Dominik Szoboszlai (Salzburg) im Trainingscamp
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Bundesliga

Salzburgs neue Hoffnungsträger

Bei Österreichs Fußballmeister Red Bull Salzburg haben nach einem Jahr Pause wieder die gewohnten Mechanismen gegriffen. Konnte 2018 die Mannschaft noch weitestgehend zusammengehalten werden, haben nun wie üblich zahlreiche Leistungsträger den Club verlassen. Das ist Teil der Philosophie, die Salzburger setzen auf neue Hoffnungsträger.

Vor einem Jahr war es Sportchef Christoph Freund gelungen, einen Großteil des Teams zu halten. Von der Stammmannschaft, die es bis ins Halbfinale der UEFA Europa League geschafft hatte, verließen nur Valon Berisha (Lazio Rom) und Duje Caleta-Car (Olympique Marseille) den Verein. Auch Erfolgstrainer Marco Rose blieb noch eine weitere Saison.

Im Sommer 2019 konnten die Reisenden aber nicht mehr aufgehalten werden. Die Transfers von Munas Dabbur (FC Sevilla) und Hannes Wolf (RB Leipzig) wurden bereits im Winter kommuniziert. Im Frühjahr unterschrieb Rose bei Borussia Mönchengladbach, wohin nun auch Stefan Lainer wechselte. Fredrik Gulbrandsen (Basaksehir) und zuletzt Xaver Schlager (VfL Wolfsburg) folgten ebenfalls dem Ruf anderer Clubs. Amadou Haidara (RB Leipzig) verließ Salzburg schon im Winter. Diadie Samassekou, aktuell auch für Mali beim Afrikacup im Einsatz, könnte es seinem Landsmann im Sommer nun gleichtun und gehen.

Salzburg formt neue Mannschaft auf Trainingslager

Salzburg bereitet sich derzeit in Bramberg im Pinzgau auf die neue Saison vor. Dabei geht es nach den zahlreichen Abgängen von Schlüsselspielern vor allem darum, eine schlagkräftige Mannschaft zu formen.

„Können sie nicht halten“

„Wir können diese Spieler nicht halten“, sagte Freund am Rande des Trainingslagers der Salzburger in Bramberg. „Wenn man erfolgreich Fußball spielt und sich die Jungs einfach richtig gut entwickeln, auch international, dann gibt es die Nachfrage aus großen Ligen.“ Lainer wollte vor einem Jahr zu SSC Napoli in die Serie A wechseln, da legte Salzburg noch sein Veto ein. Auch dank einer Ausstiegsklausel war ein Wechsel des ÖFB-Teamspielers aber nun nicht mehr zu verhindern.

 Stefan Lainer und Xaver Schlager
APA/Krugfoto
Nach erfolgreichen Jahren zogen Stefan Lainer und Xaver Schlager weiter

„Wenn sie zwei, drei Jahre bei uns in der ersten Mannschaft gespielt haben und dann die Möglichkeit haben, in eine große Liga zu wechseln, dann ist das vielleicht auch eine gesunde Entwicklung“, sagte Freund. „Um das Rad am Laufen zu halten, ist es auch notwendig, dass Spieler weggehen“, fügte der 42-Jährige hinzu. Denn die nächsten Talente benötigen freilich wiederum Spielpraxis.

Vorgezogene Transfers

Dank des selbst erarbeiteten Fixplatzes für die UEFA Champions League und der neuerlich errungenen Meisterschaft ist es nun Neo-Trainer Jesse Marsch und einer veränderten Mannschaft vorbehalten, in der Königsklasse ihr Talent unter Beweis zu stellen. Dafür wurden auch im Winter die Weichen gestellt und mitunter Gelder aus den vollen Kassen – alleine im Sommer sollen mehr als 50 Millionen Euro durch Ablösesummen hinzugekommen sein – in die Hand genommen.

Im Angesicht der Abgangswelle holte Salzburg Spieler wie den 20-jährigen französischen Mittelfeldspieler Antoine Bernede und den zwei Jahre jüngeren Stürmer Erling Haaland. Der norwegische Angreifer machte sich unlängst mit neun Treffern beim 12:0 gegen Honduras bei der U20-WM in Polen einen Namen. „Wir haben diese beiden Transfers vorgezogen, weil sich die Spieler eingewöhnen und unseren Spielstil kennenlernen sollen. Deswegen sind sie schon weiter“, so Freund, der im Winter auch Neo-ÖFB-Teamverteidiger Albert Vallci anheuerte.

Antoine Bernede und Erling Haaland (Salzburg) im Trainingscamp
GEPA/Mathias Mandl
Antoine Bernede (l.) und Erling Braut Haaland sind bereits seit Winter in Salzburg

Ein großer Hoffnungsträger der Salzburger für die kommende Spielzeit ist Dominik Szoboszlai. Der 18-jährige Mittelfeldspieler aus Ungarn schrieb sich speziell mit seinem Debüt in der Europa League beim knappen Achtelfinal-Aus gegen SSC Napoli in die Notizbücher größerer Clubs, soll aber nun in Salzburg zunächst Stammspieler werden. Smail Prevljak hofft, in die Fußstapfen von Torschützenkönig Munas Dabbur zu treten, die Talente Enock Mwepu und Patson Daka wollen in der kommenden Saison ebenfalls den vielzitierten nächsten Schritt gehen.

Rückkehrer sollen aufblühen

Selbiges haben auch Spieler vor, die zuletzt verliehen waren. Das gilt nicht nur für den bereits erprobten südkoreanischen Stürmer Hwang Hee Chan, der vom Hamburger SV an die Salzach zurückkehrte, sondern auch für Sekou Koita (MLI/zuletzt RZ Pellets WAC), Gideon Mensah (GHA/Puntigamer Sturm Graz), Masaya Okugawa (JPN/Holstein Kiel) und Majeed Ashimeru (GHA/St. Gallen). Sie sollen im Salzburger Idealfall dem Beispiel Lainers folgen, der erst nach einem Gastspiel bei der SV Ried in Salzburg regelrecht aufblühte.

„Als er zurückkam, haben viele von einer Kaderergänzung gesprochen. Man sieht, was in einem guten Umfeld mit der richtigen Mentalität möglich ist. Ich bin überzeugt, dass wir die nächsten Lainers, Schlagers, Wolfs, Haidaras wieder hier haben und in zwei Jahren wieder über sie sprechen, welche Angebote sie haben“, sagte Freund, der einmal mehr auf die neuen Hoffnungsträger in Salzburg baut.