Mohamed Salah und Lucas Moura
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Champions League

Das Finale der Abgeschriebenen

Am Samstag (21.00 Uhr) steigt im Estadio Wanda Metropolitano von Madrid erstmals ein Finale der UEFA Champions League. Den englischen Showdown zwischen dem FC Liverpool und Tottenham Hotspur hätte während der Saison kaum jemand erwartet. Denn beide Clubs waren bereits mehrmals abgeschrieben – so wie einige ihrer wichtigsten Akteure.

Sowohl Liverpool, als auch Tottenham standen gleich einige Male vor dem Aus in der „Königsklasse“. Beide Clubs schafften es in der Gruppenphase nur mit Mühe als Zweitplatzierte in die K.-o.-Phase. Liverpool hatte gegenüber dem SSC Napoli nur dank der Tordifferenz die Nase vorne, Tottenham blieb dank eines 1:1 am letzten Spieltag beim FC Barcelona und dank der Schützenhilfe von PSV Eindhoven (1:1 bei Inter Mailand) auf Platz zwei.

In der K.-o.-Phase waren sowohl „Reds“ als auch „Spurs“ von allen Beobachtern abgeschrieben. Speziell im Semifinale: Liverpool ging auswärts bei Barcelona mit 0:3 unter, nur um sich im Rückspiel an der Anfield Road mit einer 4:0-Gala einen Traum zu erfüllen. Tottenham war nach einer 0:1-Niederlage daheim und einem zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand auswärts bei Ajax Amsterdam eigentlich schon weg, doch dann kam der Brasilianer Lucas Moura und kehrte das Trauerspiel mit drei Toren noch in ein „Wunder von Amsterdam“ um.

Drittes CL-Finale für Klopp

Liverpool und Tottenham rittern um die Krönung in der Königklasse des Fußballs. Im rein englischen Finale der Champions-League träumen die Reds vom sechsten Titel im höchsten europäischen Wettbewerb.

Tore verjagen Frust

Von seinem Trainer Mauricio Pochettino wurde Lucas damals zum „Supersuperhelden“ geadelt. Dabei hatte der 26-Jährige lange um Anerkennung kämpfen müssen. Erst nach seinem Wechsel von Paris Saint-Germain zu Tottenham im Jänner 2018 ging es mit der Karriere des Stürmers wieder so richtig bergauf. „Das Spiel gegen Ajax war das beste Gefühl meiner Karriere“, meinte der Brasilianer. Lucas hatte vor zwei Jahren noch ein anderes Gefühl. Mit PSG war er im Achtelfinale gegen den FC Barcelona nach einem 4:0-Sieg daheim sowie einem turbulenten 1:6 im Rückspiel noch aus dem Bewerb geflogen.

Lucas jubelt
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Lucas (l.) holte Ajax mit einem Hattrick aus allen Finalträumen

Lange auf dem Abstellgleis befand sich auch sein Teamkollege Harry Kane. Der englische Teamstürmer, im vergangenen Jahr Torschützenkönig der WM in Russland, war bei Pochettinos Amtsantritt 2014 laut Aussagen des Trainers noch ein „frustrierter Junge“. Der Stürmer wurde damals ständig an kleinere Clubs ausgeliehen, weil er für den modernen Fußball angeblich nicht fit genug war. Kurz vor dem Champions-League-Finale nannte Pochettino seinen Star nun „einen der drei besten Stürmer der Welt“.

Liverpools „Fab Three“

Das Gefühl von Trainern abgeschoben zu werden, kennen auch die Stürmerstars beim FC Liverpool. Allen voran Mohamed Salah. Der Ägypter wurde einst von Jose Mourinho beim FC Chelsea aussortiert und nach Italien verkauft. Dort spielte sich Salah aber bei der AS Roma wieder ins Rampenlicht. Bei Liverpool stieg der 26-Jährige vergangene Saison zum Superstar auf. Mit 32 Toren brach er den bisherigen Rekord für Treffer in einer Spielzeit der Premier League.

Sadio Mane und Mohamed Salah
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Salah (l.) und Mane sind ein wichtiger Teil des Liverpooler Erfolgspuzzles

Mit dem ehemaligen Salzburg-Kicker Sadio Mane aus dem Senegal und dem Brasilianer Robert Firmino verfügt Liverpool-Trainer Jürgen Klopp über zwei weitere heiße Eisen im Angriff, die lange Zeit unter dem Radar flogen. Salah, Sane und Firmino erzielten heuer gemeinsam 68 Tore für die „Reds“. Der Marktwert des Trios, das an der Liverpooler Merseyside in Anlehnung an die Beatles nur noch „The Fab Three“ genannt wird, beträgt mehr als 300 Millionen Euro.

„Wir haben auf dem Platz so etwas wie eine gemeinsame Sprache. Jeder weiß, was er zu tun hat“, sagte Mane zu Beginn des Monats in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Sollte aus dem Trio einer ausfallen, hat Trainer Jürgen Klopp mit Divock Origi noch einen weiteren, in seiner bisherigen Karriere meist unauffälligen Trumpf in der Hinterhand. Der Belgier hatte im Halbfinale gegen Barcelona als Ersatzmann zwei Treffer zum 4:0 im Rückspiel beigesteuert.