Italienische Delegation jubelt
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Olympia

IOC vergibt Winterspiele 2026 an Italien

Die Olympischen Winterspiele 2026 werden in Italien stattfinden. Die Kandidatur von Mailand und Cortina d’Ampezzo hat sich am Montag bei der Abstimmung im Rahmen der Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Lausanne gegen jene von Stockholm und Aare durchgesetzt. 47 der 82 stimmberechtigten IOC-Mitglieder stimmten für Mailand, 34 für Stockholm, es gab eine Enthaltung.

In Italien hatten zuletzt 2006 in Turin Winterspiele stattgefunden. 20 Jahre danach wird das Sportspektakel nicht nur erneut nach Italien, sondern in eine klassische Wintersportregion in Europa zurückkehren. Zuletzt waren Vancouver (2010), Sotschi (2014) und Pyeongchang (2018) Gastgeber gewesen, 2022 wird es Peking sein.

Geplant sind die Spiele von 6. bis 22. Februar 2026, gefolgt von den Paralympics (6. bis 15. März). Die Eröffnungsfeier soll im Giuseppe-Meazza-Stadion von Mailand und die Schlusszeremonie im römischen Amphitheater von Verona stattfinden.

Großer Jubel in Italien

Italiens Vizepremier und Innenminister Matteo Salvini sprach von einem „historischen Tag“ und einem „Sieg für alle Italiener. Mit den Winterspielen werden wir der Welt unsere Exzellenz und unsere Fähigkeiten beweisen“, erklärte der Chef der rechten Lega.

Mailand war mit Cortina angetreten, wo 1956 bereits Winterspiele ausgetragen wurden. Die Vertreter der Kandidatur gaben sich sehr selbstbewusst. „Es ist eine fantastische Bewerbung. Mailand repräsentiert das Beste in Europa. Es ist eine der besten Städte in der Welt mit Tradition, Mode, Schönheit, gutem Essen und Geschichte“, sagte Giovanni Malago, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Italiens (CONI), ganz unbescheiden. „Es ist nicht möglich, ein besseres Angebot zu bekommen als das von Mailand und Cortina.“

Bach erwartet herausragende und nachhaltige Spiele

IOC-Präsident Thomas Bach gratulierte Mailand zum Wahlerfolg und erwartet „herausragende und nachhaltige Spiele“. In einer Erklärung verwies der Deutsche auf die kenntnisreichen und leidenschaftlichen italienischen Fans sowie die erfahrenen Organisatoren an den Wettkampfstätten. Die Spiele würden an ikonischen Wettkampfstätten und wunderschönen Orten stattfinden, meinte Bach, der erwartet, dass die Spiele „die Attraktionen einer modernen europäischen Metropole und einer klassischen alpinen Umgebung kombinieren“.

Thomas Bach
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IOC-Präsident Thomas Bach verkündete die Entscheidung der Wahl unter den 82 stimmberechtigten Mitgliedern

Bach lobte auch die unterlegene Kandidatur als exzellent und sieht den Bewerbungsprozess als Erfolg für die olympische Reformagenda 2020. Die Kosten und die Komplexität bei der Entwicklung neuer Projekte für Olympische Spiele seien verringert worden.

Größere Zustimmung der Bevölkerung als in Schweden

Ausschlaggebend für den IOC-Zuschlag dürfte die 83-prozentige Zustimmung der Italiener gewesen sein und nach zunächst kontroversen Debatten die klare Unterstützung der Politik des Landes. „Wir haben von keiner Seite aus der Gesellschaft Kritik bekommen. Dies ist einmalig, sicher nicht nur in Italien, sondern auch für andere Länder auf der Welt“, sagte CONI-Chef Malago. Die Schweden waren bis zuletzt gespalten in der Frage, ob sie Olympia veranstalten sollten. Bei einer IOC-Umfrage waren nur 55 Prozent dafür gewesen.

