Spieler von Red Bull Salzburg jubeln
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Bundesliga

Meister Salzburg verspürt Genugtuung

Nach dem 2:1-Sieg bei der Wiener Austria und dem sechsten Meistertitel in Folge hat sich Fußballchampion Red Bull Salzburg in höchster Feierlaune gezeigt. „Das sind Feierbiester genauso wie Mentalitätsmonster“, sagte Sportdirektor Christoph Freund, der ebenso Genugtuung verspürte wie einige Spieler. Gefeiert wurde bereits mit dem Meisterstern.

„Es ist gigantisch, dass wir jetzt sechsmal hintereinander Meister geworden sind. Wir haben gute Spieler verloren in den letzten Jahren, da wurde uns schon der Niedergang prophezeit. Die Bestätigung von solchen Titeln ist immer schwieriger, als sie zu holen“, sagte Freund unmittelbar nach dem Sieg in Wien, der erst durch eine späte Wende durch Xaver Schlager (81.) und Hannes Wolf (86.) ermöglicht wurde.

„Bei uns spürt man einfach immer, dass noch etwas geht. Es ist kein Zufall, dass wir die meisten Tore in den letzten 15 Minuten geschossen haben“, sagte Cican Stankovic, einer der Gewinner der Saison und erstmals Meister als Einsertormann. „Es war vor allem am Anfang (in Salzburg) eine harte Zeit, der Weg war nicht vorgezeichnet. Das ist die Krönung meiner Karriere“, betonte der 26-jährige ÖFB-Teamspieler.

Salzburg ist erneut Fußballmeister

Mit einem 2:1-Sieg bei der Wiener Austria fixierten die „Bullen“ endgültig den Meistertitel.

Genugtuung auch bei Wolf

In den vergangenen Wochen verspürte auch Hannes Wolf eine harte Zeit in Salzburg. Ein Teil der Anhängerschaft ließ ihn seinen Wechsel im Sommer zum Schwesterclub RB Leipzig spüren. Beim 3:1-Sieg gegen Wolfsberg vor einigen Wochen gab es bei der Auswechslung des Offensivspielers vereinzelte Unmutsbekundungen von den Rängen, die Trainer Marco Rose damals sauer aufstießen („Es gehört sich nicht“).

Nun schoss ausgerechnet der 20-Jährige die Salzburger zum Titel. „Wir sind alle überglücklich, dass wir das geschafft haben. Der Titel hat einen Riesenstellenwert, nachdem ich persönlich komische Wochen erlebt habe, die nicht so einfach waren“, erklärte Wolf am Sonntag, wobei aber die Freude über das sechste Clubdouble überwog.

Meisterparty und Meisterstern

Sportdirektor Freund, der sich Salzburgs Erfolge der vergangenen Jahre auch auf seine Fahnen heften darf, wurde dabei zum Partydirektor. „Da lasse ich mir nichts zuschulden kommen, wir können auch feiern“, sagte der 41-Jährige, der sein Team zum Würstelstand im ersten Bezirk ausführte, bevor es im Bus Richtung Westen ging. Erfolgscoach Rose plante nach dem Spiel bereits den Besuch einer Tankstelle fix ein, um sich mit seinem Lieblingsgetränk Gin Tonic zu versorgen.

Grafik zu Österreichs Bundesliga-Meistern
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Bereits in Wien waren die Salzburger mit einem Meisterstern versorgt. Nach dem Titel 2016, als man mit den drei Meisterschaften vor der Red-Bull-Ära bereits zehn gesammelt hatte, wurde auf diese Tradition zum Unmut der Fans noch verzichtet. Mit dem Jubiläumstitel in der neuen Ära (seit 2005/06) fand bei den Verantwortlichen ein Umdenken statt. „Den Stern muss man sich erst verdienen, das haben wir gemacht, wir werden ihn mit Stolz tragen“, sagte ÖFB-Teamspieler Stefan Lainer.

Emotionale Worte

Rose nützte trotz aller Ausgelassenheit aber auch die Gelegenheit, um innezuhalten. „Ich bin auch sehr stolz auf unseren zweiten Zeugwart, der sich nach einer Krebsdiagnose durchgekämpft hat und jetzt wieder gesund ist. Das ist ein Moment, wo auch das ein bisschen hochkommt und abfällt.“ Wehmut komme bei ihm trotz des bevorstehenden Wechsels zu Borussia Mönchengladbach aber nicht auf, vielmehr Freude über das Geleistete. „Den Ansprüchen musst du erst einmal gerecht werden – jede Woche. An diesen Ansprüchen misst man uns auch, das erfahren wir ja auch nach jedem Spiel. Die beste Antwort sind einfach Titel“, erklärte der Salzburger Sympathieträger.

Marco Rose (Trainer Red Bull Salzburg)
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Rose verabschiedet sich nach zwei Jahren als Profitrainer mit drei von vier möglichen nationalen Titeln aus Salzburg

Xaver Schlager stellte seinem Coach stellvertretend für die Mannschaft ein besonderes Zeugnis aus. „Er macht die Taktik, stellt auf, rotiert und all diese Sachen. Er gibt uns Freiheiten und gibt uns Selbstvertrauen. Ihm gebührt ein Riesenanteil an dem Titel“, betonte Schlager, der auch die anderen Clubmitarbeiter nicht vergaß. „Es gibt so viele Leute im Verein, die Anteil haben an diesem Titel“, unterstrich Schlager.

Rose-Abgang „kein Beinbruch“

Der Abgang von Rose, der in seinen beiden Jahren als Cheftrainer bei den Profis die zweitmeisten Titel (drei) nach Oscar Garcia (vier) sammelte, gehört für Teamspieler Schlager „zum Geschäft. Das ist kein Beinbruch, es kommt ja ein guter neuer Trainer“, meinte er im Hinblick auf Leipzigs bisherigen „Co“ Jesse Marsch gewohnt abgeklärt.

Rose versprach, in den restlichen drei Spielen gegen den LASK (daheim), Sturm Graz (auswärts) und den WAC (daheim) ähnlich Gas zu geben wie beim Feiern. Schließlich kämpfen noch vier Teams um den begehrten Rang drei, der einen Fixplatz in der Europa League bringt. „Wir müssen die Saison anständig zu Ende spielen. Wir müssen der Liga gerecht werden, es gibt noch Entscheidungen, die anstehen. Da sollten wir uns allen Mitbewerbern gegenüber fair verhalten“, sagte Rose.

Hoffen auf CL-Fixplatz

Selbst wird Salzburg dieser Tage und Wochen auch gespannter denn je auf die Champions League blicken. Denn nur wenn sich der Sieger auch via Liga für die Königsklasse qualifiziert, haben die „Bullen“ ihren erstmaligen Platz in der Gruppenphase sicher. Von den Halbfinalisten haben sich Barcelona und Liverpool bereits qualifiziert, Tottenham so gut wie – nur Ajax Amsterdam darf aus Salzburger Sicht die Trophäe nicht stemmen. Andernfalls müsste Österreichs Meister in der CL-Qualifikation antreten, in der Salzburg bisher elfmal gescheitert ist.