Eljif Elmas
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EM-Qualifikation

Nordmazedoniens Fußball ist im Aufwind

Österreichs Fußballnationalteam gastiert seit Sonntag erstmals in Nordmazedonien. Am Montag (20.45 Uhr, live in ORF1) gilt es nach dem 1:0-Sieg gegen Slowenien nachzulegen, um in der EM-Qualifikation im Rennen zu bleiben. Die Mannschaft trifft in der Gruppe G zwar auf einen Außenseiter, der befindet sich jedoch seit geraumer Zeit im Aufwind.

Der nächste Gegner der Österreicher heißt erst seit 12. Februar 2019 Nordmazedonien, Anfang des Jahres wurde der Namensstreit mit Griechenland beigelegt. Der südliche Nachbar war mit der vorherigen Namenswahl Mazedonien unglücklich, da er befürchtete, die seit 1991 unabhängige ehemalige jugoslawische Teilrepublik könnte Ansprüche auf die nordgriechische Provinz Makedonien erheben.

Am Ende gab es einen Kompromiss, der naturgemäß nicht jeden Bürger glücklich machte. Auch die farbenprächtige Flagge in ihrer jetzigen Form gibt es nach einem griechischen Protest erst seit 1995. Die Sonne auf rotem Hintergrund ist in der Hauptstadt Skopje mit ihren 540.000 Einwohnern oft und auch sehr prominent vertreten. Das ÖFB-Team wurde insgesamt mit sehr viel Sonnenschein empfangen.

ÖFB-Team bereit für Partie gegen Nordmazedonien

Für Österreichs Fußballnationalteam zählt am Montag gegen Nordmazedonien nur ein Sieg.

Fußballerisch hat sich Nordmazedonien unterdessen noch keinen Namen gemacht, das erst 25-jährige FIFA- und UEFA-Mitglied nahm noch an keiner Endrunde eines großen Turniers teil. Aber diese Chance lebt mehr denn je, hat das Team von Coach Igor Angelovski doch gerade erst im Herbst die Gruppe D4 in der UEFA Nations League klar für sich entschieden und kämpft damit im März 2020 in den Play-offs um ein Ticket für die EM-Endrunde, sollte es in der herkömmlichen Qualifikation der Papierform entsprechend nicht klappen.

Nur zwei Niederlagen in 16 Spielen

In der Gruppe G liegt die Mannschaft aktuell mit vier Punkten aus drei Spielen auf Rang drei vor Österreich. Einem 3:1-Heimsieg gegen das wohl schwächste Team dieser Gruppe, Lettland, folgten ein 1:1 in Slowenien und eine knappe 0:1-Niederlage am Freitag gegen Gruppenfavorit Polen. Zwar wurde Nordmazedonien aus dem fünften Topf gezogen, doch die Ergebnisse der vergangenen Jahre zeigen, dass sich das Fußballnationalteam am Balkan im Aufwind befindet.

Duell zwischen Nordmazedonien und Polen
APA/AFP/Robert Atanasovski
Robert Lewandowski (r.) und seine polnischen Teamkollegen gewannen am Freitag mit Mühe 1:0 in Skopje

Österreich darf sich am Montag auf ein ähnliches Duell wie gegen Slowenien einstellen, zumal die Nordmazedonier auch nur fünf Plätze hinter den Slowenen in der Weltrangliste liegen. „Das ist eine gute Mannschaft, die ein ähnliches Niveau wie Slowenien hat und daheim spielt“, betonte diesbezüglich ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel. In den vergangenen 16 Länderspielen verlor Nordmazedonien nur zweimal. In der WM-Qualifikation trotzte man etwa Italien auswärts ein 1:1 ab.

