Bernd Wiesberger
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Golf

Wiesberger bei British Open Geheimfavorit

The Open Championship – drei magische Wörter für Golfprofis und Fans. Am Donnerstag startet die 148. Auflage des ältesten der vier Major-Turniere, das abwechselnd auf zehn Kursen in Großbritannien gespielt wird. In Royal Portrush in Nordirland zählt nach seinem jüngsten Sieg in Schottland auch Bernd Wiesberger zu den Geheimfavoriten.

Der Burgenländer hat am Sonntag bei den Scottish Open seinen sechsten und bisher wertvollsten Titel auf der European PGA-Tour erobert. Mit den Leistungen der letzten zwei Wochen – bei den vorangegangenen Irish Open war Wiesberger Zweiter – bestätigte er seine Klasse auf Links-Kursen. An der Küste, mit viel Wind, tiefen Bunkern und tiefem Rough neben der Ideallinie kam der 33-Jährige zuletzt bestens zurecht. Darauf setzt der Weltranglisten-40. auch auf dem Par-71-Kurs im Nordosten Nordirland.

In Royal Portrush schlägt die Weltelite erstmals seit 68 Jahren ab, der Schauplatz des 10,75-Millionen-Dollar-Turniers ist daher für fast alle Profis neu. Die Lokalmatadore Graeme McDowell, Darren Clarke – der Sieger von 2011 wird am Donnerstag als Erster abschlagen – und Rory McIlroy, der Open-Gewinner von 2014 und Vorjahreszweite der British Open, sind drei der wenigen Ausnahmen. Letzterer ist auch diesmal einer der ersten Anwärter auf die Siegestrophäe, den Claret Jug.

Steiler Aufstieg nach Verletzungspause

Wiesberger nimmt das Turnier als Nummer eins der European-Tour-Saisonwertung in Angriff. „Natürlich freue ich mich über die aktuelle Position, sie ändert allerdings nichts an unserem Fokus. Vielmehr ist es eine Bestätigung der guten Arbeit seit meiner Verletzung, und wir wissen, dass wir den richtigen Weg gehen. Nun heißt es, diese Ergebnisse zu bestätigen und die Form über die restliche Saison zu halten“, erklärte der Oberwarter gegenüber der APA.

Der zweifache Saisonsieger spricht oft in der Wir-Form, er weiß um die Bedeutung seines Teams. Mit Caddie Jamie Lane versteht er sich blendend, bei den British Open sind auch Performance Coach Stuart Morgan und Physiotherapeut Bas van der Steur dabei. Exakt vor einem Jahr, am 18. Juli 2018, hatte sich Wiesberger wegen einer Handgelenksverletzung einer Operation unterzogen. Die Blessur hatte eine siebenmonatige Turnierpause nötig gemacht.

„Weiß, dass ich mich nicht verstecken muss“

Doch vor seinen sechsten British Open präsentierte er sich wohl in der bisherigen Topform seiner Karriere. Von einer Mitfavoritenrolle will Wiesberger dennoch nicht sprechen. „Ich weiß, dass ich mich mit meinem Spiel nicht verstecken muss. Wichtig ist jetzt die richtige Strategie und auch, etwas Ruhe zu finden. Mit allem Weiteren beschäftige ich mich aktuell nicht.“ Zwei Wochen hintereinander um den Sieg mitzuspielen habe schon an den Kräften gezehrt.

Wiesberger triumphiert bei Scottish Open

Bernd Wiesberger hat bei den Scottish Open seinen bisher größten Karriereerfolg gefeiert.

Vom derzeitigen „Flow“ will Wiesberger auch in der Grafschaft Antrim profitieren. „Ich habe aktuell gutes Vertrauen in mein Spiel. Natürlich ändert sich die Strategie, und man muss sich an den Kurs anpassen, aber ich gehe guter Dinge in diese Woche und freue mich auf die Challenge.“ Die ersten zwei Runden am Donnerstag (10.25 Uhr MESZ) und Freitag (15.26 Uhr MESZ) wird er gemeinsam mit dem Chinesen Li Haotong (Dritter 2017) und dem Schotten Russell Knox absolvieren.

Zuletzt konnte sich Wiesberger vor allem auf seine Eisen verlassen – die Abschläge klappten meist bestens. „Dadurch konnte ich mir viele Chancen erarbeiten. Ballkontrolle ist auf Links-Kursen sicherlich ein besonders wichtiges Attribut, vor allem bei windigen Bedingungen.“

64. Platz als bisheriges Topergebnis

Bisher hatte Wiesberger bei den British Open nie zu glänzen vermocht. Bei fünf Starts schaffte er dreimal den Cut, kam aber nie über den bei seinem Debüt 2013 erreichten 64. Platz hinaus. Diesmal scheint die bisher beste Major-Platzierung eines Österreichers in Reichweite. Markus Brier war 2007 bei den Open Zwölfter. Mit einem ähnlich guten Abschneiden würde Wiesberger in der Weltrangliste weiter in Richtung seines Allzeithochs – Platz 23 im Juli 2015 – vorrücken.

Bernd Wiesberger
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Bei seinen ersten British Open vor sechs Jahren in Muirfield erreichte Wiesberger als 64. sein bisher bestes Resultat

Nach dem zweiten Saisonsieg kann der Burgenländer die restliche Saison lockerer in Angriff nehmen. „Durch die letzten beiden Wochen haben wir einige unserer Saisonziele bereits recht früh erreicht“, betonte der 15. des PGA-Championship 2014. Nach den Open wird er dann über seine weitere Saisonplanung entscheiden.