James Holland (LASK) ist enttäuscht
APA/Herbert Neubauer
Champions League

Gemischte Gefühle bei LASK nach Aus

Der LASK hat am Mittwoch den Traum von der erstmaligen Teilnahme an der Gruppenphase der Champions League begraben müssen. Nach dem 1:2 (0:0, Gesamt: 1:3) gegen Club Brügge mischten sich unter die Enttäuschung auch Selbstkritik sowie Ärger über eine weitere Schiedsrichterentscheidung. Während aber auch dem Gegner Tribut gezollt wurde, verließen Spieler und Trainer Brügge letztlich erhobenen Hauptes.

„Wenn man zweimal gewinnt, ist man verdient aufgestiegen“, sagte Trainer Valerien Ismael nach dem Spiel im Jan-Breydel-Stadion, in dem die Gastgeber ihrer Favoritenrolle gerecht wurden und am Ende zum bereits siebenten Mal in die CL-Gruppenphase eingezogen sind.

Der LASK musste sich aber erst in der 89. Minute endgültig geschlagen geben. Es fehlte den Linzern nach dem Ausgleich durch Joao Klauss (74.) nur noch ein Treffer zum Aufstieg, doch den erzielte Brügge – noch dazu in Überzahl. Der Ausschluss von Kapitän Gernot Trauner (81.) sorgte für einen Nackenschlag zu einem ungünstigen Zeitpunkt. „Das hat uns alles unter den Füßen weggerissen“, betonte Ismael.

LASK verpasst die Königsklasse

Der LASK muss sich im Play-off-Rückspiel der Champions League bei Club Brügge mit 1:2 geschlagen geben und steigt in die Europa League um.

In erster Linie herrschte natürlich Enttäuschung bei den Linzern, die drauf und dran waren, einem modernen Fußballmärchen den vorläufigen Höhepunkt hinzuzufügen. Jener Verein, der vor fünf Jahren noch in der Regionalliga spielte, hatte mit einem Team aus Spielern, die teilweise woanders abgeschrieben waren, eine realistische Chance auf das Konzert der Großen. Diese Möglichkeiten wollten die Spieler hör- und sichtbar unbedingt ergreifen, nur reichte es eben nicht ganz.

Selbstkritik und Gegnerlob

„Es tut weh“, sagte der Australier James Holland, „das Resultat war aber richtig, Brügge war besser heute. Wir haben unsere Chancen daheim nicht genützt.“ Auch sein kongenialer Mittelfeldkollege Peter Michorl betonte: „Wir haben uns nach dem Hinspiel ein bisschen mehr ausgerechnet. Wir haben auf unsere Chancen gewartet, die haben wir dann auch bekommen, wir haben sie aber wieder nicht genützt. Brügge war schlagbar, aber wir haben es heute nicht geschafft.“

Peter Michorl (LASK) bei einem Schuss
GEPA/Jasmin Walter
Michorl hatte sich wie seine Kollegen nach dem Hinspiel etwas mehr ausgerechnet

Im Hinspiel hatte der LASK alleine in den ersten sieben Minuten drei Möglichkeiten, die allesamt vergeben wurden. Im Rückspiel hingegen hatte Brügge die Gäste zunächst im Griff. „In der ersten Hälfte haben wir das wahre Brügge gesehen“, sagte Ismael und erklärte, warum: „Wir haben viele Probleme bekommen, mussten viel nach hinten laufen, um Lücken zu schließen, haben Bälle zu schnell verloren, es ist dann extrem schwer geworden, Entlastungsangriffe zu starten.“

Brügge entzog sich dem LASK-Pressing. „Sie waren nicht lange am Ball, vor allem die Innenverteidiger“, erklärte Routinier Emanuel Pogatetz. Neo-ÖFB-Teamtormann Alexander Schlager, der wieder einen reife Leistung bot, sagte: „Brügge hat da das Spiel oft verlagert, und wir sind gegen ihre schnellen Spieler in die Laufduelle gekommen.“ Der LASK konnte aber die „nicht hundertprozentigen“ Chancen vereiteln.

