Szene aus dem Match Schweden gegen Österreich
APA/AFP/Vladimir Simicek
Eishockey-WM

Schweden watscht ÖEHV-Team ab

Österreichs Nationalteam hat bei der Weltmeisterschaft in Bratislava am Donnerstag erstmals eine richtige Watschen kassiert. Die rot-weiß-rote Auswahl kam gegen Titelverteidiger Schweden mit 1:9 (0:5 0:2 1:2) unter die Räder. Das gnadenlose „Drei Kronen“-Team sorgte bereits in den ersten 15 Minuten gegen die hilflosen Österreicher für klare Verhältnisse.

Gabriel Landeskog eröffnete in der Ondrej Nepela Arena von Bratislava bereits nach etwas mehr als einer Minute die schwedische Gala (2.). Im Eiltempo bauten die Skandinavier ihre Führung dank Marcus Kruger (3.), William Nylander (6.), Adam Larsson (8.) und Adrian Kempe (15.) auf 5:0 aus. Dennis Rasmussen (30./SH), Elias Lindholm (34.), Oliver Ekman-Larsson (43./PP) und Elias Pettersson verwöhnten zumindest die schwedischen Fans mit weiteren Treffern. Michael Raffl sorgte für den Ehrentreffer (48.)

Die Österreicher waren den mit 19 Legionären aus der National Hockey League (NHL) angetretenen Schweden in jeder Phase der Partie unterlegen. Anders als gegen Russland oder die Schweiz konnten Baders Burschen einen Favoriten nicht zumindest phasenweise fordern. Wenigstens endete nach 172 Minuten dank Raffls Treffer die Torflaute. Ein Glück, denn bereits am Freitag steht das erste Schlüsselspiel um den Klassenerhalt gegen Norwegen (16.15 Uhr, live in ORF Sport +) auf dem Programm.

Raffl mit dem Ehrentreffer

Nach Vorarbeit von Fabio Hofer betrieb Michael Raffl bescheidene Ergebniskosmetik und traf zum 1:9-Endstand (48.).

Goalie-Rotation geht weiter

So wie gegen Russland durfte diesmal wieder Bernhard Starkbaum zwischen den Stangen stehen. Der ehemalige Schweden-Legionär – Starkbaum sorgte einst im Dress von MODO Hockey für die eine oder andere Schlagzeile – ersetzte diesmal den gegen die Schweizer groß aufspielenden David Kickert. Ein Indiz dafür, dass Letztgenannter wohl am Freitag gegen Norwegen die Nummer eins im Tor sein wird.

Auch seine Sturmlinien stellte der Teamchef wieder etwas um. Konstantin Komarek war wieder der große Abwesende. Der Stürmer, der mit einer Hüftblessur kämpft, sollte seinen Körper für die für den Klassenerhalt wichtigeren Spiele gegen die Norweger und Italien schonen. Auch Patrick Obrist bekam eine zusätzliche Pause. Dafür war Thomas Hundertpfund wieder mit von der Partie.

Talfahrt beginnt nach 69 Sekunden

Die Partie gegen den noch amtierenden Weltmeister war bereits im Vorfeld als eines von vier Spielen zum Lernen ausgegeben worden. Und die Professoren aus dem hohen Norden hielten sich mit den österreichischen Prüflingen auch nicht wirklich lange auf. Bereits nach 69 Sekunden lag die Scheibe im Tor, nachdem Landeskog von der Abwehr allein gelassen Starkbaum ausgetanzt hatte. Es war die erste schwedische Chance im Spiel. Keine zwei Minuten später legte Kruger nach einem Abpraller das 2:0 nach (3.) – der sprichwörtliche Käse war gegessen.

Früher Rückstand für das ÖEHV-Team

Nach etwas mehr als einer Minute schlug der Puck bereits im Tor der Österreicher ein. Gabriel Landeskog traf zum 1:0 für die Schweden. (2.)

Die Österreicher mussten sich schon früh auf Schadensbegrenzung einstellen. Die Übung gelang aber nur mäßig. Denn die Schweden spielten schneller, als die österreichischen Spieler in entscheidenden Situationen denken konnten. Wie ein schlecht verschraubtes Billy-Regal nahmen „Tre Kronor“ den in allen Phasen überforderten Außenseiter auseinander. Nach 15 Minuten durfte man die Partie unter schwedischem Kantersieg abheften: Nylander schob allein vor Starkbaum ein (6.), Larsson verwertete einen perfekten Querpass (8.), und Kempe haute den Puck in den Winkel (15.) – eine sportliche Hinrichtung.

