Munas Dabbur (25.), Fredrik Gulbrandsen (65.) und Christoph Leitgeb (92.) drehten das 0:1 durch Arkadiusz Milik (14.). Salzburg blieb in seiner ausverkauften Arena auch im 59. Spiel in Folge ungeschlagen, für den Aufstieg hätte es aber zwei weiterer Treffer bedurft.
Nach dem Halbfinal-Einzug im vergangenen Jahr war für Salzburg dieses Mal bereits im Achtelfinale Endstation. Die Italiener hingegen dürfen weiter vom ersten Europacup-Triumph seit 1989 träumen, als Clublegende Diego Maradona die „Azzuri“ zum UEFA-Cup-Titel führte.
Änderungen auf beiden Seiten
Aufgrund der Oberschenkelverletzung von Zlatko Junuzovic und der Gelb-Sperre von Xaver Schlager war Trainer Marco Rose gezwungen, seine Startelf gegenüber dem Hinspiel zu verändern. Wie der Deutsche bereits am Mittwoch kundtat, durften Enock Mwepu und der erst 18-jährige Dominik Szoboszlai im Mittelfeld beginnen. Für Letzteren war es im zehnten Spiel überhaupt das Europacup-Debüt. Rose entschied sich dazu für die Nominierung von Takumi Minamino im Angriff, Patson Daka und Fredrik Gulbrandsen mussten damit die Ersatzbank drücken.
Roses Gegenüber Carlo Ancelotti nahm ebenfalls Änderungen vor. Der Startrainer musste wegen Gelb-Sperren sein Abwehrzentrum umbauen. Kalidou Koulibaly und Nikola Maksimovic saßen in Salzburg ihre beiden Gelb-Sperren ab, für sie rückten Vlad Chiriches und Sebastiano Luperto in die Formation. Ancelotti wollte auch im Sturm tauschen, doch Kapitän Lorenzo Insigne verletzte sich beim Aufwärmen, so durfte erneut der belgische WM-Dritte Dries Mertens starten.
Optimismus vor Beginn
Der Optimismus im ausverkauften Stadion Wals-Siezenheim kannte vor dem Spiel keine Grenzen, auf dem Weg zur Arena waren auch Tipps wie ein 4:0 oder 5:0 zu vernehmen. Das 4:1 nach 2:4 gegen Lazio Rom im Viertelfinale 2018 hatte Spuren hinterlassen. „Es wird mehr Überzeugung, mehr Klarheit und mehr Sauberkeit mit dem Ball brauchen“, sagte Rose am Mittwoch. Dieser Aufforderung kam seine Mannschaft in den ersten Minuten zwar nach, doch Napoli ließ die Hausherren im kompakten 4-4-2 anlaufen. Die Gäste kamen damit wiederum der Aufforderung ihres Trainers nach, der sich nach dem Hinspiel über zu viele zugelassene Salzburger Chancen ärgerte.
Die Italiener übernahmen vorübergehend das Kommando und kamen zur ersten Torchance. Nach einem geklärten Eckball kam der Ball wieder in den Strafraum, Milik köpfelte das Leder aber mit zu wenig Druck auf das Gehäuse, und Salzburg-Tormann Alexander Walke hatte in seinem 50. Europacup-Spiel damit keine Probleme (10.). Vier Minuten später sollte aber Milik wie schon in Neapel die Führung besorgen.
Mwepu verlor den Ball auf der rechten Seite an Mario Rui. Nach Zuspiel von Piotr Zielinski brachte der Linksverteidiger den Ball ins Zentrum. Kapitän Andreas Ulmer wollte klären, traf aber Teamkollege Jerome Onguene. Walke brachte noch eine Hand an den Ball, Milik verwertete aber aus kurzer Distanz per Seitfallzieher spektakulär zur Führung (14.). Salzburg benötigte zu diesem Zeitpunkt nun fünf Tore für den Aufstieg.
