Marcel Hirscher
GEPA/Marcel Engelbrech
Ski alpin

Vonns Rekord als Hirschers letztes Ziel

Mit dem Wochenende in Kranjska Gora wird auch der achte Gesamtweltcup-Sieg von ÖSV-Star Marcel Hirscher amtlich werden. 490 Zähler Vorsprung hat er auf Alexis Pinturault, der nur noch fünf Rennen bestreiten will. Selbst wenn der Franzose alle fünf Rennen gewinnt, würde Hirscher ein einziger 21. Platz für seine achte große Kristallkugel in Folge reichen. Damit hätte Hirscher sein letztes Saisonziel und vielleicht sogar das letzte große Ziel seiner Karriere erreicht: den „Kugelrekord“ (20) von US-Star Lindsey Vonn.

Die Konkurrenz gratulierte bereits, Hirscher hingegen wartet ab. „Es ist erst fix, wenn es fix ist“, sagte der Salzburger. Als Bansko-Zweiter hinter dem norwegischen Weltmeister Henrik Kristoffersen holte er am Sonntag nach jener im Slalom auch die kleine Kristallkugel im Riesentorlauf. Insgesamt 19 Kugeln hat Hirscher, der am Samstag seinen 30. Geburtstag feiert, in seiner Karriere damit bereits gewonnen.

Auf Hirschers Haben-Seite stehen je sechs im Riesentorlauf und Slalom sowie sieben für die Gesamtwertung. „Das sind mittlerweile Rekorde, die ein großes Gewicht haben. Ich bin zwar überzeugt, dass sie auch irgendwann einstellbar sind und eingestellt werden, aber das sind halt Rekorde, die schon eine gewisse Aussagekraft haben“, sagte Hirscher, der die zwölftägige Rennpause nach den Strapazen der vergangenen Wochen herbeisehnte.

Mit Stenmark gleichgezogen

Mit nun 19 hat Hirscher genauso viele Wertungen gewonnen wie der Schwede Ingemar Stenmark. Wenn er jemals von sich behauptet hätte, so viele Kugeln zu holen, hätte er über sich selbst gesagt: „Das ist ja Wahnsinn, wie kann man so abheben und solche Ziele haben, das ist surreal.“ Rekordhalterin Lindsey Vonn habe er einmal mit ihrer Kugelsammlung gesehen und sich gedacht. „Bist du wahnsinnig, wie kann man so viele Kugeln machen? Jetzt habe ich auch 19. Und hoffentlich kommt noch eine dazu.“

Marcel Hirscher
GEPA/Mario Kneisl
Mit Platz zwei im Bansko-Riesentorlauf sicherte sich Hirscher seine 19. Kristallkugel

Vonns Rekord in Griffweite

Diese 20. Kugel ist das in dieser Saison verbliebene Ziel. Letztlich sei es eine Frage der Punkte, weshalb er konzentriert bleiben will und muss. „Es ist jedes Jahr auch für mich immer wieder spannend. Bei genau solchen Rennen wie in Bansko kann das Ganze noch einmal schön ins Schwanken kommen. Da bin ich immer froh, wenn ich mein Soll dann erfüllen kann, da fällt mir ein Stein vom Herzen“, sagte Hirscher, der im Riesentorlauf von Bansko zur Halbzeit geführt hatte und im zweiten Lauf bei zwei kritischen Situationen das Aus gerade noch verhindern konnte.

„Mir war bewusst: Wenn ich um den Sieg mitfahren will, muss ich riskieren, das habe ich definitiv gemacht. Ich bin megahappy, dass ich zweimal 80 Punkte im Ziel habe und die Riesentorlauf-Kugel fixiert habe und die Gesamtweltcup-Führung ein Stückerl weiter ausbauen konnte. Es ist sehr nach Plan gelaufen“, bilanzierte Hirscher nach der Bulgarien-Reise. In der Kombi wurde er Zweiter hinter Pinturault, im Riesentorlauf Zweiter hinter Kristoffersen.

„Er ist ein großer Champion“

Die beiden Mitbewerber zeigen sich im Saisonfinish von ihrer stärksten Seite, auch im Riesentorlauf war Pinturault als Vierter knapp am Podest dran. „Im Riesentorlauf weiß ich, dass ich noch einige Dinge zu korrigieren habe. Meine Technik wird aber besser, mein Setting auch“, so Pinturault. Über Hirscher sagte der 27-Jährige: „Verrückt. Marcel ist unglaublich. Er ist so stark, es ist wirklich hart, ihn zu schlagen. Und wenn wir dazu fähig sind, dann manchmal nur um Hundertstel. Er ist ein großer Champion.“

4/100 Sekunden betrug der Vorsprung von Kristoffersen auf Hirscher am Sonntag, der Norweger hat mit seinem Premierenerfolg in diesem Weltcup-Winter aber in die Siegerspur zurückgefunden. Nach WM-Gold in Aare besiegte er den Vizeweltmeister zum zweiten Mal in Folge im Riesentorlauf. „Ich war müde nach dem ersten Durchgang und nach dem zweiten auch. Aber es war ein sehr schöner Kampf mit Marcel. In den letzten zwei Jahren waren die Hundertstel nicht auf meiner Seite, aber diesmal schon, das ist schön“, sagte Kristoffersen, der sich über die Fortsetzung des Duells in der kommenden Saison freuen würde. „Aber wenn er sagt, es geht nicht mehr, bin ich auch nicht verärgert.“

Der Herren-Weltcup geht diese Woche ohne Hirscher, Pinturault und Kristoffersen mit den Speed-Rennen in Kvitfjell (NOR) weiter. Das Weltcup-Spitzentrio startet erst wieder bei den Technikbewerben in Kranjska Gora (SLO) und danach beim Weltcup-Finale in Soldeu (AND).