Enttäuschung bei Christoph Baumgartner und Adrian Grbic
APA/Robert Jäger
U21-EM

Österreichs U21 „ans Limit geraten“

Österreichs U21-Teamspieler haben innerhalb von nur 72 Stunden alle Höhen und Tiefen im Fußballerleben durchgemacht. Auf den furiosen 2:0-Auftaktsieg gegen Serbien folgte am Donnerstag bei der EM in Italien und San Marino eine bittere 1:3-Niederlage gegen Dänemark und damit ein herber Rückschlag im Kampf um den Einzug ins Semifinale. „Wir sind ans Limit geraten“, konstatierte Werner Gregoritsch nach der Partie.

Der ÖFB-Teamchef spielte damit auf die körperliche Verfassung seiner Burschen gegen Dänemark an. Rückblickend betrachtet war der Erfolg gegen Serbien nämlich nicht nur wegen der schweren Verletzung von Hannes Wolf ein Pyrrhussieg, sondern auch wegen der Kraft, die dieser Erfolg gekostet hat. Vor allem in der ersten Hälfte war das U21-Team nicht in der Lage, mit den Dänen mitzuhalten, war meistens im Zweikampf einen Schritt zu spät und nicht spritzig genug.

„Wir sind hergekommen, um zu beweisen, dass wir hier zu Recht dabei sind. Die Mannschaft hat gegen Serbien fast übermenschlich dagegen gehalten und war aggressiv. In dieser Art und Weise war es ein totaler Überraschungssieg. Wir haben gedacht, dass wir gegen Dänemark auch so auftreten können – mit Aggressivität, gutem Positionsspiel und Kompaktheit. Wenn aber die Frische – auch geistig – nicht da ist, dann kann man sich gegen diese Mannschaften nicht behaupten“, erklärte Gregoritsch in seiner ersten Analyse nach der Partie.

Ursachenforschung bei Österreich

U21-Teamchef Werner Gregoritsch und sein Team suchen die Ursachen für die Niederlage gegen Dänemark.

„Wir hatten keinen Zugriff“

Seine Spieler sahen es ähnlich. Der Wille war da, das körperliche Leistungsvermögen allerdings zu schwach. „Uns hat die nötige Aggressivität gegen den Ball gefehlt. In der ersten Hälfte hatten wir einfach keinen Zugriff. Die Dänen haben sich viel bewegt und variabel gespielt. Damit haben wir uns sehr schwer getan. Wir konnten froh sein, in der Pause nur mit 0:1 hinten zu liegen“, so Sandro Ingolitsch. Defensivkollege Stefan Posch konnte dem nur beipflichten: „Wir haben das in der ersten Hälfte nicht gut gemacht. Es war sehr anstrengend, wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen.“

Xaver Schlager, der meist alleine auf weiter Flur die Dänen früh attackierte, sprach von einer schlechten Raumaufteilung in den ersten 45 Minuten. „Wir haben die Aufgabe nicht geschafft. Das müssen wir uns vorwerfen lassen. Die Dänen haben das gut gemacht, die Räume genutzt und uns ausgespielt. Unsere erste Hälfte war nicht gut, aber nicht der Knackpunkt für die Niederlage“, sagte der Salzburger.

Diskussionen um Elferschützen Baumgartner

Schlager sprach damit die Möglichkeiten zur Wende in der zweiten Hälfte an. Nachdem Kapitän Philipp Lienhart unmittelbar nach dem Seitenwechsel per Kopf die Führung der Dänen ausgeglichen hatte, war die ÖFB-U21 wieder im Spiel. Die größte Chance, die Partie für Österreich in die richtige Richtung zu lenken, vergab der kurz davor eingewechselte Christoph Baumgartner. Der mit 19 Jahren jüngste Spieler im Team scheiterte in der 73. Minute mit seinem Elfmeter an Dänemark-Goalie Daniel Iversen.

