Läuferinnen bei der 4x400 Mixed Staffel
AP/Sergei Grits
Europaspiele

Leichtathletik sucht neue Wege

In der Leichtathletik versucht man, durch die Einführung neuer Wettkampfformen attraktiver für ein breites und vor allem jüngeres Publikum zu werden. Auf der Suche nach neuen Wegen probt der europäische Verband (EAA) bei den Europaspielen in Minsk einen neuen Team-Bewerb, der in einer Mixed-Verfolgung gipfelt.

Die EAA nennt die Wettkampfform DNA, Dynamic New Athletics (Dynamische neue Leichtathletik). Die Leistungen der Athletinnen und Athleten in acht Disziplinen (100 m Damen und Herren, 100 m Hürden Damen, 110 m Hürden Herren, Weitsprung und Speerwurf Damen, Hochsprung Herren sowie 4 x 400 m Mixed-Staffel) werden in Punkte umgerechnet, aus denen wiederum Zeitabstände für eine abschließende Staffel-Verfolgung mit Teilstrecken von 800, 600, 400 und 200 m ermittelt werden.

DNA ist laut EAA-Präsident Svein Arne Hansen „ein zweistündiger teambasierter Wettkampf mit gemischten Geschlechtern und einer Vielzahl klassischer Leichtathletikveranstaltungen“, so Hansen. Man wolle damit „die Aufmerksamkeit einer Generation erregen, die es gewohnt ist, ihre Unterhaltung in kurzen, scharfen Schüben zu erleben“.

Läuferinnen und Läufer bei der 4x400 Mixed Staffel
AP/Sergei Grits
Eine Mixed-Staffel-Verfolgung bildet den Abschluss der neuen Wettkampfform DNA

Als Vorbild für die abschließende Verfolgung gilt die bei der Nordischen Kombination der Skisportler bewährte Gundersen-Methode mit zeitversetztem Start. Ganz ausgegoren scheint die neue Wettkampfform allerdings nicht zu sein, das weiß auch EAA-Präsident Hansen: „Das ist kein fertiges Produkt, sondern ein erster Eindruck von dem, wo wir hinwollen“, sagte er zur Premiere in Weißrussland.

Modus sorgt für Irritationen

Der Modus sorgt bei den Athleten für Irritationen, ist kompliziert und konterkariert das Prinzip der Einfachheit von Laufen, Springen, Werfen. Statt Rekordjagd und Einzelgängertum stehen Duellsituationen und Teamgedanke im Mittelpunkt. So traten die Weitspringerinnen in zwei Dreiergruppen jede gegen jede an und ermittelten damit Pärchen für einen finalen Durchgang. Die Hochspringer forderten sich gegenseitig in ihren Duellen mit selbst gewählten Höhen.

Hansen, Vater der von ihm als „Hip-Hop-Version der Leichtathletik“ bezeichneten Wettkampfform, betonte allerdings, dass DNA „die traditionelle und klassische Leichtathletik“ nicht ersetzen, sondern nur ergänzen werde. Der Norweger berichtete von „gemischten Reaktionen“ auf das „revolutionäre Konzept“, in das der Verband nach eigenen Angaben einen siebenstelligen Euro-Betrag gesteckt hat.

Kampf um Gold am Freitag

Österreich ist bei dem Team-Bewerb, der am Sonntag mit der Qualifikation begann, nicht vertreten. Am Dienstag und Mittwoch folgen Viertel- und Semifinale. Das Finale findet am Freitag statt. Für Minsk waren auch Sprints mit angeschnallten, bremsenden Fallschirmen oder sechs Kilogramm schweren Medizinbällen sowie ein Standweitsprung im Gespräch. Das wäre dann wohl doch ein bisschen viel des Revolutionären gewesen.