprang in einer eigenen Liga.

Großschanzen-Weltmeister Markus Eisenbichler und sein „Vize“ Karl Geiger stießen gemeinsam mit Stephan Leyhe und Richard Freitag in überlegener Manier Titelverteidiger Polen vom Thron und krönten sich zu Weltmeistern. Am Ende hatte das deutsche Quartett 56,6 Punkte Vorsprung auf die Österreicher. Bronze ging mit 10,7 Zählern Rückstand auf Kraft und Co. an die von Weltcup-Spitzenreiter Ryoyu Kobayashi angeführten Japaner.

Das österreichische Quartett sorgte mit Platz zwei zum siebenten Mal in Folge für Edelmetall in einem WM-Team-Bewerb von der Großschanze. Zuletzt waren Österreichs Skispringer 2003 in Val di Fiemme als Mannschaft ohne Medaille geblieben. Auch die Bilanz in Seefeld wurde mit der Silbernen wenige Stunden nach Bronze im Kombi-Team-Sprint gehörig aufgebessert. Mit der dritten Medaille in Seefeld, der ersten in Silber, verbesserte sich Österreich im Medaillenspiegel auf den fünften Platz.

Adler holen Silber im Team-Skispringen

Philip Aschenwald, Michael Hayböck, Daniel Huber und Stefan Kraft holten im WM-Teamspringen Silber hinter Deutschland.

Medaille „einfach geil“

Obwohl die Goldmedaille angesichts der deutschen Dominanz in weiter Ferne war, fühlten sich die Österreicher wie Weltmeister. „Die Deutschen waren heute unschlagbar, da hätten wir Raketen gebraucht, und auch dann wäre es noch knapp geworden. Es ist einfach genial, dass wir hier jetzt eine Medaille haben“, freute sich Kraft im ORF-Interview, „Team-Springen ist immer etwas Besonderes, dass wir das heute so hingebracht haben ist super. Heute am Stockerl zu stehen, ist einfach geil.“

Der konstanteste Springer im ÖSV-Team war aber nicht Kraft, sondern Huber, der mit zweimal 126,5 Metern an diesem Nachmittag der weiteste Österreicher war. „Das ist richtig cool, heute ist bei mir bei beiden Sprüngen alles zusammengekommen. Heute hat es so viel Spaß gemacht, ich habe mich so wohl gefühlt. Kompliment an das ganze Team, wir haben einen echt geilen Job gemacht“, so der Salzburger. „Ich war so nervös, man hätte mir einen Finger abschneiden können und ich hätte es nicht bemerkt.“

Philipp Aschenwald (AUT), Daniel Huber (AUT), Stefan Kraft (AUT), Michael Hayboeck (AUT)
APA/EXPA
Aschenwald, Huber, Kraft und Hayböck hielten dem Druck vor dem Heimpublikum stand

Für Hayböck stellte die Silberne eine Versöhnung mit einer schwierigen Saison dar. „Das ist Wahnsinn, mich freute es gerade irrsinnig. Die Saison war alles andere als leicht, es hat so viele Tiefen gegeben und wenige kleine Höhen. Das ist eine Genugtuung, vor allem daheim. Das war in den letzten Jahren das große Ziel, gewaltig“, so der Oberösterreicher. Aschenwald meisterte seine Rolle als Startspringer trotz laut eigener Aussage großer Nervosität ohne Patzer. „Das war viel aufregender als die Englisch-Matura unter der Woche. Es ist richtig geil, dass wir eine Medaille gemacht haben“, so der 23-Jährige.

Deutsche konstant voran

Gegen die Deutschen war jedoch kein Kraut gewachsen. Einzig Richard Freitag blieb mit seinen Sprüngen auf 121,0 und 120,0 Metern unter der Weite von 125,0 Metern. Zum Vergleich: Bei den Österreichern knackten nur Kraft und Huber die 125-Meter-Marke. „Das haben wir heute wirklich verdient, das war ein geiler Auftritt von uns allen. Ich bin zum ersten Mal als Letzter gesprungen, und das habe ich ganz gut rübergebracht. Doppelweltmeister klingt gut“, sagte Eisenbichler. Sein Kollege Geiger lobte die Konstanz des Teams: „Keiner hat ausgelassen.“

Während der Doppelsieg am Samstag auf der Großschanze durch Eisenbichler und Geiger im deutschen Lager im Hinblick auf das Team-Springen nicht groß gefeiert wurde (Eisenbichler: „Wir haben ein Weißbier getrunken und sind dann ins Bett“) kündigte der frischgebackene Doppelweltmeister für den Sonntag eine etwas intensivere Feier an. Cheftrainer Werner Schuster äußerte gegenüber dem ORF aber dennoch keine Bedenken. „Das sind keine Säufer. Die fallen nach zwei Bier eh um“, sagte der gebürtige Vorarlberger.

Herren-Team-Bewerb in Seefeld

Endstand nach zwei Durchgängen:
1. Deutschland 987,5
Karl Geiger 129,0 / 130,0
Richard Freitag 121,0 / 120,0
Stephan Leyhe 126,0 / 128,5
Markus Eisenbichler 128,0 / 128,5
2. Österreich 930,9
Philipp Aschenwald 117,0 / 118,0
Michael Hayböck 122,5 / 120,5
Daniel Huber 126,5 / 126,5
Stefan Kraft 125,0 / 123,5
3. Japan 920,2
Yukiya Sato 119,5 / 125,0
Daiki Ito 117,0 / 116,0
Junshiro Kobayashi 127,0 / 126,0
Ryoyu Kobayashi 127,0 / 123,0
4. Polen 909,1
Piotr Zyla 121,5 / 119,5
Stefan Hula 113,5 / 116,5
Dawid Kubacki 127,0 / 126,5
Kamil Stoch 125,0 / 122,5
5. Norwegen 900,2
Halvor Egner Granerud 117,5 / 121,5
Andreas Stjernen 123,5 / 120,5
Johann Andre Forfang 122,0 / 127,0
Robert Johansson 117,5 / 121,0
6. Slowenien 858,7
Anze Lanisek 117,0 / 118,0
Peter Prevc 123,0 / 120,0
Ziga Jelar 117,0 / 119,0
Timi Zajc 121,0 / 117,0
7. Schweiz 837,0
Andreas Schuler 112,0 / 108,0
Luca Egloff 111,5 / 110,5
Simon Ammann 125,5 / 123,0
Killian Peier 127,0 / 128,5
8. Tschechien 818,4
Viktor Polasek 119,0 / 121,5
Tomas Vancura 118,0 / 106,0
Cestmir Kozisek 120,5 / 112,0
Roman Koudelka 118,5 / 122,0
Nicht im Finale dabei:
9. Russland 370,9
Denis Kornilow 109,5
Dimitri Wassiliew 111,5
Roman Trofimow 115,0
Jewgenij Klimow 123,5
10. Finnland 354,1
Jarkko Määtä 110,5
Andreas Alamommo 106,5
Eetu Nousiainen 115,5
Antti Aalto 118,0
11. USA 342,5
Patrick Gasienica 103,0
Andrew Urlaub 111,0
Kevin Bickner 121,0
Casey Larson 113,0
12. Kasachstan 214,6
Gleb Safonow 75,0
Sabirzhan Mumunow 102,5
Sergej Taktschenko 116,0
Nikita Dewjatkin 84,0