Mit seinem 81. Karriereerfolg baute Hamilton den Vorsprung in der WM auf den zweitplatzierten Valtteri Bottas auf 62 Punkte aus. Der Brite schien nach einem zweiten Reifenwechsel in der 49. Runden nicht mehr in den Kampf um den Sieg eingreifen zu können, doch die gewagte Strategie ging zugunsten von Mercedes auf.
„Ich habe nicht mehr daran gedacht, das zu schaffen. Aber dann haben Max’ Reifen stark abgebaut, und meine Box hat mich angetrieben dranzubleiben. Zum Schluss bin ich schon Qualifying-Runden gefahren“, meinte Hamilton in seiner ersten Rennanalyse und war stolz auf die Leistung des gesamten Teams: „Wenn Niki da gewesen wäre, er hätte seine Kappe gezogen.“
„Wir sind super happy“
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff war jedenfalls erleichtert: „Wir sind super happy, weil es so ein schwieriges Wochenende für uns war. Der Reifenwechsel war eine Entscheidung des gesamten Teams. Die Hochrechnungen unseres Strategieteams waren ganz knapp, aber es hat gepasst. Ich selbst habe es sieben Runden vor Schluss noch nicht geglaubt.“
Auch der geschlagene Verstappen, der erstmals ein Rennen von der Poleposition in Angriff nahm, gestand fair die knappe Niederlage ein. Er trauerte seinem dritten Sieg in den letzten vier Rennen nicht übertrieben traurig nach: „Ich habe alles probiert, um die Reifen am Leben zu erhalten. Es hat nicht gereicht. Ich muss Lewis gratulieren. Aber der zweite Platz ist auch gut“.
Verstappen nutzt Poleposition
Verstappen gelang ein guter Start. Bedrängt von den Mercedes ging es in die erste Kurve, doch der junge Niederländer behauptete die erste Positon. Während Hamilton den zweiten Platz erobern konnte, büßte Bottas nach einer Berührung mit seinem Teamkollegen einen Platz nach dem anderen ein.
Mit dem Ende der ersten Runde hatten die Ferrari von Charles Leclerc und Sebatian Vettel den Finnen, bei dessen Silberpfeil der Frontflügel bei einem Überholmanöver von Leclerc beschädigt war, überholt. Obwohl die Mercedes-Boxencrew schon bereitstand, um den defekten Boliden von Bottas zu reparieren, fuhr dieser weiter und kam erst in der sechsten Runde zum Wechsel des Frontflügels herein.
Hamilton verpasst Fenster zum idealen Stopp
Nach wenigen Runden hatte Verstappen bereits den Vorsprung eines Boxenstopps auf den fünftplatzierten Carlos Sainz herausgefahren. Der Einzige, der dem Spitzenreiter folgen konnte, war Hamilton, der den Rückstand auf den Jungstar um die zwei Sekunden halten konnte. In der 25. Runde kam Verstappen als Erster des Führungsduos zum Reifenwechseln herein. Hamilton musste noch zuwarten, bis sich ein optimales Fenster für den Briten zum Austauschen der Pneus ergab.
Doch die taktischen Überlegungen von Toto Wolff und Co. gingen nicht auf. Der Brite hatte den richtigen Zeitpunkt verpasst, das Mercedes-Team zu wenig riskiert, denn anstatt den Vorsprung an der Spitze entscheidend zu vergrößern, drehte Verstappen auf Platz zwei die schnellste Rennrunde und fuhr die durch den Boxenstopp entstandene Lücke mit acht, neun Zehntel pro Runde wieder zu.
Hamilton beißt sich die Zähne aus – vorerst
In der 32. Runde ließ Hamilton dann doch noch die härteste Reifenmischung aufziehen und knallte kurz darauf die absolut schnellste Runde auf den Asphalt und nahm Verstappen in einem Umlauf gleich zwei Sekunden ab. Mitte des Rennens entwickelte sich dann der harte Zweikampf um die Führung. Beide Piloten gingen aufs Ganze, und Verstappen behielt die Oberhand. Hamilton riskierte zu viel und wurde in einer Kurve von der Strecke getragen.
Die folgenden Runden waren geprägt von den Bemühungen Hamiltons, wieder zu Verstappen aufzuschließen. Bis auf eine Sekunde kam der WM-Führende wieder an den Red Bull heran, doch es reichte nicht ganz. Hamilton wurde daher noch einmal an die Box geholt und zog die Medium-Reifen auf. Eine geniale Entscheidung, wie sich noch herausstellen sollte.
Reifenpoker geht voll auf
Die Mercedes-Strategen glaubten noch an eine erfolgreiche Aufholjagd Hamiltons und standen damit ziemlich alleine da. Doch der Brite tat sein Möglichstes und unterbot bei der Verfolgung Verstappens sogar den Rundenrekord von Michael Schumacher aus dem Jahr 2004. Hamilton flog förmlich heran, und in der 67. Runde am Ende der Start-Ziel-Geraden setzte sich der Brite im Kampf um Platz eins doch noch durch.
Kurz darauf setzte sich auch Vettel im Duell um den letzten Stockerlplatz mit demselben Manöver gegen seinen Teamkollegen Leclerc durch. Verstappen holte sich seinerseits noch einmal frische Reifen ab, zertrümmerte mit 1:17,103 Minuten den Rundenrekord von Hamilton und schnappte sich als kleines Trostpflaster zumindest noch einen Bonuspunkt für die schnellste Runde. In vier Wochen am 1. September geht es mit dem Grand Prix von Belgien (15.10 Uhr, live in ORF eins) weiter.