Marko Arnautovic und Marcel Sabitzer beim Training
APA/EXPA/Johann Groder
EM-Qualifikation

Österreich ist zu Sieg verpflichtet

Österreichs Teamspieler stehen schon in der dritten Runde der EM-Qualifikation gehörig unter Zugzwang. Am Freitag (20.45 Uhr live in ORF1 und im Livestream) muss in Klagenfurt gegen Slowenien ein Sieg her, um weiter seriös über die EM 2020 sprechen zu können. Das Wort „Finale“ geisterte bereits vor dem Spiel im Wörthersee Stadion herum.

Im März gab es für die mit großen Hoffnungen gestarteten Österreicher zwei bittere Pillen zu schlucken. Der 0:1-Niederlage gegen Polen daheim folgte nur kurz darauf das ernüchternde 2:4-Debakel in Israel. Mit einer Pleite gegen Slowenien wäre für Österreich, das am Montag in Nordmazedonien gastiert, der Zug zu der in ganz Europa ausgetragenen Endrunde im kommenden Jahr so gut wie abgefahren.

Teamchef Foda ist sich der brisanten Ausgangsposition vor dem Duell mit den Nachbarn im Wörthersee Stadion bewusst. „Jeder weiß, worum es geht. Das Spiel hat einen gewissen Finalcharakter, es geht für beide um sehr viel“, erklärte der Deutsche und wies darauf hin, dass der Start der Slowenen mit zwei Punkten aus zwei Partien ebenfalls nicht zufriedenstellend verlaufen war.

ÖFB-Team unter Zugzwang

Österreich steht in der EM-Quali unter Zugzwang. Nach den Auftaktniederlagen im März benötigt die ÖFB-Elf gegen Slowenien einen Sieg.

Auch Kapitän Julian Baumgartlinger gibt sich keinen Illusionen hin. „Wenn man aus den ersten beiden Spielen null Punkte holt, ist die Ausgangslage klar“, sagte der gebürtige Salzburger. Daher zähle gegen Slowenien nur der Sieg, vor allem wenn man in der Favoritenrolle steckt. „Gegen ein Team, das wir schlagen wollen, müssen wir das eben auch tun“, so Baumgartlinger.

Fodas Job in Gefahr

Doch nicht nur für die ÖFB-Auswahl, auch für ihren Coach steht viel auf dem Spiel: Bei einer Niederlage könnte nämlich Fodas Job wackeln. „Aber mit solchen Szenarien habe ich mich in meinem ganzen Leben nicht beschäftigt, weil ich von meiner Arbeit überzeugt bin und auch davon überzeugt bin, dass wir ein gutes Spiel an den Tag legen werden und ich auch nach dem morgigen Match mit meinen Spielern zusammenarbeiten werde“, betonte Foda.

Nationaltrainer Franco Foda mit Assistenztrainer Thomas Kristl
GEPA/D. Götzhaber
Bei einer weiteren Niederlage könnte es für Foda (Mi.) eng werden

Diesbezüglich stimmten den 53-Jährigen die Eindrücke der vergangenen Tage optimistisch. „Die Mannschaft hat sehr aufmerksam und konzentriert im Training gearbeitet. Ich bin sehr positiv angetan von jedem einzelnen Spieler, alle ziehen gut mit.“ Erfolgsgarantie sei das jedoch keine. „Entscheidend ist, was wir auf den Platz bringen“, sagte der Teamchef.

Dynamik und Tempo als Schlüssel

Gegen die Nummer 63 der Weltrangliste Slowenien fordert der Teamchef der Nummer 34 höchste Konzentration. „Wir müssen unser Spiel durchziehen, mit viel Tempo und Dynamik nach vorn agieren und hinten kompakt stehen“, gab Foda als Marschroute für das Schlüsselspiel vor. Und: „Wir müssen selbstbewusst auftreten und von unserem Spiel überzeugt sein.“

Vor den Slowenen zeigte der frühere Meistermacher von Sturm Graz Respekt. „Sie haben mit (Josip) Ilicic, (Benjamin) Verbic und (Andraz) Sporar in der Offensive viel Qualität, sind hinten kompakt und gut im Umschaltspiel. Aber letztlich geht es darum, wie wir agieren.“ Das 3:0 im Testspiel im März 2018 in Klagenfurt gegen Slowenien hat laut Foda für Freitag keine wirkliche Aussagekraft. „Sie haben jetzt neue Spieler, einen anderen Trainer und spielen ein anderes System.“

EM-Qualifikation, Gruppe G

Freitag, 20.45 Uhr (live in ORF1)

Österreich – Slowenien

Klagenfurt, Wörthersee-Stadion, SR Kulbakow (BUL)

Mögliche Aufstellungen:

Österreich: Lindner – Lainer, Dragovic, Hinteregger, Alaba – Schlager, Baumgartlinger – Lazaro, Gregoritsch, Arnautovic – Burgstaller

Slowenien: Oblak – Stojanovic, Mevlja, Al. Struna, Jokic – Kurtic, Bijol, Crnigoj – Ilicic, Sporar, Verbic oder Bohar

„Genügend Zeit zur Vorbereitung“

Am eigenen System arbeiteten die österreichischen Kicker in Klagenfurt seit Sonntag – dabei wäre dafür aufgrund des Saisonendes auf Clubebene durchaus länger Zeit gewesen, wie zuletzt Aleksandar Dragovic anmerkte. „Aber es macht keinen Sinn, einen Tag vor dem Spiel darüber zu diskutieren. Es war genügend Zeit zur Vorbereitung“, betonte Foda. Außerdem hätten seine Schützlinge die Zeit bis zum Beginn des Lehrgangs gut genützt. „Jeder Spieler hat einen individuellen Trainingsplan bekommen, und was ich in den letzten Tagen gesehen habe, hat ihn jeder wohlerfüllt“, meinte der Teamchef.

Die nach den jüngsten Niederlagen entstandenen Spekulationen über angeblich mangelhafte Hierarchien innerhalb des ÖFB-Teams wollte Foda nicht überbewerten. „Die Mannschaft hat sich aufgrund von Rücktritten verändert, da benötigt es Zeit, bis sich neue Hierarchien bilden. Ich habe mich an diesen Diskussionen eher wenig beteiligt. Im Prinzip ist es das gleiche Team wie letztes Jahr in den Testspielen, und da hat man auch Führungspersönlichkeiten auf dem Platz gesehen. Außerdem muss jeder Verantwortung übernehmen, es gibt genügend erfahrene Spieler“, erklärte Foda.

Spieler sind bereit

Die Akteure im Team sind laut Kapitän Baumgartlinger jedenfalls für den Pflichtsieg bereit. „Die Stimmung ist gut. Wir hatten eine knackige Vorbereitungszeit und haben intensiv trainiert. Jeder weiß, was zu tun ist. Wir haben gut und effizient trainiert“, sagte der 31-Jährige. Dabei ging es auch um die Aufarbeitung des 2:4 im März in Israel. „Wir müssen das analysieren und die Lehren daraus ziehen. Wir wissen, was wir in Zukunft besser machen müssen“, erklärte Baumgartlinger.

Bessere Erinnerungen als an das Match in Haifa hat der Mittelfeldspieler an das 3:0 gegen Slowenien im Testspiel in Klagenfurt im März 2018. Aber auch das sei Schnee von gestern, so der Salzburger. „Es bringt uns momentan nichts, dass wir damals eine gute Partie abgeliefert haben. Aber wir sollten ähnlich wie damals ins Spiel gehen“, meinte Baumgartlinger.