Schwimmer in einem Becken
GEPA/Ch. Kelemen
Schwimm-WM

Südkorea rückt wieder in den Fokus

Knapp eineinhalb Jahre nach den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang findet in Südkorea ab Freitag mit den Schwimmweltmeisterschaften in Gwangju das nächste sportliche Großereignis statt. Für die bis 28. Juli im Südwesten des Landes angesetzten Titelkämpfe haben 2.623 Aktive aus 194 Ländern genannt, eine laut Weltverband FINA rekordverdächtige Teilnehmerzahl.

Ein ähnliches Teilnehmerfeld hatte es bei den vorolympischen Titelkämpfen 2015 in Kasan gegeben. Aus sportlicher Sicht stehen die Wettbewerbe diesmal ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Tokio international wieder besonders im Fokus. Es geht um Olympialimitzeiten und in den Staffeln um Fixplätze für die Spiele 2020.

Eine Hoffnung müssen die Organisatoren kurz vor der Eröffnung aber wohl endgültig begraben: Alle Aufrufe in Richtung Nordkorea, eigene Sportler zu schicken, verhallten. „Die Chancen sind jetzt nur noch sehr gering“, sagte ein Sprecher des Nationalen Olympischen Komitees mit Blick auf die Teilnahme des Nachbarlandes.

„Sprung in den Frieden“

Unter dem Slogan „Dive into Peace“ (Dt.: „Sprung in den Frieden“) sollten die Weltmeisterschaften nicht nur aus organisatorischer Sicht an die erfolgreiche Ausrichtung der Spiele von Pyeongchang anknüpfen. Die Winterspiele hatten auch die innerkoreanische Annäherung einschließlich des sportlichen Austausches weitergebracht. Die Führung des isolierten Landes im Norden schickte damals nicht nur Athleten, sondern auch hochrangige Delegationen. Ein politischer Dialog kam dadurch rascher in Gang.

Südkoreas Präsident Moon Jae In und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un einigten sich im September bei einem ihrer Gipfeltreffen auch auf eine gemeinsame Bewerbung um die Olympischen Spiele 2032. Durch die Zusammenarbeit bei internationalen Wettbewerben wie Weltmeisterschaften könnten beide Länder für ihre Bewerbung Punkte sammeln. Auch bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 sollen gemeinsame Teams gebildet werden.

Südkoreas Präsident und Moon Jae-in und Nordkoreas Führer Kim Jong Un
APA/AFP/KCNA via KN
Südkorea und Nordkorea bewerben sich für Olympia, bei der Schwimm-WM fehlen aber nordkoreanische Athletinnen

Vorreiter Gwangju

Doch auch ohne Nordkorea sollen von den Gwangju-Titelkämpfen Signale des Friedens ausgehen. Wenn die Eröffnungsfeier am Freitag steigt, soll unter dem Motto „Light of Water“ (Dt.: „Licht des Wassers“) gezeigt werden, „wie sich die Gewässer der Erde zu einer einzelnen Welle im Geist der Demokratie und des Friedens erheben“ – so die Idee. Gwangju war Vorreiter in der Demokratisierungsbewegung des Landes und in den 1980er Jahren Schauplatz zahlreicher Demonstrationen.

Jetzt erhoffen sich die Stadt und die Provinz Südjeolla durch die WM auch weltweit erhöhte Aufmerksamkeit. Doch auch generell für den Schwimmsport soll Werbung gemacht werden. In den südkoreanischen Schulen gibt es in der Regel keinen Schwimmunterricht. „Wir hoffen, den Sport entwickeln zu können“, sagte der Sprecher des Organisationskomitees, Sung Baik You, der in dieser Funktion schon für Olympia gearbeitet hatte. Das Land bräuchte mehr Schwimmanlagen, sagte Sung.

„Geringe Kosten, hohe Effizienz“

Für die WM setzen die Organisatoren bei den fünf Wettkampfstätten auf das Konzept der „geringen Kosten und hohen Effizienz“. Der FINA-Partner Myrtha Pools baute für das Spektakel fünf nur für den temporären Gebrauch bestimmte Becken neu, einschließlich zweier Aufwärmbecken. Abgesehen vom Freiwasserschwimmen in Yeosu an der Südküste ist davon nur die Schüssel für das Beckenschwimmen im städtischen Wassersportzentrum an der Nambu-Universität permanent.

„Sämtliche temporären Anlagen werden nach der WM wieder abgebaut“, sagte die Baustellenmanagerin Kim Seo Yeon. Die Kosten für die Instandhaltung wären ansonsten zu hoch. Zwar fehlt dem Gastgeberland der ganz große Star in den eigenen Reihen. Doch liegt der Ticketverkauf im Plan. Bis Dienstag wurden von angebotenen 419.000 Tickets mehr als 308.000 verkauft. Knapp 6.280 gingen ins Ausland. Damit seien laut einer Sprecherin fast 84 Prozent des Ziels von 90 Prozent erreicht.