Gregor Schlierenzauer
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Skispringen

Schlierenzauer setzt Karriere fort

Gregor Schlierenzauer, der erfolgreichste Skispringer der Weltcup-Geschichte, setzt seine Karriere fort und baut dabei auf die Unterstützung des bisherigen deutschen Bundestrainers Werner Schuster. Schlierenzauer ist laut ÖSV-Mitteilung vom Dienstag voll in den Trainingsbetrieb des Verbandes integriert und startet mit seinen Kollegen am Mittwoch mit medizinischen Tests in die neue Saison.

Der Skisprungsport bedeute ihm trotz der zuletzt mageren Jahre nach wie vor extrem viel, erklärte Schlierenzauer in einer vom ÖSV übermittelten Aussendung. „Mit der Unterstützung von Werner schließt sich für mich ein Kreis“, sagte der 29-Jährige.

Schuster hatte seinen am Saisonende ausgelaufenen Vertrag mit dem DSV nicht verlängert und eine Auszeit angedeutet. Nun kam der Wahltiroler dem Wunsch seines einstigen Schützlings in Stams nach. „Er war eine Schlüsselfigur als Trainer. Wir hatten und haben ein super Verhältnis“, betonte Schlierenzauer, der sich jüngst von seinem Manager Hubert Neuper „in bestem Einvernehmen“ (Neuper) getrennt hat, ebenso von seinem Pressesprecher.

Coach Werner Schuster
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Werner Schuster steht Gregor Schlierenzauer in Zukunft beratend zur Seite

Schuster sieht Chancen auf Rückkehr an Spitze

Schuster erklärte gegenüber der APA, das Engagement bei Schlierenzauer lasse sich gut mit seinen Plänen verbinden. Der Coach des Olympiasiegerteams von Sotschi 2014 will Schlierenzauer im athletischen und im technischen Bereich zur Seite stehen. Bei Beobachtung von Sprüngen Schlierenzauers habe er schon „markante Fehler“ gesehen, sagte Schuster, sieht aber die Voraussetzungen für eine Rückkehr an die Spitze gegeben.

„Er ist erst 29, wirkt sehr motiviert und glaubhaft, dass er die Energie aufbringen will. Wichtig ist, dass der Hunger da ist“, betonte Schuster und erinnerte daran, dass er zu Beginn seiner DSV-Tätigkeit Martin Schmitt nach dessen sechsjähriger Durststrecke wieder nach vorne geführt hatte. Das soll nun auch mit Schlierenzauer gelingen. „Es geht sicher nicht von heute auf morgen, und man sollte nicht von Seriensiegen ausgehen“, betonte Schuster. Ziel sei es vorerst, dass sich der Stubaier in den Top Ten etabliere.

„Weg zurück definitiv nicht einfach“

Schlierenzauer hat seit dem Premierensieg am 3. Dezember 2006 im Weltcup 53 Erfolge gefeiert, der bisher letzte gelang aber vor mehr als vier Jahren Anfang Dezember 2014 ebenfalls in Lillehammer. In der vergangenen Saison hatte Schlierenzauer im mehrwöchigen Einzeltraining mit Kotrainer Florian Liegl vergeblich versucht, wieder den Anschluss an die Spitze zu finden, und war nicht für die Heim-WM nominiert worden.

Nun startet er unter dem 49-jährigen Schuster einen neuen Anlauf. „Der Weg zurück wird definitiv kein einfacher, zumal der Skisprungsport noch um ein Stück sensibler geworden ist und die Dichte richtig groß ist. Ich gehe die Herausforderung mit viel Respekt, Zuversicht und großer Motivation an“, betonte der zweifache Gesamtweltcup-Sieger Schlierenzauer. Die Rolle Schusters sei mit dem Verband klar abgesprochen. „Das Miteinander und der Austausch stehen über allem“, sagte Schlierenzauer.

Schlierenzauer genießt ÖSV-Vertrauen

Der Sportliche Leiter Mario Stecher erklärte, dass Schuster nicht bei ÖSV-Trainingskursen und Wettkämpfen dabei sein werde. Das sei von diesem auch gar nicht gewollt. „Gregor genießt weiterhin unser vollstes Vertrauen und erhält jede nötige Unterstützung des Verbandes. Sein klares Ziel bleibt die Rückkehr an die Weltspitze“, sagte Stecher. Dabei werde Schlierenzauer auf die Beratung seines früheren Jugendtrainers zurückgreifen, stehe aber weiter in engstem Kontakt zu Cheftrainer Andreas Felder und dessen Betreuerteam.

Felder versammelt die erste Trainingsgruppe ab Mittwoch zum ersten Kurs für die Saison 2019/20. Dabei werden Stefan Kraft und Co. laut Felder die neuen Kotrainer und der Physiotherapeut sowie die Planungen für den kommenden Winter präsentiert. Die Springer absolvieren nun zunächst die medizinischen Untersuchungen in St. Johann/Tirol und arbeiten danach bis Ende Mai an der körperlichen Ausbildung. Ende Mai folgt der erste Sprungkurs in Planica gemeinsam mit den Nordischen Kombinierern.

Frische Motivation für Iraschko-Stolz

Mit Daniela Iraschko-Stolz wird auch bei den Damen eine arrivierte Springerin ihre Karriere fortsetzen und holte sich frische Motivation. Die dreifache Medaillengewinnerin der Heim-WM in Seefeld wird künftig im Olympiastützpunkt Innsbruck trainieren. „Das bringt nach langjährigem Training neue Reize und neuen Input“, sagte die 35-Jährige. Sie sei „richtig heiß darauf, diese lässige Situation zu erleben“.

Die „Grande Dame“ des Skispringens hat mit ÖSV-Cheftrainer Harald Rodlauer den Weg genau abgesprochen. „Sie hat alle Freiheiten, sie kann selbst entscheiden, zu welchen Kursen sie kommt und wo sie starten wird“, sagte der ebenfalls aus Eisenerz stammende Rodlauer der APA. Skispringen wird die Wahltirolerin jedenfalls erst ab Juli.

„Noch mehr ans Limit gehen“

Bis dahin wird die Ex-Weltmeisterin im Olympiastützpunkt, in den sie kürzlich offiziell aufgenommen wurde, mit dem dortigen Trainer Christoph Ebenbichler und gemeinsam mit Aktiven anderer Sportarten arbeiten. „Meine Motivation ist sehr hoch, ich würde gerne noch mehr ans Limit gehen“, sagte die ehrgeizige Athletin. „Je älter man wird, desto härter muss man arbeiten, aber auch anders.“

Die vielfach operierten Knie bereiten ihr aktuell keine Probleme. „Von dem her geht es mir richtig gut“, sagte Iraschko-Stolz. Sie wurde diese Woche in ihrer Heimat Eisenerz für die WM-Erfolge geehrt. „Das letzte Jahr war sportlich eine Hammersaison. Das habe ich wirklich gut auf den Punkt gebracht“, meinte die Steirerin. Rodlauer sieht die Voraussetzungen für weitere Erfolge gegeben. „Ich habe gemerkt, dass Daniela mit der neuen Situation richtig glücklich ist. Sie kann sicher noch weitere Jahre auf höchstem Niveau springen.“