ÖFB-Verteidiger Stefan Lainer erwartet sich ein Geduldsspiel wie gegen Slowenien („Es wird eine Partie auf Messers Schneide“), er sieht aber Österreich wohl auch wegen der Vielzahl an Legionären in Topligen im Vorteil. „Wenn wir unsere Qualität auf den Platz bringen und mit hundertprozentigem Kampfgeist agieren, dann, glaube ich, werden wir uns durchsetzen.“

Eine schillernde Figur

Der nordmazedonische Kader hat zwar keine klingenden Namen, aber eine schillernde Figur anzubieten: Mit Goran Pandev verfügt das Team der Hausherren über einen Champions-League-Sieger. Der heute 35-Jährige spielte für Inter Mailand im Finale 2010 gegen Bayern München (2:0) 79 Minuten. Marko Arnautovic, der damals nicht im Inter-Kader stand, kann sich an seinen ehemaligen Kollegen sehr gut erinnern.

Pandev und Arnautovic
Reuters/Morris MacMatzen
Goran Pandev (l.) traf 2010 auf seinen früheren Teamkollegen Arnautovic (r.), der von Inter zu Werder Bremen gewechselt war

„Wir kennen uns sehr gut, man weiß, dass er eine sehr gute Karriere hinter sich hat. Er ist für mich immer noch der Schlüsselspieler bei Nordmazedonien, wir müssen aufmerksam sein, er hat immer ein Ass im Ärmel“, warnte der Stürmer. Nach den Ausfällen von Julian Baumgartlinger und David Alaba werden sich die beiden am Montag als Kapitäne ihrer jeweiligen Mannschaft gegenüberstehen.

Auch ÖFB-Teamchef Franco Foda warnte vor Pandev, dessen Vertrag beim FC Genoa am 30. Juni ausläuft und nicht verlängert wird. „Er hat nach wie vor hohe Qualität. Sie haben aber auch viele gute junge Spieler, die Erfahrungen bei der U21-EM gesammelt haben, wie Eljif Elmas (Fenerbahce Istanbul, Anm.) oder Enis Bardhi (UD Levante, Anm.).“ Auch darin liegt der Aufwind der jüngeren Geschichte begründet. Noch vor Österreich qualifizierte sich nämlich Nordmazedonien erstmals für eine U21-EM-Endrunde (2017, Anm.).

UEFA-Supercup 2017 in Skopje

Am Montag findet das Duell mit Österreich in der National Arena Todor Proeski statt. Auch hier gab es eine Namensänderung, das 35.000 Zuschauer fassende Stadion war bis vor Kurzem noch nach dem legendären König des antiken Makedoniens, Philipp II., benannt. Auch als Österreichs Meister Red Bull Salzburg hier im vergangenen Sommer bei Shkendija Tetovo mit 1:0 gewann und in der dritten Runde der Qualifikation zur Champions League aufstieg, trug das Stadion noch den alten Namen. Ebenso als die UEFA hier 2017 den Super Cup zwischen Real Madrid und Manchester United (2:1, Anm.) austrug.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Stadion
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Zimmer mit Aussicht: Ein Blick von einem Zimmer des direkt angrenzenden Hotels auf die National Arena Todor Proeski
ÖFB-Team beim Training
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Hier kommt es am Montag zum allerersten Duell der A-Nationalteams von Nordmazedonien und Österreich
Promenade
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Wiederum nur einen Katzensprung vom Hotel entfernt fließt der Vardar – im Hintergrund ist das Zentrum Skopjes zu erahnen

Damals waren 30.000 Zuschauer im Stadion, am Montag werden in der von 2008 bis 2013 renovierten, aber bereits 1947 eröffneten Arena nur rund 15.000 Zuschauer erwartet. Einen Katzensprung entfernt liegt das Hotel für die österreichischen Medienvertreter, wo auch das ÖFB-U21-Team für das EM-Qualifikationsspiel Ende 2017 untergebracht war und mit 4:0 gewann – umgezogen hatte man sich da noch im Hotel. Das A-Nationalteam ist nun außerhalb des Zentrums untergebracht, um sich in Ruhe auf den nächsten schwierigen Gegner vorzubereiten.