Ruder-WM in Ottensheim
GEPA/Matthias Hauer
Ruder-WM

Beinharter Kampf unter Leichtgewichten

Für die meisten Leichtgewichtsruderer stellen Weltmeisterschaften den Karrierehöhepunkt dar. Nur wenige schaffen es zu Olympia, denn der Doppelzweier ist die einzige im Zeichen der fünf Ringe gefahrene LG-Klasse. Bei den Weltmeisterschaften ab Sonntag in Linz-Ottensheim sind in dieser Klasse sieben Tokio-Quotenplätze zu holen, doch schon die landesinterne Ausscheidung dafür ist beinhart.

In Österreich ging sie im März zugunsten von Matthias Taborsky und Julian Schöberl aus, die beiden fahren bei den Heimtitelkämpfen ab dem Sonntag-Vorlauf um eine gute WM-Platzierung. Die routinierteren Bernhard und Paul Sieber blieben, wenn auch knapp, auf der Strecke und befinden sich den Zweier betreffend in der WM-Zuschauerrolle. Sie sind beim Spektakel auf der Donau aber gemeinsam mit Sebastian Kabas und Philipp Kellner im LG-Doppelvierer dabei.

Bei den Sieber-Brüdern wird aber ein Seitenblick immer dem LG-Doppelzweier gelten. Schaffen es Taborsky/Schöberl in die Top Sieben, sind sie der Tokio-Teilnahme einen Schritt näher. „Ich bin so weit fein raus, dass ich mir den Druck, den Quotenplatz zu holen, nicht machen muss“, meinte Paul Sieber schmunzelnd. „Ich wünsche das Beste. Dann muss auch ein bisschen Egoismus durchschlagen, und ich schaue, dass ich für nächstes Jahr einen der beiden Plätze erobern kann.“

Matthias Taborsky und Julian Schöberl
APA/Herbert Neubauer
Matthias Taborsky und Julian Schöberl fahren um eine gute WM-Platzierung

Vorteil für Geschwister Sieber

Denn die Besetzung der Quotenplätze wird erst im Vorfeld der nächsten olympischen Saison vergeben. Die besten zwei sollen in Japans Hauptstadt antreten, das müssen nicht unbedingt die beiden Quotenplatzbringer sein. Die Geschwister Sieber (29 und 26 Jahre alt) haben da gegenüber den Jüngeren den Routinevorteil, schon 2016 Olympialuft geschnuppert zu haben. Nach Platz zwölf in Rio de Janeiro wollten sie mehr, wurden vorläufig innerhalb des Österreichischen Ruderverbands (ÖRV) aber eben überflügelt.

Nun liegt es u. a. an Taborsky, international aufzuzeigen. „Es ist schwer für uns“, sagte der Wiener bei einer Pressekonferenz und gab sich realistisch. „Wir fahren erst seit wenigen Monaten zusammen und stellen uns bei der WM der Olympiaquali. Es ist schwierig, wenn noch nicht alles zu 100 Prozent hinhaut. Die Entwicklung sieht sehr positiv aus bei uns. Es ist momentan im leichten Doppel-Zweier brutal. Es drängen sich alle Leichtgewichte aller Nationen in das Boot.“

Lokalmatador Schöberl

Für Olympia muss zumindest das B-Finale gewonnen werden. Schöberl tritt da als engerer Lokalmatador an, der 22-jährige Oberösterreicher fährt für den WSV Ottensheim. „Natürlich bin ich ein bisschen nervöser – aber alles in einer positiven Richtung. Ich freue mich, dass ich vor so einer Kulisse daheim rudern darf. Dort, wo ich der Familie und den Freunden und der Freundin beweisen kann, dass sich die Geduld und die Zeit ausgezahlt hat. Das gibt mir noch extra Kraft und Mut.“

Für den 22-jährigen Kabas und den noch bis Samstag 21-jährigen und nur neun Tage jüngeren Kellner ist schon die WM-Teilnahme ein großer Erfolg. „Für mich ist die Olympiaquali jetzt nicht so nah“, meinte Kabas. „Philipp und ich haben uns das Ziel gesetzt, in den Vierer für dieses Jahr hineinzukommen. Für uns war das große Ziel die WM. Wir haben unsere Leute da. Wenn wir diesen Druck in positive Energie umwandeln, ist das schon ein Heimvorteil.“