Am Ende konnte Pöstlberger, der vor zwei Jahren die Auftaktetappe des Giro d’Italia für sich entschieden hatte, im Kampf um den Sieg aber nicht mitreden. Der 27-Jährige von Bora-hansgrohe, der kurzfristig mit einer halben Minute Vorsprung auf die Verfolger solo an der Spitze radelte, wurde am letzten Anstieg eingeholt und kam schließlich mit 5:26 Minuten Rückstand auf den Tagessieger als 13. ins Ziel.
Der Etappensieg ging schließlich an den Südafrikaner Daryl Impey, der sich im Finish gegen den Belgier Tiesj Benoot durchsetzte. Dritter wurde mit zehn Sekunden Rückstand der Slowene Jan Tratnik. Für den 34-jährigen Impey vom Team Mitchelton-Scott war es der erste Tageserfolg bei einer Tour de France. Der letzte Südafrikaner, der einen Tagesabschnitt für sich entscheiden konnte, war vor zwölf Jahren Robert Hunter.
Risiko wird nicht belohnt
„Wer nichts wagt, kann auch nicht gewinnen“, sagte Pöstlberger, der sich erstmals bei der diesjährigen Tour prominent in Szene gesetzt hatte. Dafür gab es auch Lob vom Team. „Es war eine gute Attacke, eine starke Leistung, und daher gibt es nichts zu bereuen“, sagte Enrico Poitschke, der sportliche Leiter des Bora-Teams, das mit Gregor Mühlberger und Patrick Konrad – als 20. bester Österreicher im Gesamtklassement – noch zwei weitere Landsmänner Pöstlbergers bei der Tour am Start hat.
Bei einer Abfahrt witterte der Oberösterreicher seine Chance. „Nach der Abfahrt hatte ich einen kleinen Vorsprung, ich habe zwar kurz überlegt, da es noch weit war, aber dann dachte ich, ich versuche es einfach“, so Pöstlberger, der auch ans Limit ging: „Am Anfang bin ich im roten Bereich gefahren. Dann, vor dem Anstieg, als die Gruppe wieder näher kam, habe ich versucht, ein paar Körner zu sparen. Aber als ich eingeholt wurde, konnte ich nichts mehr entgegensetzen.“
In der Gesamtwertung hatte die Etappe keine Auswirkungen. Der Franzose Julian Alaphilippe, der mit seinen schärfsten Konkurrenten mit mehr als einer Viertelstunde Rückstand auf den Südafrikaner ins Ziel kam, verteidigte souverän das Gelbe Trikot. Am Montag dürfte es auf der zehnten Etappe von Saint-Flour nach Albi noch einmal die Chance auf einen Tagessieg für die Sprinter geben. Auf dem 217,5 Kilometer langen Teilstück Richtung Pyrenäen sind drei Berge der dritten sowie ein Berg der vierten Kategorie zu überwinden.
Italiener stürzt schwer
Der neunte Abschnitt war auch von einem schweren Sturz des italienischen Radprofis Alessandro De Marchi überschattet. Der CCC-Fahrer kam am Sonntag auf der neunten Etappe bereits zehn Kilometer nach dem Start in Saint-Etienne zu Fall und blieb zunächst regungslos liegen. De Marchi wurde anschließend mit dem Krankenwagen abtransportiert.
Untersuchungen im Spital in Saint-Etienne ergaben ein gebrochenes Schlüsselbein, eine gebrochene Rippe, eine Lungenprellung und mehrere oberflächliche Prellungen, dazu eine Risswunde oberhalb des linken Auges. De Marchi wird laut CCC-Teamarzt Max Testa in den nächsten 24 bis 48 Stunden überwacht. Dabei soll entschieden werden, ob eine Operation zur Fixierung des gebrochenen Schlüsselbeins notwendig ist.