Egan Bernal
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Tour de France

Ausfälle sorgen für großen Favoritenkreis

Durch das Fehlen des viermaligen Siegers Chris Froome sowie von Tom Dumoulin und Primoz Roglic scheint die Ausgangslage vor der 106. Tour de France offener als in den vergangenen Jahren. Mit dem heuer bisher noch nicht überzeugenden Titelverteidiger Geraint Thomas und Vincenzo Nibali stehen am Samstag in Brüssel lediglich zwei ehemalige Sieger der großen Schleife am Start.

Trotz der Abwesenheit von Froome, der wie der Vorjahreszweite Dumoulin an Sturzverletzungen laboriert, könnte das Ineos-Team dem Rennen um das Gelbe Trikot trotzdem neuerlich seinen Stempel aufdrücken. Denn neben dem bei der Tour de Suisse wegen eines glimpflich ausgegangenen Sturzes ausgeschiedenen Thomas verfügt der auf allen Positionen topbesetzte Rennstall mit Egan Bernal über einen herausragenden Kokapitän.

„Wir haben Chris verloren, aber wir haben Geraint und natürlich noch Egan. Das sind zwei gute Karten, die wir ausspielen können. Wir haben ein starkes Team“, sagte Ineos-Sportdirektor Nicolas Portal. Der 22-jährige Bernal hat sich von einem Schlüsselbeinbruch im Frühling bestens erholt gezeigt und die Tour de Suisse gewonnen. „Natürlich ist unsere Ambition, das Rennen wieder zu gewinnen“, sagte Bernal und verwies auf die mit Thomas geteilte Führungsverantwortung.

Geraint Thomas
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Geraint Thomas steht ein harter Weg zur Titelverteidigung bevor

Nur ein Einzelzeitfahren als Vorteil

Das Kletterleichtgewicht aus Kolumbien hat sich seit seinem Tour-Debüt im Vorjahr auch im Kampf gegen die Uhr verbessert, dem diesmal mit nur einem, nicht besonders langen Einzelzeitfahren (13. Etappe über 27 km) aber nicht so viel Bedeutung wie sonst zukommt.

Das spielt auch Bernals Landsmann Nairo Quintana in die Karten, der auch wegen seiner Zeitfahrschwäche einem Tour-Sieg bisher noch nachfährt. Sein Movistar-Team bietet mit Routinier und Ex-Dopingsünder Alejandro Valverde und Mikel Landa noch zwei weitere schlagkräftige Klassementfahrer auf. Landa hat wie Italiens Hoffnungsträger Nibali aber bereits den Giro d’Italia in den Beinen.

Grafik zeigt Etappen der Tour de France 2019
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/letour.fr

Frankreich hofft auf Pinot und Bardet

Frischer rollen hingegen Geheimfavorit Jakob Fuglsang (Astana) und Richie Porte (Trek) an die Startlinie. Fuglsang trumpfte heuer schon mehrfach auf und gewann unlängst beim richtungsweisenden Dauphine-Criterium. Bei der Tour ist der Däne bisher aber noch nie über einen siebenten Rang hinausgekommen. Auch der Brite Adam Yates (Mitchelton) zählt zum engeren Favoritenkreis.

Die Hoffnungen auf den ersten Heimsieg eines Franzosen seit Bernhard Hinault 1985 ruhen einmal mehr auf Thibaut Pinot (Groupama) und Romain Bardet (AG2R). „Heuer oder nie“ titelte deshalb in Anspielung auf die großen Abwesenden und die auf die beiden Kletterer zugeschnittene Route die Sporttageszeitung „L’Equipe“.

Ab in die Berge ab Etappe sechs

Die ersten Bergprüfungen beginnen diesmal auf der sechsten Etappe in den Vogesen. Besonders hoch hinauf geht es dann in den Pyrenäen wie bei der Bergankunft auf dem Tourmalet (14. Etappe) und in der Schlusswoche in den Alpen. An den zwei Tagen vor dem Ziel in Paris (28.7.) warten die Bergankünfte in Tignes und Val Thorens.

Abseits des Kampfes um das Gelbe Trikot schicken sich Ex-Weltmeister Peter Sagan (Bora) und Julian Alaphilippe (Deceuninck-Quickstep) an, ihre Siege in der Punkte- bzw. Bergwertung zu verteidigen. Für Sagan wäre es der bereits siebente Gesamterfolg in der Sprinterwertung. Beim Auftakt in Belgien wird übrigens Eddy Merckx groß gefeiert, der vor 50 Jahren seinen ersten Tour-Sieg geschafft hatte.