Bis der Sieger auch offiziell feststand, dauerte es aber noch Stunden. Die Rennkommissare werteten das Überholmanöver des 21-jährigen Niederländers Verstappen gegen den gleichaltrigen Monegassen Leclrec in Runde 69, bei dem einander die beiden Rennwagen berührten, als Rennzwischenfall. Das gab die Formel 1 um 19.50 Uhr via Twitter bekannt.
„Hier zu gewinnen ist unglaublich“, jubelte Verstappen nach seinem sechsten Grand-Prix-Sieg und dem 60. für Red Bull Racing. „Max, du bist ein mächtiges Rennen gefahren“, lobte ihn sein Teamchef Christian Horner. „Eine Max-Show, unglaublich“, gab sich auch Red-Bull-Berater Helmut Marko im ORF-Interview direkt euphorisch.
Heimsieg für Red Bull
Mit einer furiosen Aufholjagd hat Max Verstappen wie im Vorjahr einen Heimsieg für Red Bull beim Großen Preis von Österreich eingefahren.
Der Niederländer beendete damit die zehn Rennen andauernde Siegesserie von Mercedes. Erstmals seit 28. Oktober 2018 in Mexiko gewann kein Silberpfeil – auch damals hatte der Sieger Verstappen geheißen. Vor 22.000 niederländischen Fans auf dem Red Bull Ring sicherte sich Verstappen auch den Extrapunkt für die schnellste Runde (1:07,475 Minuten/60. Runde). WM-Leader Lewis Hamilton beendete das Rennen auf Rang fünf hinter Ferrari-Pilot Sebastian Vettel.
Verstappen mit Kupplungsproblemen beim Start
Leclerc und die Mercedes-Piloten erwischten einen guten Start, Verstappen kam hingegen wegen Kupplungsproblemen schlecht weg und wurde bereits auf den ersten Metern von Bottas und Hamilton überholt. Auch Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) und Lando Norris (McLaren) fuhren an dem Red-Bull-Piloten vorbei. Nach Kurve eins war der Niederländer nur noch Siebenter, weil auch der von Startplatz neun ins Rennen gegangene Vettel sich noch vor Verstappen setzten konnte. In der vierten Runde schnappte sich der Ferrari-Pilot auch Norris und lag damit auf Rang fünf hinter Räikkönen.
Die Top Drei Leclerc, Bottas und Hamilton setzten sich nach sechs Runden bereits um fünf Sekunden ab. Nach zehn Runden waren Vettel und Verstappen die ersten Verfolger des Trios, Räikkönen und Norris konnten mit dem Speed des Ferrari und des Red Bull nicht mithalten und fielen auf die Ränge sechs und sieben zurück. Vettel konnte in Folge die Lücke zu den Top Drei wieder etwas schließen.
Ferrari verpatzt Boxenstopp von Vettel
Bottas und Vettel waren in Runde 22 die ersten Topfahrer, die einen Boxenstopp absolvierten. Der finnische Mercedes-Fahrer wechselte von Medium auf Hart, der deutsche Ferrari-Pilot von Soft auf Hart. Bei Vettel patzte allerdings die Boxencrew, weil die Reifen noch nicht bereitstanden, dauerte der Wechsel über sechs Sekunden. „Wir hatten ein Kommunikationsproblem mit dem Funk, ich glaube teamintern. Das hat ein bisschen länger gedauert, die Reifen waren nicht da“, erklärte der Deutsche.
Nur eine Runde später kam auch Leclerc in die Box, diesmal machte die Ferrari-Crew alles richtig und der Monegasse kam noch vor Bottas zurück auf die Strecke. Damit übernahm Hamilton die Führung. Der Brite griff auch gleich mit der schnellsten Runde an, ehe auch er in der 30. Runde an die Box gerufen wurde. Neben dem Reifenwechsel musste bei dem WM-Spitzenreiter auch der Frontflügel gewechselt werden, was viel Zeit kostete, und weshalb Hamilton hinter Verstappen, der in der gleichen Runde neue Reifen aufsteckte, auf Rang fünf zurückfiel.
Nach 35 von 71 Runden hatte der Führende Leclerc fast fünf Sekunden Vorsprung auf Bottas, weitere fünf Sekunden dahinter folgte Vettel. Der Viertplatzierte Verstappen hatte 13 Sekunden Rückstand auf den Monegassen, Hamilton lag auf Rang fünf 20 Sekunden zurück.
Verstappen überholt Vettel und Bottas
Während Leclerc, Bottas und Vettel ähnliche Rundenzeiten fuhren, pirschte sich Verstappen an den drittplatzierten Deutschen an. Den ersten Angriff auf den Podestplatz konnte Vettel in Runde 48 abwehren, zwei Runden später überholte der Red-Bull-Pilot den Ferrari und machte nun Jagd auf Bottas. Unmittelbar nach Verlust von Rang drei kam Vettel ein zweites Mal an die Box und zog die schnellen Soft-Reifen auf. Er kam als Fünfter hinter Hamilton zurück auf die Strecke.
In Runde 54 tauchte dann Verstappen im Rückspiegel von Bottas auf. Nur zwei Umläufe später setzte sich der Vorjahressieger auf Rang zwei, fünf Sekunden hinter Leader Leclerc. Damit wollte sich der Red-Bull-Pilot aber nicht zufrieden geben. Er fuhr eine schnellste Runde nach der anderen und lag nach 65 Runden nur noch eine Sekunde hinter dem Ferrari-Piloten. Etwas weiter hinten verkürzte auch der fünftplatzierte Vettel den Rückstand auf Hamilton.
Führung drei Runden vor Schluss übernommen
Fünf Runden vor Schluss folgte Verstappens erster Angriff auf die Führung, doch Leclerc konnte den Niederländer abwehren. Nach einem Rad-an-Rad-Duell hatte neuerlich der Ferrari-Pilot das bessere Ende für sich. Doch Verstappen machte weiter Druck, drängte Leclerc drei Runden vor Schluss in Kurve drei nach außen und übernahm die Führung.
Nach dem Grand Prix gab es noch eine Untersuchung, weil Verstappen beim entscheidenden Überholmanöver in der 69. Runde Leclerc touchiert hatte. „Was zum Teufel soll das?!“, schimpfte Leclerc über den Boxenfunk. „Er hat mir keinen Platz gelassen, um zurückkommen zu können“, empörte sich der Monegasse über das betreffende Manöver Verstappens. „Das ist hartes Rennfahren, sonst müssen wir nach Hause gehen“, konterte der Red-Bull-Pilot.
Im zweiten Duell zwischen Hamilton und Vettel um Platz vier musste sich der Brite zwei Runden vor Schluss dem Deutschen geschlagen geben. Nach neun von 21 Rennen führt Hamilton (197 Punkte) in der WM nun 31 Zähler vor seinem Mercedes-Teamkollegen Bottas (166). Verstappen ist mit 126 Punkten vor Vettel (123) Dritter.