Donovan Mitchell (USA)
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Basketball

US-„Notnägel“ auf historischer Mission

Von 31. August bis 15. September ist China Mittelpunkt der Basketball-Welt. Im „Reich der Mitte“ findet die 18. Ausgabe einer Weltmeisterschaft statt. Die großen Gejagten sind einmal mehr die USA, die den historischen dritten Titel in Folge jagen. Coach Gregg Popopvich steht dafür allerdings nur ein B- und kein Dream-Team zur Verfügung.

Nach den Absagen von Superstars wie James Harden, LeBron James und Anthony Davis müssen es nun überspitzt formuliert die „Notnägel“ für die Amerikaner richten. Der Titelverteidiger hat mit Kemba Walker und Khris Middleton nur zwei aktuelle All-Stars der National Basketball Association (NBA) im zwölfköpfigen Kader, für den viel auf dem Spiel steht. Die Optionen: historischer Gold-Hattrick oder Riesenblamage.

Noch nie ist es bisher einer Nation gelungen, bei den Männern dreimal en suite Weltmeister zu werden. Die US-Amerikaner sind seit Olympiagold 2008 in Peking bei Großereignissen zwar ungeschlagen, die erfolgreichen Mannschaften konnten aber immer mit Superstars der NBA-Szene wie etwa LeBron James (Olympia 2008 und 2012), Kevin Durant (WM 2010, Olympia 2012 und 2016) und Stephen Curry (WM 2010 und 2014) aufwarten.

US-Trainer Gregg Popovich mit Spieler Donovan Mitchell
Reuters/USA Today Sports/Gary A. Vasquez
Popovich (r.) holte sich heuer von einigen Topstars vor der WM Körbe ab

Diesmal gab es jedoch eine wahre Absagenflut für das von den Toptrainern Popovich (fünfmal NBA-Meister mit den San Antonio Spurs) und Steve Kerr (dreimal NBA-Meister und fünfmal en suite im Finale mit den Golden State Warriors) betreute Team USA. „Wir haben diesmal nicht den einen Spieler, der uns tragen kann, wie es zum Beispiel Kevin Durant tun könnte. Wir müssen das im Kollektiv auffangen“, erklärte deshalb Jerry Colangelo, Langzeitdirektor von USA Basketball. Anstelle eines Offensivfeuerwerks müsse das Hauptaugenmerk auf „Defensive und Rebounding“ gelegt werden, forderte der 79-Jährige.

Weckruf gegen Australien

In der unmittelbaren WM-Vorbereitung setzte es für den Titelverteidiger am Samstag eine bittere 94:98-Niederlage in Melbourne gegen die Australier, die für Popovich aber zu den Goldanwärtern in China zählen. „Sie sind eines der Teams, die das ganze Ding gewinnen können – ohne Zweifel“, betonte der 70-jährige US-Cheftrainer, der bei den San Antonio Spurs auch Österreichs NBA-Legionär Jakob Pöltl unter seinen Fittichen hat.

Modus: Die besten beiden Teams jeder der acht Gruppen steigen in die zweite Runde (ab 6. September/Gruppen I bis L) auf, wobei das Resultat gegen den Gruppengegner aus der ersten Runde mitgenommen wird.

Die besten beiden Teams jeder Gruppe dieser zweiten Turnierphase stehen dann im am 10. September beginnenden Viertelfinale.

Gleichzeitig hoffte „Coach Pop“, dass die Niederlage ein Weckruf für seine Burschen war: „Australien hat uns eine Lehrstunde erteilt, was uns in den kommenden Wochen erwartet. Hoffentlich haben wir daraus gelernt. Wir müssen deutlich besser werden.“ Neben Australiens Team, das nach Platz vier bei Olympia 2016 in Rio nun endlich seine erste WM-Medaille holen will, zählen noch der Weltmeister von 2006 Spanien, Vizeweltmeister Serbien und der WM-Dritte Frankreich zu den Hauptkonkurrenten der USA.

Griechenland setzt auf „Freak“

Der frühere Europameister Griechenland möchte dagegen bei der ersten Basketball-WM mit 32 Mannschaften für eine Überraschung sorgen, braucht dafür aber einen in absoluter Hochform agierenden Giannis Antetokounmpo. Der 24-Jährige, Spitzname „The Greek Freak“, wurde Ende Juni als wertvollster Spieler (MVP) der NBA ausgezeichnet. Antetokounmpo ist erst der zweite Europäer nach dem Deutschen Dirk Nowitzki im Jahr 2007, dem dieser Coup gelang.

Ein WM-Triumph wäre ein neuer Höhepunkt in seiner Karriere, erklärte Antetokounmpo jüngst: „Ich würde den MVP-Titel für die Goldmedaille in China eintauschen. Das Gefühl, mit der Nationalmannschaft zu gewinnen, ist unglaublich und erfüllt mich mit Stolz.“ Im griechischen WM-Kader scheint der Name Antetokounmpo gleich zweimal auf, denn an der Seite von Milwaukee-Bucks-Superstar Giannis spielt auch sein 27-jähriger Bruder Thanasis.

18. Basketball-WM der Männer, erste Runde

Gruppe A (Peking): China, Venezuela, Polen, Elfenbeinküste

Gruppe B (Wuhan): Argentinien, Russland, Südkorea, Nigeria

Gruppe C (Guangzhou): Spanien, Puerto Rico, Iran, Tunesien

Gruppe D (Foshan): Serbien, Italien, Philippinen, Angola

Gruppe E (Schanghai): USA, Türkei, Tschechien, Japan

Gruppe F (Nanjing): Griechenland, Brasilien, Montenegro, Neuseeland

Gruppe G (Shenzhen): Frankreich, Dominikanische Republik, Deutschland, Jordanien

Gruppe H (Dongguan): Litauen, Australien, Kanada, Senegal