Mailand/Cortina hatte bereits in dem im Mai veröffentlichten Evaluierungsbericht des IOC tendenziell bessere Noten für sein Konzept erhalten. Das Budget liegt bei rund 1,4 Milliarden Euro.

Bewerbe auch in Antholz, Bormio und Val di Fiemme

In Mailand werden die Hallensportarten Eishockey, Eiskunstlauf, Shorttrack und Eisschnelllauf ausgetragen. In Cortina finden die Bewerbe der alpinen Ski-Damen sowie im Bob, Rodeln, Skeleton und Curling statt, in Antholz steigen die Biathlon-Wettkämpfe. In Bormio befinden sich die Pisten für die alpinen Skirennen der Herren, in Livigno kämpfen die Ski-Freestyler und Snowboarder um Medaillen. Die Loipen und die Schanzen für die nordischen Skisportler werden im Val di Fiemme sein.

Allerdings ist der Transport zwischen den Veranstaltungen in Mailand und den rund 400 Kilometer entfernten Sportstätten in den Bergen eine Schwachstelle. Kritisiert wird auch, dass die alpinen Skirennen für Herren und Damen an getrennten Orten stattfinden sollen, was zu höheren Kosten und logistischen Schwierigkeiten führen könnte. Dass ein neuer Eiskanal in Cortina für rund 50 Millionen Euro gebaut werden muss, soll das Olympiabudget nicht belasten.

Hickhack um die Finanzgarantien schadete Schweden

Trotz der Unterstützung der schwedischen Kronprinzessin Victoria und Ministerpräsident Stefan Löfven bei der Session fand Stockholm mit Aare und einem nachhaltigen Olympiaplan im Land der jungen Umweltaktivistin Greta Thunberg keine Mehrheit im IOC. Das Hickhack um die Finanzgarantien, die Schwedens Regierung dem IOC nicht bedingungslos geben wollte, dürfte auch dazu beigetragen haben. Zu spät kam da Löfvens Versicherung einen Tag vor Wahl, „die Regierung steht voll hinter der Bewerbung“.

Die Schweden trugen die Niederlage mit Fassung. Er sei enttäuscht, aber auch stolz, sagte Kampagnenchef Richard Brisius nach der IOC-Entscheidung dem TV-Sender SVT. „Wir haben wirklich alles gegeben, was möglich war. Wir als Schweden sind stolz.“ Der Chef des Schwedischen Olympischen Komitees, Mats Aarjes, sagte dem Sender, man habe die IOC-Direktive zu nachhaltigeren Spielen beim Wort genommen. Es könne jedoch sein, dass die Veränderungen länger bräuchten, als von der Bewerbung Stockholm/Aare vermutet.

Schweden hat sich nunmehr bereits achtmal in Serie erfolglos um Olympia beworben, siebenmal davon für Winterspiele. 1912 hatte Stockholm Sommerspiele ausgetragen, 1956 die olympischen Reitbewerbe – Winterspiele wären eine Premiere gewesen.

ÖOC-Chef Stoss überrascht

Karl Stoss, Präsident des Österreichischen Olympischen Comitees (ÖOC), war vom klaren Ausgang der Abstimmung etwas überrascht. „Wir gratulieren unserem Nachbarland, freuen uns, dass die Spiele 2026 in Italien stattfinden. Eigentlich hätte ich mir eine so klare Entscheidung nicht erwartet“, sagte das IOC-Mitglied.

Zahl der Bewerber von sieben auf zwei geschrumpft

Die Vergabe der XXV. Winterspiele fand anlässlich der 134. IOC-Session statt. Bis zum Meldeschluss Ende März 2018 hatte es Interesse aus sieben Ländern gegeben. Doch nach und nach zogen sich Sion und die österreichische Bewerbung Graz/Schladming – beide nach verlorener Abstimmung im eigenen Land –, Sapporo und letztlich auch Calgary als mögliche Gastgeber zurück. Das türkische Erzurum war vom IOC von der Liste der Anwärter für 2026 gestrichen worden.