Marcel Hirscher
GEPA/Christian Walgram
Ski alpin

Hirscher geht mit einem Lächeln

Nach mehr als einem Jahrzehnt Rennsport auf höchstem Niveau hat Superstar Marcel Hirscher seine einzigartige Karriere am Mittwoch beendet. Zehn Jahre nach Hermann Maier verlor Österreich wieder einen Athleten, der in puncto Siegermentalität weit über seinen Gegnern stand und den Fans mit seinen Erfolgen unzählige Glücksmomente beschert hatte. Hirscher selbst blieb wie in seiner gesamten Karriere souverän, er nahm lächelnd Abschied.

67 Weltcup-Siege, vor allem aber seine acht Weltcup-Gesamtsiege in Serie haben neben den vielen WM- und Olympiamedaillen Hirscher neben dem Schweden Ingemar Stenmark zum erfolgreichsten Skirennläufer aller Zeiten gemacht. Im vergangenen Winter in Aare war Hirscher nochmals Weltmeister im Slalom geworden. „Auf der letzten Rille“, wie er nun gestand. „Es hat wahnsinnig viel Kraft gekostet.“ Nach dem Winter war der Salzburger rasch abgetaucht.

Sein traditionelles Sommergespräch Anfang August hatte Hirscher kurzfristig abgeblasen, was erstmals Rücktrittsgerüchte befeuert hatte. Am Mittwoch, sechs Wochen vor dem Auftakt der kommenden Weltcup-Saison in Sölden, beendete der Technik-Spezialist das Rätselraten und wirkte dabei gefasst und fast schon erleichtert. „Ich bin froh, dass ich es hinter mir habe und dass es jetzt ruhiger wird“, sagte er lächelnd und emotional offenbar befreit.

Hirscher verkündet Rücktritt

Marcel Hirscher gab den Rücktritt vom Skisport bekannt. Es war die Summe aus vielen Gründen, die ihn letztlich dazu veranlasst hat.

Neue Ära im Skisport

Mit Hirscher tritt nach Lindsey Vonn, Aksel Lund Svindal und Erik Guay ein weiterer Szenestar zurück, der Skisport taucht damit in eine neue Ära ein. Auch für Österreichs Herren beginnt ein neues Zeitalter, auch eines der Chancen. „Für den Gesamtweltcup ist es heuer sicherlich noch zu früh“, meinte Hirscher. „Aber mannschaftlich, speziell im Technikbereich, ist der Generationswechsel vollzogen“. Seinen ÖSV-Nachfolgern wie Manuel Feller, Michael Matt und Marco Schwarz traut er viel zu.

Marcel Hirscher vor Journalisten
APA/Robert Jaeger
Hirscher wurde vom Liechtensteiner Ex-Skistar Marco Büchel durch den Abschiedsabend geführt

„Es tut weh, wenn so ein Athlet aufhört. Aber irgendwann kommt bei jedem dieser Zeitpunkt“, sagte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, der sein absolutes Aushängeschild verliert und darüber natürlich vorab informiert worden war. Er habe aber keine Sekunde versucht, ihm das auszureden, sagte Schröcksnadel. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen meldete sich zu Wort. „Wenn ein Jahrhundertskifahrer wie Sie seinen Rücktritt erklärt, dann ist das zuerst ein kleiner Schock.“

Keine Tränen bei Hirscher

Im Gegensatz zu Maier gab Hirscher sein Karriereende gefasst bekannt. „Jetzt ist es draußen und auch leichter. Es ist gut, dass es zu einem Ende kommt.“ Der Salzburger gab zu, dass ihm am Ende etwas die Zeit ausgegangen sei. Er habe schon mehrmals an Rücktritt gedacht, so richtig ernst genommen habe das aber niemand. „Der Sommer wird fast zu kurz, um die Zeit zu haben, um zu regenerieren“, sagte er und verglich sich nun mit einer gebrauchten Batterie, die zum Aufladen immer länger brauche.

Zwölf Jahre diesen Sport ohne Verletzung und ohne Pause auf diesem Niveau zu betreiben, sei in die Entscheidung miteingeflossen. „Ich habe wahnsinniges Glück gehabt. Dass ich hier sitze mit gesunden Beinen und ohne große Wehwehchen, ist enorm“, sagte Hirscher. „Ich möchte mit meinem Kleinen Fußball spielen, auf den Berg gehen, Motocross fahren. Ich kann es machen ohne Beschwerden.“

Rücktritt auf dem Höhepunkt

Er habe aber auch als Sieger zurücktreten wollen, deshalb sei der Zeitpunkt nun ideal. „Ich wollte es nicht übersehen. Ich bin im Zenit. Es war wichtig, auf dem Höhepunkt aufzuhören und als Sieger zu gehen", sagte Hirscher. Aber, ja, jetzt ist es dann doch sehr rasch gegangen. Es fühlt sich aber immer noch gut an.“

Für Hirscher beginnt jedenfalls eine neue Zeitrechnung. Mit „spannenden Projekten“, wie er betonte, ohne Details zu verraten. Seine Erfahrung weiterzugeben, sei aber ein Thema gestand er. Laut Schröcksnadel werde sich Hirscher in Zukunft auch in die Jugendarbeit des Verbands einbringen. Was Hirscher am wenigsten vermissen wird? „Das Kofferpacken.“