Die Vorstellung seiner Vorderleute dürfte auch Henrik Lundqvist gefallen haben. Zeit, das Geschehen zu beobachten, hatte der Startorhüter der New York Rangers genug. Einmal gegen Dominic Zwerger (2.), bei einem Weitschuss von Clemens Unterweger (9.) und bei einem Konter von Geburtstagskind Alexander Cijan in Unterzahl (14.) wurde der 37-Jährige etwas aufgeweckt. Das Skurrile aus österreichischer Sicht: Trotz einiger Gelegenheiten schossen die Schweden vorerst kein Tor im Powerplay.

Geschenke und Ende einer Flaute

Eigentlich hätte man die Partie aufgrund der Kräfteverhältnisse jetzt schon beenden können, aber weil es die Regeln so wollen, wurden auch die weiteren beiden Drittel gespielt. Die Schweden schienen dabei zumindest etwas Mitleid mit dem unterlegenen Gegner zu haben und stiegen deutlich vom Gas. Österreich schaute etwas besser aus, an der klaren Überlegenheit der Skandinavier änderte das aber nicht einen Strich.

Dazu kam erschwerend, dass die Österreicher den Schweden weitere lockere Treffer schenkten. Zuerst ließ sich Dominique Heinrich im eigenen Drittel – noch dazu in Überzahl – die Scheibe abluchsen und musste hilflos zuschauen, wie der Puck von der Schlägerschaufel von Dennis Rasmussen zum 6:0 über die Linie kullerte (30.). Dann leitete Lukas Haudum mit einem Fehlpass das siebente schwedische Tor durch Elias Lindholm ein (34.). Die österreichischen Chancen blieben überschaubar. Fabio Hofer zwang Lundqvist nach schöner Einzelaktion immerhin zu einer Parade.

Shorthander zum 6:0

In Unterzahl machte Dennis Rasmussen das halbe Dutzend für die Schweden voll. (30.)

Mit sieben Treffern hatten die Schweden aber noch nicht genug. Ekman-Larsson nutzte eine Strafe gegen Raphael Herburger zum 8:0 (43.). Dann durfte sich auch Jungstar Pettersson nach einem neuerlichen Geschenk der Abwehr über seinen ersten Treffer bei der WM 2019 freuen (46.). Wenigstens gingen die Österreicher nicht so wie gegen Russland und die Schweizer ohne eigenen Treffer vom Eis. Michael Raffl sorgte mit einem perfekten Haken nach schöner Vorarbeit Hofers dafür, dass NHL-Star Lundqvist kein Shut-out in die Statistik bekam.

Eishockey-WM in der Slowakei, Vorrunde

Gruppe B (Bratislava)

Endstand:

Österreich – Schweden 1:9

(0:5 0:2 1:2)

Tore: M. Raffl (48.) bzw. Landeskog (2.), Krüger (3.), Nylander (6.), Larsson (8.), A. Kempe (15.), Rasmussen (30./SH), Lindholm (34.), Ekman Larsson (43./PP), E. Pettersson (46.)

Stafminuten: 10 bzw. 8

Österreich: Starkbaum – Pallestrang, Heinrich; Schumnig, Unterweger; Schlacher, Wolf; Strong – Schneider, Herburger, Th. Raffl; M. Raffl, Baumgartner, Hofer; Haudum, Rauchenwald, Zwerger; Ganahl, Hundertpfund, Cijan

Schweden: Lundqvist – Ekman-Larsson, Larsson; Ekholm, Klingberg; Gustafsson, M. Pettersson; Hagg – Nylander, Wennberg, Hornqvist; Landeskog, Lindholm, E. Pettersson; Eriksson, Lander, A. Kempe; Rasmussen, Kruger, Lindblom; M. Kempe

Gruppe B in Bratislava

Abschlusstabelle:
1. Russland 7 7 0* 0** 0 36:7 21
2. Tschechien 7 6 0* 0** 1 39:14 18
3. Schweden 7 5 0* 0** 2 41:21 15
4. Schweiz 7 4 0* 0** 3 27:14 12
5. Lettland 7 3 0* 0** 4 21:20 9
6. Norwegen 7 2 0* 0** 5 19:33 6
7. Italien 7 0 1* 0** 6 5:48 2
8. Österreich 7 0 0* 1** 6 9:40 1

* Sieg nach Verlängerung/Penaltyschießen (zwei Punkte)
** Niederlage nach Verlängerung/Penaltyschießen (ein Punkt)

Top Vier im Viertelfinale, Letzter steigt ab