Kein Spielglück

Das Gute an der ersten Hälfte war vor allem der Pausenstand von 0:0. „Wir sind dann sehr gut aus der Kabine herausgekommen, hatten mehr Präsenz, mehr Spannung. Wir haben dann ein gutes Timing im Zweikampf gehabt, die Zweikämpfe konsequent geführt“, analysierte Ismael. „Da hat man auch gespürt, dass der Drive von Brügge nicht mehr so stark war. Da hätten wir in Führung gehen können.“

Reinhold Ranftl hatte diese auf dem Fuß, doch Simon Deli etwas dagegen. Der 1,92 Meter große Innenverteidiger klärte einen sehr gut angetragenen Schuss (Ranftl: „Du kannst es nicht viel besser machen“) gerade noch vor der Linie. „Der größte Spieler mit der höchsten Frisur klärt den, den andere nicht geklärt hätten“, haderte Pogatetz und hätte sich wie andere hier mehr Spielglück erhofft. Wenig später fiel noch dazu das Gegentor durch Hans Vanaken, aber nicht viel länger danach auch der Ausgleich durch Klauss nach einem Elfmeter.

Gelb-Rote Karte „lächerlich“

„Wir sind nach dem Gegentor schnell zurückgekommen, dann war das Szenario eigentlich optimal für uns“, merkte Ismael an. „Nach dem Ausgleich ist es im Stadion sehr ruhig geworden“, sagte Ranftl. „Man hat gemerkt, dass Brügge nervös wird, weil sie den einen oder anderen Leichtsinnsfehler gemacht haben“, schilderte Trauner, der aber im Finish zur tragischen Figur wurde und binnen neun Minuten die Gelb-Rote-Karte sah. „Es war keine zweite Gelbe Karte für dieses Foul notwendig“, sagte der 27-Jährige. Sein Teamkollege Peter Michorl befand sie in der ersten Frustration als „lächerlich“.

Schiedsrichter Felix Brych zeigt Gernot Trauner (LASK) die rote Karte
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Im Finish musste der LASK die Aufholjagd zu zehnt bestreiten

Erinnerungen an das Hinspiel wurden beim LASK wach, als der Pole Szymon Marciniak früh einen strittigen Elfmeter gegen den LASK verhängt hatte und Vanaken den Endstand herstellte. „Das tut richtig weh, weil ich bei zwei strittigen Szenen dabei war. Das wurde zweimal gegen uns entschieden“, sagte Trauner. Auch in dieser Hinsicht geht es um Details, wie Pogatetz anmerkte. „Es ist 1:1 gestanden, und wenn das Hinspiel 0:0 ausgeht, bist du weiter. Dann musst du nicht aufmachen, kriegst nicht den Konter“, betonte der 36-Jährige, der damit auch weiterhin auf seine erste CL-Teilnahme warten muss.

Eine andere Liga

Schließlich mussten sich die Linzer aber auch eingestehen, dass man hier auf einem anderen Niveau gespielt hat. „Vielleicht sind uns auch die Grenzen ein bisschen aufgezeigt worden“, sagte Ismael. Trauner ging darauf ein, was dem LASK noch auf die Königsklasse fehlt: „Man sieht schon, härtere Zweikämpfe, das Spiel ist schneller, und es geht um Genauigkeit und Details. Ist man effizient vor dem Tor? Gewinnt man den Zweikampf? Wie genau spielt man sich die Chancen heraus? Wenn man einmal zu viel den Ball annimmt, schließt sich die Lücke wieder, und es wird schwieriger, zu Torchancen zu kommen.“

Der LASK nimmt aber nicht nur Erfahrungen wie diese aus der Champions-League-Qualifikation mit. „Insgesamt können wir stolz auf die Mannschaft sein, für den Verein war es eine unglaubliche Geschichte. Man hat das Gefühl gehabt, dass man etwas schaffen könnte“, unterstrich Ismael. „Wir haben gesehen, dass wir es auch sehr guten Mannschaften schwierig machen können. Wir können also Selbstvertrauen mitnehmen, müssen mutig sein und unser Spiel durchziehen. Wir können gegen jeden Gegner bestehen“, so Holland.

"Wenn man sieht, wo wir herkommen, ist es dennoch ein Erfolg. Aber man strebt ja immer nach den Sternen, wie man so schön sagt. Wir sind jetzt enttäuscht, aber mit ein wenig Abstand ist die Europa League auch eine geile Sache“, meinte Pogatetz. Die nächsten internationalen Gegner könnten Arsenal oder Manchester United heißen. Am Freitag (13.00 Uhr) bekommt der LASK seine Gegner in der Europa-League-Gruppenphase zugelost.