Über den Sieg auf dem 15. Teilstück jubelte Simon Yates vom Mitchelton-Scott-Team. Der Brite gewann die Bergankunft nach 185,5 Kilometern in Foix Prat d’Albis vor dem französischen Vortagessieger Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) und dem Spanier Mikel Landa (Movistar). Als bester Österreicher belegte Gregor Mühlberger den 36. Platz. Sein Bora-Teamkollege Patrick Konrad kam nach aktivem Rennen nur als 93. ins Ziel und rutschte in der Gesamtwertung von Platz 22 auf 29 (+42:12) zurück, Mühlberger ist 34. (52:57).
Die Spitze dagegen schob sich auf dem letzten Pyrenäen-Anstieg enger zusammen. Alaphilippe liegt nur noch 1:35 Minuten vor Vorjahressieger Thomas und 1:47 vor dem Niederländer Steven Kruijswijk (Jumbo-Visma). „Es ist keine Überraschung, dass ich am Ende der zweiten Woche gegen die besten Kletterer Federn lassen muss“, sagte der Spitzenreiter. „Ich hätte heute nicht mehr tun können.“
Einer der vielen Gewinner des Tages war sein Landsmann Pinot, der als nun Gesamtvierter 1:50 Minuten hinter dem Weltranglistenersten lauert. Den fünften Platz mit 2:02 Minuten Rückstand nimmt der Kolumbianer Egan Bernal ein, der zweite Ineos-Kapitän neben Thomas.
Konrad zeigt sich wieder aktiv
Für Konrad dagegen endete der Arbeitstag bitter, obwohl er sich von den Strapazen und Problemen am Vortag auf dem Tourmalet, wo er viel Zeit und sieben Plätze in der Gesamtwertung verloren hatte, zunächst gut erholt präsentierte. Trotz des enormen Tempos von 47 km/h in der ersten Rennstunde zeigte er sich aktiv und immer wieder an der Spitze des Pelotons. In der Folge gelang ihm auch der Sprung in die anfangs 36-köpfige prominente Fluchtgruppe, die sich in der Auffahrt zur ersten Bergwertung auf dem Montsegur nach rund 60 Kilometern formiert hatte.
Zu Konrads Mitstreitern an der Spitze zählten auch der Kolumbianer Nairo Quintana (Movistar) – mit rund sieben Minuten Rückstand als 14. Bester in der Gesamtwertung – und der Niederländer Bauke Mollema (15./Trek). Das Gelbe Trikot schien nicht in Gefahr. Das Peloton ließ die Ausreißer zunächst also ziehen, kontrollierte aber den Vorsprung, der sich 100 Kilometer vor dem Ziel auf dem Weg zur zweiten Bergwertung bei zweieinhalb Minuten einpendelte.
Tempoverschärfung an der Spitze
Hinauf zum Port de Lers, einem Berg der ersten Kategorie, erhöhte die Spitze die Schlagzahl und also das Tempo, dem Konrad nicht folgen mehr konnte. Der Niederösterreicher fiel wie später auch Mollema zurück. Die Bergwertung auf dem Port de Lers sicherte sich der Franzose Romain Bardet (AG2R), der in Brüssel mit großen Hoffnungen an den Start gegangen war, seine Podestchancen in der Gesamtwertung mit knapp einer halben Stunde Rückstand aber längst verspielt hat.
In der Folge wuchs der Vorsprung der nun 21 Mann starken Spitze um Quintana auf das Peloton mit Alaphilippe, der zum zehnten Mal hintereinander in Gelb an den Start gegangen war, auf über fünf Minuten. Das gelang bei einer Tour bisher nur zwei Franzosen: Pascal Lino (1992) und Thomas Vöeckler (2004, 2011). Als erster Franzose wird Alaphilippe am Dienstag nach dem Ruhetag sogar zum elften Mal im Gelben Trikot starten.
Vorsprung schmilzt rasant
Die Spitzengruppe funktionierte weiter gut. Fünf Minuten war sie 50 Kilometer vor dem Ziel vor dem Hauptfeld, das Konrad längst geschluckt hatte, und Quintana virtuell damit sogar wieder in Podestnähe, ehe die Verfolger reagierten. Im Anstieg zur Mur de Peguere zur dritten Bergwertung des Tages schmolz der Vorsprung stetig. Der Deutsche Simon Geschke (CCC) versuchte sein Glück an der Spitze in der Folge als Solist und sicherte sich immerhin die Bergwertung (1. Kat) vor dem späteren Etappensieger Yates, der sich zu Geschke gesellt hatte.
Wenige Sekunden hinter den beiden passierten Quintana und Bardet in einer vierköpfigen Verfolgergruppe die Bergwertung, Alaphilippe und Co. folgten knapp drei Minuten dahinter. 25 Kilometer vor dem Ziel schien alles für einen Showdown auf dem 11,8-Kilometer-Schlussanstieg nach Prat d’Albis angerichtet. Aber das Peloton ließ die Zügel wieder lockerer. Geschke, Yates und deren Verfolger rochen ihre Chance auf den Etappensieg, der mit jedem Tritt näher kam. Im Favoritenfeld ging es um wertvolle Sekunden für die Gesamtwertung.
Schlagabtausch am Schlussanstieg
Neun Kilometer vor dem Ziel kam die entscheidende Attacke von Yates, der Geschke abhängte und solo seinem zweiten Etappensieg in den Pyrenäen binnen drei Tagen entgegenfuhr. Sein erster Verfolger war nun Quintanas Movistar-Kamerad Landa, der eine Minute zurücklag. Eine weitere Minute dahinter brauste das Feld der Favoriten heran.
Thomas riss im Favoritenfeld wie schon am Tourmalet als Erster ab, auch Alaphilippe konnte das Tempo von unter anderen Bernal und Vortagessieger Pinot nicht halten, die sechs Kilometer vor dem Ziel einen Angriff lanciert hatten. Ein wildes Verfolgungsrennen war die Folge. Alaphilippe zeigte erstmals Schwächen und musste Thomas, der sich zurückgekämpft hatte, letztlich sogar ziehen lassen. Das Gelbe Trikot verteidigte er immerhin, während Yates im Ziel längst jubelte.
„Falscher Tag für Spitzengruppe“
Konrad war unterdessen nach seinem 93. Platz sowie dem Rückfall in der Gesamtwertung enttäuscht. „Das Wochenende war nicht so, wie ich es erwartet habe. Heute habe ich mir den falschen Tag für die Spitzengruppe ausgesucht.“ Der Fokus vor dem Ruhetag gelte nun seinem viertplatzierten Bora-Teamkollegen Emanuel Buchmann: Das Ziel sei, „ihn zumindest in den Top Fünf zu halten“.
Konrad berichtete auch von seinen Rückenschmerzen. „Es ist schon hart, wenn du weißt, dir gehen einfach 30 Watt ab. Es ist alles zu und blockiert. Das hat in den vergangenen Tagen extrem an der mentalen Kraft gezehrt. Ich versuche das Beste daraus zu machen“, sagte der Niederösterreicher.