Christoph Baumgartner (l.) nach seinem verschossenen Elfmeter mit Stefan Posch
APA/Robert Jäger
Baumgartner hatte den Trost bitter nötig

Warum gerade Baumgartner den Penalty geschossen hat, war auch Gregoritsch nach dem Spiel nicht ganz klar. Die vor dem Match besprochene Einteilung hätte nämlich entweder den gefoulten Sascha Horvath oder Kevin Danso als Schützen vorgesehen. „Baumgartner hat sich den Ball geschnappt und war sich sicher, dass er den Elfmeter macht. Da kann man von außen nicht einwirken. Er hatte dieses Selbstbewusstsein. Es wäre fatal, diesen Spieler zu verdammen, aber man muss klar sagen, dass wir eine Einteilung hatten. Da muss man eruieren, warum das so gelaufen ist“, erklärte der Teamchef.

Gregoritsch wollte Baumgartner aber keinesfalls als Sündenbock für die verlorene Partie sehen. Allerdings war der 61-Jährige auch überzeugt, dass die Partie einen anderen Ausgang genommen hätte, wenn Österreich in Führung gegangen wäre. „Der Gegner hatte zu diesem Zeitpunkt schon Schwierigkeiten und war fehleranfällig. Wenn wir den Elfmeter reinschießen, dann ist die Situation so, dass wir die Räume zum Konter bekommen“, sagte Gregoritsch. So erzielten Joakim Maehle (77.) und schließlich Andreas Skov Olsen (93.) den Endstand.

Verdiente, aber trotzdem bittere Niederlage

Unter dem Strich sprach Gregoritsch von einem verdienten Sieg für die Dänen, da zu wenige Spieler seines Teams ihre Normalform erreichten, um mit den starken Offensivspielern des Gegners mitzuhalten. Vor allem die Einzelaktionen von „Ausnahmeerscheinung“ Wolf wurden schmerzlich vermisst. „Wir müssen eingestehen, dass wir heute mit unseren Möglichkeiten nicht in der Lage waren, dieses Spiel zu gewinnen“, sagte der Steirer.

Teamchef Werner Gregoritsch und Sandro Ingolitsch
APA/Robert Jäger
Der Coach blickte mit gemischten Gefühlen auf die Partie zurück

Bezüglich Einstellung wollte Gregoritsch seinen Burschen allerdings keinen Vorwurf machen. „Mir hat imponiert, dass die Mannschaft nie aufgegeben hat. Die 20 Minuten bis zum Elfer haben sie alles gegeben“, sagte der Teamchef, der die Niederlage deshalb auch als „sehr bitter“ und „vergebene Chance“ bezeichnete, da sich sein Team in die Partie zurückgekämpft und mit dem Elfmeter die Chance auf die Führung hatte.

Kopf hoch für Deutschland

In den nächsten Tagen gilt es nun, die Spieler wieder aufzurichten. Am Sonntag (21.00 Uhr, live in ORF1) geht es erneut in Udine gegen Deutschland. Gegen die DFB-Auswahl, die Serbien mit 6:1 abfertigte, zählt im Kampf um das Semifinale nur ein Sieg. „Die Mannschaft ist von der Mentalität so geartet, dass sie sich nach einer Niederlage wieder in den Griff bekommt, damit wir gegen Deutschland einen guten Gegner abgeben. Wir sind ganz krasser Außenseiter, aber wir werden alles versuchen, um wieder unsere Qualitäten auf den Platz zu bekommen“, versprach Gregoritsch.

„Deutschland ist haushoher Favorit, aber wir haben noch 90 Minuten. Da kann alles passieren. Im Fußball gewinnt nicht immer der Favorit“, so Xaver Schlager. Auch Posch wollte die Flinte noch nicht ins Korn werfen. „Wir müssen schnell regenerieren, denn die Chance lebt. Im Fußball gibt es Rückschläge. Wir müssen den Kopf hochbekommen und das am Sonntag auch zeigen“, forderte der Hoffenheim-Legionär.