Thomas Raffl (Salzburg), Parick Bolterle (Capitals) and Jean-Philippe Lamoureux (Capitals)
GEPA/Mario Kneisl
Eishockey

Letzter Akt im Semifinal-Thriller

Am Freitag entscheidet sich im siebenten Spiel der Semifinal-Serie zwischen den spusu Vienna Capitals und Red Bull Salzburg endgültig, wer mit dem KAC um den Titel der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) kämpft. Während die Capitals auf den Heimvorteil setzen, hofft man bei Salzburg auf den Schwung des Comebacks in der sechsten Partie.

Am Dienstag hatten die Salzburger in der heimischen Volksgarten-Arena nach einem 0:2-Rückstand noch sprichwörtlich den Kopf aus der Schlinge gezogen. Raphael Herburger fixierte nach einer Aufholjagd im dritten Abschnitt in der Verlängerung den 3:2-Sieg und den Ausgleich zum 3:3 in der „Best of seven“-Serie. Damit muss die Entscheidung in Wien-Kagran fallen. Die Finalserie gegen den KAC beginnt am Sonntag. Wo ist noch offen: Gewinnen die Wiener, haben die Capitals Heimvorteil, siegt Salzburg, steigt das erste Finalspiel in Klagenfurt.

Eines steht schon vor dem ersten Bully am Freitag fest: Die Semifinal-Serie zwischen den Capitals und Salzburg ist die bisher engste Play-off-Serie in der Geschichte der Erste Bank Eishockey Liga. Vier der bisher sechs Matches endeten erst in der Verlängerung. Im Saisonverlauf wurden gar neun von bisher zwölf Vergleichen der beiden Clubs in die „Overtime“ geschickt. Das ist für direkte Duelle zweier Teams in einem Spieljahr ebenso EBEL-Rekord wie im Play-off. Überhaupt gingen heuer in der K.-o.-Runde bereits 13 Partien in die Verlängerung – ebenfalls eine neue Rekordzahl, die sich noch erhöhen könnte.

Salzburger Comeback-Könige

Der Heimvorteil in der Erste Bank Arena ist der große Trumpf der Wiener. Dass es im Play-off aber auch auf andere Tugenden ankommt, haben gerade die Salzburger bisher eindrucksvoll bewiesen. Der Semifinalist der Champions-Hockey-League hat in der Serie gegen die Caps in gesamt 402:20 Minuten Spielzeit lediglich 4:30 Minuten geführt. Doch die Salzburger kamen immer wieder nach Rückständen zurück, wie auch am Dienstag mit dem Ausgleich 36 Sekunden vor der Schlusssirene.

Jubel von Raphael Herburger und John Hughes (beide Salzburg)
GEPA/Mathias Mandl
Herburger, hier im Vordergrund, machte den Showdown mit seinem Tor in Salzburg erst möglich

Herburger ermöglichte den „Bullen“ dann nach 3:27 Minuten der Verlängerung noch eine Reise nach Wien und dem KAC einen weiteren Vorteil. Denn die mit einem 4:0 an Siegen gegen Graz erfolgreichen Kärntner warten seit Freitag auf ihren Endspielgegner, sie werden bis zum ersten Final-Bully am Sonntag (14.00 Uhr) 198,5 Stunden Pause gehabt haben. Für den Gegner werden es bloß rund 40 Stunden sein.

Situation wie im Traum

Capitals-Stürmer Chris de Sousa bezeichnete Spiel sieben als ultimatives Ziel jedes Cracks: „Wenn du als Kind auf dem Teich oder unten im Hof den Puck ins Tor jagst, dann denkst du nicht über Spiel eins oder zwei in einer Serie nach. Du träumst davon, in Spiel sieben den Game-Winner zu erzielen. Genau diese Möglichkeit haben wir vor unseren Fans, in der eigenen Arena.“

Der Kanadier hat Erfahrung darin, wie Salzburg in einem siebenten Match besiegt werden kann. In der vergangenen Saison vollbrachte er das mit Bozen und sorgte dafür, dass die Salzburger „nur“ als österreichischer Meister nach Wien kommen, und nicht als EBEL-Champion 2018. De Sousa: „Das werde ich natürlich nie vergessen. Spiel sieben ist kein normales Spiel. Du siehst es schon an der Aufregung, die im Vorfeld unter den Fans herrscht.“

Capitals bauen auf „gelbe Wand“

An das Finale denken derzeit aber weder Capitals noch Salzburg. „Wir haben Heimvorteil, spielen in einer vollen Erste Bank Arena, mit unseren Fans im Rücken“, sagte Capitals-Coach Dave Cameron, „in dieser Saison haben unsere Supporter schon oft gezeigt, dass sie in entscheidenden Momenten der Mannschaft noch einen zusätzlichen Push geben können. Wir freuen uns wieder auf eine gelbe Wand.“

Der Gewinner der Pick-Round muss freilich die Enttäuschung des im dritten Drittel am Dienstag nur um 36 Sekunden verpassten Aufstiegs wegstecken. Ganz konträr dazu wohl das gewonnene Selbstvertrauen der Salzburger, sie wollen das Glück noch einmal erzwingen. „Wir müssen wieder alles, was wir haben, aufs Eis bringen, ich erwarte neuerlich eine spannende Partie“, prognostizierte Thomas Raffl. Und Peter Hochkofler ist sich sicher: „Wir können uns noch steigern.“

Abschiedsvorstellung von Trattnig?

Ein spezielles Match könnte es für Matthias Trattnig werden, vor allem bei einem Salzburger Out. Denn der Routinier hatte bereits zu Saisonbeginn angekündigt, nach diesem Spieljahr bzw. 24 Profijahren seine Karriere beenden zu wollen. Auch für seinen Kapitänskollegen auf der anderen Seite, Ex-NHL-Legionär Andreas Nödl, könnte nach dieser Partie ganz Schluss sein. Saison-MVP Peter Schneider hingegen wird mit einem Wechsel von den Capitals zum EHC Biel in der Schweiz in Verbindung gebracht.