Champions-League-Pokal
Reuters/Denis Balibouse
Champions League

Showdown mit klar verteilten Rollen

Nach dem Endspiel der Europa League ist auch das Finale der Champions League am Samstag (21.00 Uhr) in Madrid eine rein englische Angelegenheit. Der FC Liverpool geht dabei als Favorit gegen Tottenham Hotspur in die Partie. Neben der größeren Erfahrung in Finalspielen gibt für Beobachter vor allem der Kader den Ausschlag zugunsten der „Reds“.

Liverpool steht zum zweiten Mal in Folge im Endspiel der Königsklasse. Im Vorjahr musste sich die Auswahl von Trainer Jürgen Klopp Real Madrid mit 1:3 geschlagen geben. Auch mit Borussia Dortmund hatte der Deutsche 2013 gegen Bayern München bereits ein CL-Finale verloren. Im dritten Anlauf soll es für Klopp nun klappen. Für Liverpool wäre es der sechste Titel in Champions League und Meistercup, allerdings der erste seit 2005.

„Ich war noch niemals mit einer besseren Mannschaft in einem Finale als jetzt“, betonte Klopp demonstrativ. Liverpools Herzstück ist der Angriff. Das Trio Sadio Mane, Mohamed Salah und Roberto Firmino wird in Anlehnung an die Beatles „The Fab Three“ genannt und besitzt laut Klopp „überragende Qualitäten“. Der im Halbfinale für den damals verletzten Firmino aufgebotene Divock Origi muss sich trotz zweier Tore gegen Barcelona hinten anstellen.

Wanda Metropolitan Stadion in Madrid
APA/AFP/Javier Soriano
Im Wanda Metropolitana wird der Nachfolger von Real Madrid gekrönt

Salah setzt auf Erfahrung

Besonders Salah ist hoch motiviert. Beim 1:3 im Endspiel gegen Real Madrid im Vorjahr musste der Ägypter nach einem Foul von Sergio Ramos schon nach einer halben Stunde verletzt vom Feld. „Ich hoffe, wir können ausbessern, war letztes Jahr passiert ist“, sagte Salah, der mit 22 Toren zusammen mit Mane und Arsenals Pierre-Emerick Aubameyang erneut Torschützenkönig der Premier League wurde. „Wir haben mehr Erfahrung als das letzte Mal. Es wird hart, aber ich hoffe, wir gewinnen.“

Drittes CL-Finale für Klopp

Liverpool und Tottenham rittern um die Krönung in der Königklasse des Fußballs. Im rein englischen Finale der Champions-League träumen die Reds vom sechsten Titel im höchsten europäischen Wettbewerb.

Liverpool hat in der abgelaufenen Premier-League-Saison 26 Punkte mehr geholt als Tottenham und dazu beide direkten Duelle mit 2:1 gewonnen. Auch der Weg ins Finale war für das Team von der Merseyside mit Aufstiegen gegen Bayern München, Porto und Barcelona nominell schwerer. Tottenham schaltete in der K.-o.-Phase Dortmund, Manchester City und Ajax aus.

Mohamed Salah
APA/AFP/Sergei Supinsky
Salahs Erinnerungen an das Finale 2018 sind schmerzhafter Natur

Historische Chance für Tottenham

Bei Tottenham könnte im Angriff ein anderer Weltstar ein Comeback geben. Nach seiner Anfang April erlittenen Bänderverletzung meldete sich Harry Kane fit. „Ich bin bereit zu spielen“, sagte Englands Teamkapitän. Trainer Mauricio Pochettino steht vor einem Dilemma. Rückt Kane in die Startelf, müsste wohl Lucas Moura auf die Bank. Der Brasilianer schoss die „Spurs“ mit drei Toren bei Ajax Amsterdam im Alleingang nach Madrid. Son Heung Min scheint im Sturm gesetzt.

Champions League, Finale

Beginn 21.00 Uhr:

Tottenham – Liverpool

Madrid, Estadio Metropolitano, SR Skomina (SLO)

Mögliche Aufstellungen:

Tottenham: Lloris – Trippier, Alderweireld, Vertonghen, Rose – Sissoko, Wanyama, Alli – Eriksen – Kane, Son

Liverpool: Alisson – Alexander-Arnold, Matip, Van Dijk, Robertson – Henderson, Fabinho, Wijnaldum – Salah, Firmino, Mane

Die Nordlondoner haben die Chance, Historisches zu schaffen. Während Liverpool die begehrteste Trophäe im europäischen Clubfußball bereits fünfmal gewonnen hat, ist das Finale für Tottenham eine Premiere. Ein Halbfinale 1962 war bisher das beste Abschneiden im Meistercup bzw. in der Champions League. Mit einem Sieg im Metropolitano könnten die „Spurs“ das seltene Kunststück schaffen, alle drei Europacup-Titel zumindest einmal gewonnen zu haben.

Viermal war Tottenham in dieser Champions-League-Saison bereits so gut wie ausgeschieden. In der Gruppenphase retteten die Londoner ein spätes 1:0 gegen Inter Mailand und ein 1:1 beim FC Barcelona. Im Viertelfinale kamen sie mit einem 3:4 bei Manchester City, im Halbfinale nach einem 3:2 bei Ajax noch weiter. „Ich glaube nicht an Schicksal. Sollte es aber Schicksal sein, müssen wir gewinnen“, sagte Innenverteidiger Jan Vertonghen vor dem Duell mit Liverpool.

Pochettinos Weg wird belohnt

Für Trainer Pochettino wäre es die Krönung einer langjährigen Aufbauarbeit. Seit der 47-jährige Argentinier Tottenham im Sommer 2014 übernommen hat, ging es für die „Spurs“ aufwärts. Im Gegensatz zu den anderen Topteams steht Pochettino weniger Geld für Transfers zur Verfügung. In den letzten fünf Jahren hat Tottenham netto nur rund ein Sechstel so viel ausgegeben wie Liverpool, im vergangenen Sommer investierte der Club aufgrund des Baus des neuen Stadions kein Geld in neue Spieler.

Mauricio Pochettino feiert mit Spielern
APA/AFP/Olaf Kraak
Pochettino (M.) und seine „Spurs“ waren heuer die große Überraschung der Königsklasse

Das sorgte auch für interne Kritik. So monierte Linksverteidiger Danny Rose vor zwei Jahren, dass nur Spieler gekauft würden, über die er sich per Google informieren müsse. „Ungeachtet dessen, was ich damals gesagt habe, glaubt der Trainer an diesen Weg. Wir sehen nun, wie weit er uns gebracht hat. Ich dachte niemals, dass das mit Tottenham passieren könnte“, meinte Rose nun.

Liverpool gab sich auch in den vergangenen Jahren als Ein- und Verkäufer. Die „Reds“ haben mit Virgil van Dijk den teuersten Verteidiger und mit Alisson Becker den zweitteuersten Torhüter der Welt in ihren Reihen. Der brasilianische Teamtorhüter kam im vergangenen Sommer um über 70 Millionen Euro und ersetzte den Deutschen Loris Karius, der im Finale gegen Real schwer gepatzt hatte – für Klopp ein weiterer Puzzleteil, um den Weg zum Titelgewinn mit Liverpool endlich zu Ende zu gehen.