„Ich hätte gerne schon alles früher entschieden, aber manchmal muss man sich eben durchkämpfen. Ich bin sehr dankbar, wie es dann zu Ende gegangen ist“, sagte Wiesberger. Seine Freude war dementsprechend groß. „Es ist sehr toll, hier am Ende eines sehr langen Tages mit der Trophäe zu stehen“, betonte der Österreicher.
Der 32-jährige Hebert spielte auf der Schlussrunde groß auf und machte sieben Schläge auf den seit der zweiten Runde führenden Wiesberger gut. Der spielte auf dem Par-71-Kurs mit einer 69 seine schlechteste Runde im Turnier, was aber trotzdem für das Stechen reichte. Dazu kam es nur, weil dem Burgenländer auf dem 17. Loch ein Bogey, das zweite auf der letzten Runde, unterlief. Dem standen vier Birdies gegenüber. Er schloss wie Hebert bei 22 unter Par ab.
Wiesberger mit den besseren Nerven
Im Stechen hatte Hebert zweimal die Chance, den Sack zuzumachen. Auf dem Weg zu seinem ersten European-Tour-Titel machten ihm aber offenbar die Nerven einen Strich durch die Rechnung, verpasste er doch relativ einfache Putts. Der mit der größeren Erfahrung in solchen Situationen ausgestattete Wiesberger führte im dritten Extraloch auf der 18 schließlich die Entscheidung herbei.
Mit 1,034 Millionen Euro sicherte sich der Weltranglisten-83. den größten Siegesscheck seiner bisherigen Karriere. Für seine zuvor wertvollsten Erfolge bei den Open de France 2015 sowie beim Made in Denmark in Farsö Ende Mai 2019 hatte er mit je 500.000 Euro nur halb so viel Geld bekommen. Titel hatte er zuvor auch schon bei den Ballantine’s Championship Incheon 2012, Lyoness Open Atzenbrugg 2012 sowie Shenzhen International 2017 geholt.
Führung im „Race to Dubai“
Doch nicht nur aus finanzieller Sicht war der erste Titel bei einem Rolex-Series-Event für den Oberwarter besonders. Wiesberger übernahm mit seinem Sieg auch als erster Österreicher die Führung im „Race to Dubai“, wo der beste Spieler der Saison gekürt wird.
Zudem hatte er am Freitag mit einer 61 einen neuen Platzrekord bei den Scottish Open markiert und am Samstag mit 20 unter Par einen neuen historischen Turnierrekord nach drei Runden folgen lassen. Wiesberger selbst schaffte in seiner gesamten Karriere zum ersten Mal so ein gutes Score vor dem Schlusstag. Er trat in Schottland die Nachfolge von Brandon Stone an, der sich 2018 den Pokal gesichert hatte.
Für den erst Ende November 2018 nach einer Handgelenksoperation ins Geschehen zurückgekehrten Wiesberger läuft es derzeit also wie am Schnürchen. Vergangene Woche war er bei den Irish Open als Zweiter nur knapp am Sieg vorbeigeschrammt. „Wenn man bedenkt, in welchen Situationen ich letztes Jahr war, wo ich nicht gewusst habe, was als Nächstes passiert, dann schmeckt der Erfolg noch viel süßer. Den genieße ich dadurch auch viel mehr“, sagte Wiesberger.