Ralph Hasenhüttl
APA/AFP/Ian Kington
Fußball

Hasenhüttl kritisiert Umgang mit Trainern

Für Ralph Hasenhüttl stehen Fußballtrainer in Deutschland mehr unter Druck als in England, wo der Steirer seit Dezember 2018 als Verantwortlicher bei Southampton arbeitet. „Das ist eine ungesunde Entwicklung. Man ist schnell bereit, den Trainer auszutauschen“, sagte Hasenhüttl in einem Interview im „kicker“. Auch in Österreich ist zuletzt eine Diskussion über die Schnelllebigkeit der Branche in Gang gekommen.

„Schnelligkeit hat Nachhaltigkeit verdrängt – in der Gesellschaft und auch im Fußball“, so Hasenhüttl. Trainer werden immer schneller infrage gestellt. Öffentlich, aber teilweise auch innerhalb der Clubs, meinte der 51-jährige Steirer.

"Obwohl man ohne Kontinuität keine Entwicklung hinbekommt und viele Wechsel nachgewiesenermaßen verpuffen“, beklagte Hasenhüttl, der in Deutschland seit 2007 schon Unterhaching, Aalen, Ingolstadt und zuletzt RB Leipzig trainiert hatte. „In England hat ein Trainer mehr Ruhe zum Arbeiten – und ein anderes Standing.“

In England mehr Verantwortung

Laut Hasenhüttl hat das zu einem Teil damit zu tun, dass sich englische Clubs mehr von Medien und Fans abschotten würden. „Ich muss nicht jeden Tag den Medien erklären, warum ich jemanden nicht aufgestellt oder auf Dreierkette umgestellt habe.“

Außerdem ist der Coach in England gleichzeitig Manager „und damit auch für die Kaderplanung zuständig. Das erhöht deine Verantwortung und die Arbeitsintensität, aber auch die Wertschätzung, wenn es gut läuft“. Hasenhüttl hat letzten Donnerstag mit Moussa Djenepo seine erste Neuverpflichtung als Trainer des englischen Erstligisten Southampton getätigt.

Der 21-jährige Offensivspieler aus Mali kam vom belgischen Erstligisten Standard Lüttich. In 39 Pflichtspielen erzielte der Linksaußen elf Tore und bereitete sechs weitere vor. „Moussa ist ein spannender Spieler mit einem enormen Tempo und hoher Qualität im Abschluss“, sagte der Steirer zum Vollzug des Transfers, für den Southampton 15 Millionen Pfund (16,9 Mio. Euro) überwiesen haben soll.

Das Trainerkarussell dreht sich schnell

Aber nicht nur in Deutschland hat die Geduld mit Trainern nachgelassen. In Österreich dreht sich das Trainerkarussell derzeit mit hoher Geschwindigkeit. Seit Beginn der Vorsaison hat es in der heimischen Bundesliga über ein Dutzend Trainerwechsel gegeben. Nur zwei der zwölf Clubs, der TSV Hartberg und Aufsteiger WSG Wattens, setzen auf denselben Trainer wie vor einem Jahr. Kein Club aus der Meisterrunde geht mit demselben Trainer in die nächste Saison, die am 28. Juli beginnt.

Von den zwölf Erstliga-Vereinen, die in der Saison 2018/19 gespielt haben, ist mit Markus Schopp nur noch in Hartberg derselbe Coach wie vor einem Jahr engagiert. Der Ex-ÖFB-Teamspieler ist seit dem 7. Juni 2018 im Amt. Der aktuell längstdienende Betreuer in der obersten Liga ist Thomas Silberberger von Aufsteiger Wattens. Der 46-Jährige steht schon vor seiner siebenten Saison auf der Trainerbank der Tiroler.

Acht Clubs haben mindestens einmal den Trainer gewechselt. St.Pölten (Dietmar Kühbauer, Ranko Popovic, Alexander Schmidt), die Austria (Thomas Letsch, Robert Ibertsberger, Christian Ilzer) und Sturm (Heiko Vogel, Roman Mählich, Nestor El Maestro) sogar zweimal.

St. Pölten vertraut dem neuen Trainer

Tipico-Bundesligist SKN St. Pölten will diesem Trend jedoch entgegenwirken und hat am Montag seinen neuen Trainer Alexander Schmidt präsentiert. Der 50-jährige Deutsche, der dem in der Vorwoche beurlaubten Ranko Popovic nachfolgt, unterschrieb beim Sechsten der abgelaufenen Saison einen Dreijahresvertrag.

Neuer Trainer beim SKN St. Pölten

Nach den vielen Trainerwechseln bei St. Pölten soll mit Coach Alexander Schmidt Kontinuität in den Verein einkehren.

„Es ist das erste Mal für den SKN, dass ein Trainer auch einen längerfristigen Vertrag bekommt“, erklärte Generalmanager Andreas Blumauer. „Auf der einen Seite ist das ein Zeichen an den Alex, dass wir wirklich großes Vertrauen in ihn setzten. Auf der anderen Seite wollen wir dadurch auch Kontinuität hineinbringen.“

Schmidt, der zuletzt als Jugendtrainer in der Akademie von Red Bull Salzburg tätig war, bezeichnete die Aufgabe bei den „Wölfen“ als sehr reizvoll. „Oberste Liga in Österreich, das ist eine gute Liga.“ Er will die Mannschaft wieder „stabilisieren und in die Spur bringen“. Das heiße aber nicht defensiv zu spielen. Sein Credo: „Attraktiv und effektiv Fußball spielen.“ Der gebürtige Augsburger war zuvor etwa als Chefcoach beim TSV 1860 München und dem SSV Jahn Regenburg tätig.