Österreichische Eishockeymannschaft
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Eishockey-WM

Österreich muss zurück an den Start

So wie schon 2011 war die Slowakei auch heuer kein guter WM-Boden für Österreich. Mit einem 3:4 nach Penaltyschießen gegen Italien stieg die ÖEHV-Truppe nach zwei Jahren im Oberhaus wieder ab. Damit heißt es zurück an den Start. „Man muss das Beste daraus machen und von vorne anfangen“, sagte Verbandsboss Gernot Mittendorfer.

Das Aus gegen die auf dem Papier zweitklassigen Italiener – gleich zehn Akteure spielen in der Alps Hockey League (AHL), dem Unterhaus der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) – war das abrupte Ende eines zweijährigen Aufstiegsprozesses, der Hoffnung auf mehr machte. Teils starke Vorbereitungsspiele gegen Topnationen hatten Erwartungen geweckt, denen die Mannschaft aber im entscheidenden Moment nicht gerecht werden konnte.

Zumindest einen Mangel an Selbstkritik konnte man den Spielern nach dem Offenbarungseid gegen die auf den Endzweck Klassenerhalt ausgerichteten Italiener nicht vorwerfen. „Wir als Mannschaft hätten einige Sachen besser machen müssen. Wir sind noch nicht konstant genug“, sagte Kapitän Thomas Raffl, der selbst nicht sein bestes WM-Turnier erwischte.

Italien besiegt Österreich im Penaltyschießen

Italien setzt sich im Penaltyschießen gegen Österreich durch und bleibt damit erstklassig. Für das ÖEHV-Team bedeutet das den Abstieg.

Kein Platz für Ausreden

Ausreden suchen mussten weder Spieler, noch Funktionäre. Abgesehen von NHL-Legionär Michael Grabner und Verteidiger Stefan Ulmer gab es kaum prominente Absagen. Auch die Ausgangslage, dass wohl das Spiel gegen Italien das entscheidende wird, war keine Überraschung. „Wir waren mit unseren besten Spielern hier und haben gewusst, dass es auf das letzte Spiel ankommt“, sagte daher auch der Chef des Österreichischen Eishockeyverbandes (ÖEHV).

ÖEHV-Verbandsboss Gernot Mittendorfer
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„Wir waren mit unseren besten Spielern hier“, betonte ÖEHV-Präsident Gernot Mittendorfer

Mittendorfer haderte so wie viele Spieler auch mit dem Verlauf der WM. Anfangs wurden gute Leistungen wie etwa gegen Lettland nicht in zumindest einen Zähler umgemünzt, danach zerstörten Schlappen gegen Schweden (1:9) und Tschechien (0:8) vor den wichtigen Spielen gegen Norwegen und Italien das angeknackste Selbstvertrauen vollends. „Wenn man sich die Vorbereitung anschaut, sind wir doch mit einem guten Gefühl hergefahren. Wir haben aber dann unsere Leistung nicht bringen können und teilweise einen unglücklichen Spielverlauf gehabt“, sagte Mittendorfer.

Jugend gibt Hoffnung

Die schlechte Leistung gegen Italien spiegelt aber laut Raffl nicht das wahre Gesicht des österreichischen Eishockeys wider. „Wir sind auf einem richtigen Weg, das österreichische Eishockey hat in den letzten Jahren viel Gutes gemacht. Es sind sehr viele junge Spieler in dieser Mannschaft, die das Potenzial haben, sehr gute Eishockeyspieler zu werden“, so der Stürmer. Bestes Beispiel war der 19-jährige Benjamin Baumgartner, der sich bei seiner WM-Premiere keinen groben Schnitzer leistete. Auch Verteidiger Raphael Wolf war eine der wenigen positiven Überraschungen.

Benjamin Baumgartner
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Der 19-jährige Stürmer Benjamin Baumgartner gilt als einer der Hoffnungsträger für die Zukunft

Die nächste Generation muss nun im kommenden Jahr durch die harte Schule Division Ia. Obwohl Präsident Mittendorfer unmittelbar nach dem Abstieg den sofortigen Wiederaufstieg als Ziel ausgab, wird die Rückkehr in die A-Gruppe immens schwer. Mit Frankreich stieg ein Gegner ab, der Österreich traditionell nicht liegt. Auch die Spiele gegen Ungarn, Slowenien und Südkorea sind alles andere als Selbstläufer.

Schleppende Legionärsreduzierung

Die hohe Anzahl an Legionären in der EBEL war zwar diesmal nicht der Hauptgrund für den Abstieg, bleibt aber trotzdem das Grundübel im heimischen Eishockey. Speziell bei den Torhütern wirkte sich das in Bratislava negativ aus. David Kickert, Bernhard Starkbaum und Lukas Herzog müssen sich bei ihren EBEL-Clubs hinter ausländischen Goalies anstellen. Dementsprechend war die Torhüterposition bei allen Bemühungen eine Schwachstelle.

David Kickert
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David Kickert kam wie seine Tormannkollegen ohne allzu große Spielpraxis in die Slowakei

Daran wird sich auch so schnell nichts ändern, auch wenn Mittendorfer auf ein kleines Licht am Horizont hinwies. „Wir haben mit der Liga besprochen, dass wir mehr qualitative Eiszeit für Österreicher bekommen“, sagte der ÖEHV-Präsident. Der Masterplan: Alle Jahre wird die Punkteanzahl des gesamten Kaders um zwei Zähler reduziert, dadurch wird alle zwei Jahre ein Legionärsplatz weniger. Bei aktuell elf Legionären pro Team ein mehr als schleppender Prozess.

Ein radikaler Schnitt, etwa nur fünf Transferkartenspieler, wäre für Mittendorfer der falsche Weg. Dadurch würde das Niveau der EBEL zu stark sinken, so der Präsident. Und damit könnte man sich das A-Niveau noch mehr aufzeichnen. Der heimische Nachwuchs soll dort lernen, wo es auch viele Italiener erfolgreich tun. „Wir haben mit der Alps Hockey League eine Plattform für junge Spieler“, so der ÖEHV-Boss.

Bader bleibt

Keine Diskussion gibt es über den Teamchef. Roger Bader, der es als erster Teamchef seit Herbert Pöck 2004 schaffte, Österreich zumindest für ein weiteres Jahr in der A-Gruppe zu halten, darf seinen laufenden Vertrag erfüllen. „Das Schicksal eines Trainers soll nicht von einem Penalty abhängen“, sagte Mittendorfer. Der Teamchef habe „solide Arbeit“ geleistet: „Wir haben einen Rückschlag hinnehmen müssen, aber wir werden damit umgehen.“

Bader selbst wollte nach dem ersten schweren Rückschlag in seiner Zeit als Teamchef erst einmal ein paar Nächte drüber schlafen, ehe er sich einen neuen Plan zurechtzimmert. „Natürlich müssen wir uns überlegen, was besser werden muss. Man muss es aber sachlich analysieren und hinterfragen, wenn etwas Zeit vergangen ist“, sagte der Schweizer, der nun bei der WM 2020 in seinem Heimatland zuschauen muss.