Dabbur gleicht aus
Nachdem der erste Schock verdaut war, besann sich Salzburg wieder seiner Stärken: Balleroberungen. Der frech aufspielende Szoboszlai fing einen Pass von Allan ab und bediente Munas Dabbur ideal. Der Israeli zeigte, warum er Führender der Torschützenliste in der Europa League ist, ließ im Strafraum Chiriches links liegen und verwertete bei strömendem Regen trocken ins kurze Eck zum umjubelten 1:1 (25.).
Der Glaube an ein Wunder war wieder da, allerdings schlichen sich immer wieder Schlampigkeiten ins Salzburger Spiel. Abwehrchef Andre Ramalho verlor binnen kürzester Zeit zweimal den Ball. Das ging glimpflich aus, weil Szoboszlai nach Hereingabe von Mertens zu Milik in höchster Not rettete und Sekunden später Fabian Ruiz im Gegensatz zum Hinspiel aus der Distanz nur die rechte Stange traf (29.).
Chancen vergeben
Salzburg versuchte die kompakte Abwehr der Italiener über die Seiten mit den gewohnt lauffreudigen Außenverteidigern Stefan Lainer und Ulmer zu öffnen. Zunächst sorgte aber ein Standard für Gefahr, nach Szoboszlais Ecke brachte Onguene den Ball trotz Raum und Zeit nicht auf das Tor (37.). Minamino nahm dann nach Doppelpass mit Wolf die halbe Napoli-Mannschaft aus dem Spiel, doch sein Schuss ging knapp am Tor vorbei (43.). Es blieben nur noch 45 Minuten für vier Tore.
Nach der Pause, die ohne Änderungen in den Startformationen vonstatten ging, war zunächst Napoli in den ersten Minuten dem zweiten Treffer näher, doch richtig gefährlich wurden die Gäste bei ihren Angriffsbemühungen nicht. Ein Schuss von Zielinski wurde zur Ecke abgefälscht (47.), Walke ließ eine abgerissene Mertens-Flanke durch die Beine rutschen, hatte den Ball aber im Nachfassen (57.).
„Joker“ stechen
Salzburg blieb mit der lautstarken Unterstützung des Publikums bemüht, es gelang aber zunächst nicht, klare Chancen herauszuspielen, auch weil die Präzision beim letzten Pass sowie im Abschluss fehlte. In der 65. Minute war Salzburg dann allerdings glasklar: Der mit Fortlauf stark aufspielende Szoboszlai bediente Wolf, der zu Linksverteidiger Ulmer weiterleitete. Dessen scharfe Hereingabe verwertete „Joker“ Fredrik Gulbrandsen, schon im Hinspiel nach seiner Einwechslung brandgefährlich, nach gutem Laufweg via Innenstange zur 2:1-Führung.
Salzburg blieb am Drücker und hätte fast postwendend für das 3:1 gesorgt, doch Wolf ließ diese Möglichkeit aus (66.). Salzburg entwickelte ein klares Chancenplus, Dabburs Seitfallzieher ging noch an die Stange (87.), mit Leitgeb stach aber im Finish ein weiterer „Joker“ und traf zum Endstand ins kurze Eck (92.). Die Fans dankten die letztlich würdige Abschiedsvorstellung mit Standing Ovations.
Europa League, Achtelfinale
Rückspiel, Donnerstag:
Salzburg – Napoli 3:1 (1:1)
Wals-Siezenheim, 29.520 Zuschauer, SR Cerro Grande (ESP)
Hinspiel 0:3 – Napoli mit Gesamtscore von 4:3 im Viertelfinale
Torfolge:
0:1 Milik (14.)
1:1 Dabbur (25.)
2:1 Gulbrandsen (65.)
3:1 Ch. Leitgeb (92.)
Salzburg: Walke – Lainer, Ramalho, Ongeue, Ulmer – Mwepu (59./Gulbrandsen), Samassekou, Wolf, Szoboszlai (74./Ch. Leitgeb) – Minamino (86./Haaland), Dabbur
Napoli: Meret – Hysaj, Chiriches (78. Malcuit), Luperto, Rui – Callejon, Allan, Ruiz, Zielinski (74./Diawara) – Milik, Mertens (88./Younes)
Gelbe Karten: Onguene, Samassekou bzw. Milik