Maximilian Wöber und Kevin Danso
GEPA/Christian Ort
Fußball

Ringen um ÖFB-Talente für U21-EM

Angesichts der Kaderzusammenstellung für die bevorstehenden EM-Qualifikationspartien des A-Teams sowie der Nominierung des Aufgebots für die U21-EM im Juni ist beim ÖFB viel diplomatisches Fingerspitzengefühl gefragt. Besonders gefordert ist Sportdirektor Peter Schöttel, der gleich mehrere Interessen unter einen Hut bringen muss.

Der 52-jährige Wiener muss in den kommenden Wochen mit Teamchef Franco Foda, U21-Coach Werner Gregoritsch und den Vereinen einen gemeinsamen Nenner finden, was aufgrund der Terminproblematik kein leichtes Unterfangen werden dürfte. Daneben muss sich Schöttel auch noch gegen die Avancen des serbischen Verbands wehren, der Admiras U21-Talent Sasa Kalajdzic, der in den März-Testspielen gegen Italien und Frankreich jeweils eingewechselt wurde, zu einem Nationenwechsel bewegen will.

Dabei hätte der Sportdirektor auch so schon viel um die Ohren. Der Lehrgang der A-Nationalmannschaft für die Duelle mit Slowenien am 7. Juni und Nordmazedonien am 10. Juni beginnt am 3. Juni, zur selben Zeit geht die Vorbereitung der U21-Auswahl in die entscheidende Phase. Die EM-Generalprobe der Gregoritsch-Truppe geht am 11. Juni gegen Frankreich über die Bühne. Am 17. Juni steigt Österreichs erstes Match überhaupt im Rahmen einer U21-EM in Triest gegen Serbien, weiter geht es in der Gruppenphase am 20. Juni gegen Dänemark und am 23. Juni gegen Deutschland jeweils in Udine.

Keine Abstellpflicht für U21-EM

Trotz dieser Überschneidungen kann sich Schöttel vorstellen, dass Spieler zunächst im A-Team-Aufgebot stehen und danach zur U21-Mannschaft übersiedeln. „Das ist theoretisch möglich. Wir sind uns aber auch unserer Verantwortung bewusst und wissen, dass die EM am Ende einer langen Saison ist. Wir müssen auf unsere Spieler aufpassen und sind auch den Vereinen verpflichtet“, sagte der Sportdirektor der APA. Ebendiese Vereine könnten dem ÖFB im Bestreben, ein möglichst schlagkräftiges Team zusammenzustellen, einen Strich durch die Rechnung machen – für die U21-EM besteht für die Clubs nämlich keine Abstellpflicht.

ÖFB-Teamchef Franco Foda und Sportdirektor Peter Schöttel
GEPA/Christian Ort
Auf Schöttel warten in den kommenden Wochen intensive Gespräche u. a. mit Teamchef Foda

Nach den Angaben des Wieners gibt es von den heimischen Bundesligisten die Zusage, dass ihre Spieler bei der EM dabei sein können. Zudem erhielt Schöttel nach eigenen Angaben positive Signale im Zusammenhang mit Spielern wie Kevin Danso, Maximilian Wöber und Philipp Lienhart, wobei die beiden Letzteren derzeit nicht fit sind. Bei Konrad Laimer und Hannes Wolf gilt es eine Basis mit Leipzig-Sportchef Ralf Rangnick zu finden, im Fall von Valentino Lazaro deponierte Schöttel das ÖFB-Interesse bereits bei Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz.

Eine Frage der richtigen Balance

Alle Spieler verfügen über A-Team-Erfahrung und sind damit auch für Foda ein Thema. Dazu kommt, dass einige U21-EM-Anwärter im Sommer Transfers tätigen könnten, womit sich plötzlich die Ansprechpartner ändern würden. „Die Situation ist schwierig und herausfordernd, aber wir können froh sein, so ein Problem zu haben“, meinte Schöttel.

Am 28. Mai gibt Foda seinen EM-Quali-Kader bekannt, ein bis zwei Wochen davor ist ein Gespräch geplant, in dem beide Kaderstrukturen erstellt werden sollen. „Wir wollen die Dinge im Vorfeld intern regeln“, sagte Schöttel. Dabei gibt es laut dem Sportdirektor keine Prioritäten, weder für das A-Team noch für die U21-Mannschaft. „Beides ist extrem wichtig. Auf der einen Seite brauchen wir dringend Punkte für die EM-Qualifikation, auf der anderen Seite sind wir erstmals bei einer U21-EM, die eine große Bühne für die Spieler ist“, erklärte Schöttel.

Serbischer Verband angelt nach Kalajdzic

Diese Bühne könnte unter anderen Kalajdzic nützen. Der Admira-Stürmer gilt nicht nur bei diversen Clubs aus dem In- und Ausland, sondern aufgrund seiner Vorfahren auch bei einem anderen Nationalverband als Objekt der Begierde. Schöttel führte mit dem 21-Jährigen bereits ein Gespräch, versicherte ihm dabei die Wertschätzung und das Interesse des ÖFB, bekam aber auch zu hören, dass es zwischen Kalajdzic und dem serbischen Verband Kontakt gibt.

Sasa Kalajdzic jubelt im Admira-Dress
APA/EXPA/Stefan Adelsberger
Kalajdzic hat sich nicht nur in das Blickfeld einiger Clubs, sondern auch des serbischen Verbands gespielt

Theoretisch könnte sogar die skurrile Situation eintreten, dass Kalajdzic in Österreichs EM-Auftaktmatch gegen Serbien mitwirkt – allerdings in der serbischen Elf. Selbst in diesem Fall wäre er für den ÖFB noch nicht verloren, denn erst ein Pflichtspiel auf A-Team-Ebene verhindert einen Nationenwechsel. Sollte also Kalajdzic vom ÖFB für die anstehenden A-Team-Partien nominiert werden, die Einladung annehmen und dann gegen Slowenien oder Nordmazedonien eingesetzt werden, wäre das Serbien-Thema vom Tisch.

Diese Variante ist für Schöttel allerdings nur schwer denkbar. „Er hat etwas Außergewöhnliches, und ich hoffe, dass er irgendwann für unsere A-Nationalmannschaft spielt. Aber es wird nicht so sein wie in anderen Ländern, dass man einem Spieler ein, zwei Minuten im A-Team schenkt“, beteuerte der 52-Jährige.