Biathlet beim Schiessen
GEPA/Oliver Lerch
Biathlon-WM

Dopingangst schwebt auch über Östersund

Nach den Vorfällen bei der nordischen Ski-WM in Seefeld ist Doping auch vor der am Donnerstag beginnenden Biathlon-WM im schwedischen Östersund ein großes Thema. Während ÖSV-Cheftrainer Ricco Groß hofft, dass die Titelkämpfe sauber bleiben, würde der fünffache Olympiasieger Martin Fourcade seine Hand nicht dafür ins Feuer legen.

„Ich wäre nicht überrascht, wenn in Östersund wieder Doper entdeckt werden“, sagte der Franzose am Dienstag. „Wenn es in anderen ähnlichen Sportarten passiert, kann es hier natürlich auch passieren. Biathlon ist dem Skilanglauf und Radsport doch sehr ähnlich. Warum sollte es hier also nicht auch wieder Doping geben? Man weiß das nie.“

Der 30-Jährige, zuletzt siebenmal in Serie Gewinner des Gesamtweltcups, hat die Vorfälle in der Vorwoche in Seefeld, als fünf Langläufer, darunter die ÖSV-Athleten Max Hauke und Dominik Baldauf, beim Blutdoping erwischt wurden, nach eigenen Worten als „sehr schmerzhaft“ empfunden. Vor allem das Video, das Hauke mutmaßlich beim Dopen zeigt, sei „schwer zu ertragen gewesen. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen.“

„Hoffe, dass sie nicht mehr ruhig schlafen können“

Fourcade wünscht sich, dass sich nach dem harten Durchgreifen der Behörden in Seefeld mehr Doper selbst anzeigen: „Ich hoffe, dass alle, die in diesen Skandal verwickelt sind, nicht mehr ruhig schlafen können und sich schnell der Polizei stellen.“ Der Franzose sah sich aufgrund seiner Dominanz in den vergangenen Jahren selbst immer wieder Dopinganschuldigungen ausgesetzt. „Ich habe noch nie etwas genommen, genau wie viele andere hier“, sagte er.

Martin Fourcade (FRA).
GEPA/Mathias Mandl
Fourcade war der große Dominator der letzten Jahre

„Schwarze Schafe rausziehen“

Auch Groß zeigte sich von den Vorfällen in Seefeld „schockiert“ und es sei „gut, dass so genau ermittelt wird, dass man die schwarzen Schafe rauszieht“. Auf die Frage, ob er in Östersund ähnliche Vorfälle befürchte, sagte der Deutsche: „Es ist schwierig, mit diesen Gedanken zu leben, da es doch immer wieder Athleten gibt, die versuchen zu manipulieren und zu tricksen.“

Beim ÖSV-Team rechnet er nicht mit negativen Überraschungen. „Dadurch, dass wir die ganze Zeit zusammen trainiert und gearbeitet haben, kann ich mir das nicht vorstellen.“ Eine lückenlose Kontrolle der Athleten sei freilich nicht durchführbar. „Das ist sicherlich nicht hundertprozentig möglich, denn es muss ja nicht sein, dass die Sportler reisen. Dieses Netzwerk (rund um die Dopingfälle in Seefeld, Anm.) hat offenbar ganz anders gearbeitet und fungiert. Sie sind teilweise zu den Athleten gekommen, wie man das auch in Seefeld gesehen hat.“

Kein Problem mit Loginow-Comeback

Dass Dopingsünder wie der Russe Alexander Loginow, der eine zweijährige Sperre wegen Dopings mit dem Hormon Erythropoetin (EPO) abgesessen hat, nun wieder dabei sind, ist für Groß nachvollziehbar. „So ist nun mal das Rechtssystem. Wer seine Strafe abgesessen hat, muss wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden. Das ist im Straf- und Zivilrecht so, warum also nicht im Sportrecht. Und Loginow hat seine Strafe abgesessen. Es gibt viele Athleten im internationalen Bereich, die mit dem Thema schon konfrontiert waren. Ob das jetzt bewusst oder unbewusst war – sie haben ihre Strafe abgesessen und sind zumindest für Weltcups und Weltmeisterschaften startberechtigt.“