Marcel Sabitzer (AUT) jubelt
APA/Barbara Gindl
EM-Qualifikation

Österreich überrollt Lettland

Österreichs Fußballnationalteam hat am Freitag in Salzburg in der Qualifikation für die EM 2020 in der Gruppe G den dritten Sieg in Folge gefeiert. Lettland wurde vor 16.300 Zuschauern mit einer starken Leistung mit 6:0 (2:0) besiegt. Marko Arnautovic (7., 53./Elfer), Marcel Sabitzer mit einem Traumtor (13.), ein Eigentor sowie Konrad Laimer (79.) und Michael Gregoritsch (84.) waren für die Treffer verantwortlich.

Am Ende rollte nicht nur die Torlawine über die Letten, sondern auch „La Ola“ durch das Stadion. Der Sieg hätte aber noch weitaus höher ausfallen können. Vor allem Lettlands Schlussmann Pavels Steinbors verhinderte ein Debakel für seine Mannschaft. 31:1 lautete die Torschussstatistik nach 90 Minuten aus der Sicht Österreichs. Für die ÖFB-Auswahl war es der höchste Sieg seit März 2013. Damals hatten die Österreicher die Färöer ebenfalls mit 6:0 besiegt.

Für die Elf von Teamchef Franco Foda war es ein souveräner und gut herausgespielter Erfolg in einer Partie, die aufgrund der Unterlegenheit des Gegners wie auf einer schiefen Ebene ablief. Nach dem Fehlstart gegen Polen (0:1) und Israel (2:4) hat sich das ÖFB-Team mit Siegen gegen Slowenien (1:0) und Nordmazedonien (4:1) wieder in eine gute Ausgangsposition gebracht.

Gruppe G hart umkämpft

Vor allem in Hinblick auf das richtungsweisende Duell am Montag (20.45 Uhr, live in ORF eins) mit Tabellenführer Polen in Warschau sollten sich die Österreich aber bereits auf Betriebstemperatur befinden. Ein Sieg in Polen wäre für die ÖFB-Mannschaft nach dem 0:1 im Hinspiel Ende März in Wien von enormer Bedeutung, vor allem auch deshalb, weil die Gruppe G durch den überraschenden 2:0-Heimsieg Sloweniens gegen Polen am Freitag wieder eng zusammengerückt ist.

Der Kampf um die zur Qualifikation notwendigen Plätze eins und zwei wurde damit neu entfacht. Nach dem fünften Spieltag liegt Polen nur noch drei Punkte vor den Österreichern, einen weiteren Zähler dahinter liegen Slowenien und Israel.

Stankovic ist die Nummer eins

Die spannendste Personalie vor dem Duell mit Lettland war die Klärung der Tormannfrage, nachdem der vereinslose Heinz Lindner nicht von Teamchef Foda einberufen worden war. Der Deutsche und sein Trainerteam entschieden sich für Salzburgs Goalie Cican Stankovic, der damit zu seinem allerersten Einsatz im Nationalteam kam. Neben Stankovic standen noch sechs weitere Spieler mit aktuellem oder vergangenem FC-Salzburg-Bezug in der Anfangsformation.

Für Aleksandar Dragovic war es hingegen bereits das 75. Match im Teamdress, für David Alaba das 70. Lettland war mit zwölf Spielen ohne Sieg angereist, auch in allen vier bisherigen der Quali war man leer ausgegangen. Dass Österreich die Favoritenrolle innehatte, lag auch an der makellosen Heimbilanz gegen die Letten: vier Heimspiele, vier rot-weiß-rote Siege. Torverhältnis 12:3.

Arnautovic freut sich über frühes Geschenk

Lange dauerte es nicht, bis Österreich erstmals gefährlich auf das lettische Tor schoss. Ein feiner Freistoß von Marcel Sabitzer von links wurde jedoch von Torhüter Pavels Steinbors gerade noch zur Ecke abgewehrt (4.). Doch nur kurz darauf jubelte das Stadion über das 1:0 für Österreich. Konrad Lainer nahm dem überraschten Boriss Bogdaskins an der Strafraumgrenze den Ball ab, servierte ihn Arnautovic, der sich für sein 25. Teamtor nicht mehr wirklich anstrengen musste (7.).

Arnautovic schießt das 1:0 für Österreich (7. Minute)

Früh kam Österreich nach einem Fehler der Letten zum Führungstor.

Der frühe Treffer erleichterte Österreich die Arbeit, und so gab es Chancen fast im Minutentakt. Ein Alaba-Drehschuss konnte wieder im letzten Moment von Steinbors geklärt werden (12.). Bei einem gefinkelten Schuss aus 25 Metern von Sabitzer in der 13. Minute war der lettische Schlussmann hingegen chancenlos. Der Ball änderte kurz vor Steinbors, der sein Geld bei Arka Gydnia in der polnischen ersten Liga verdient, noch einmal die Richtung.

Ball und Gegner laufen

Mit den zwei schnellen Toren im Rücken ließ Österreich den Ball laufen, Lettland reihte sich fast komplett im eigenen Strafraum auf. Zugriff auf das Spiel konnten die Balten so keinen bekommen, und die Foda-Elf zirkulierte den Ball so lange, bis sich eine Schussmöglichkeit ergab. Ein Versuch von Arnautovic (21.) wurde wieder von Steinbors pariert.

Aleksandar Dragovic (AUT) gegen Vladislavs Gutkovskis (LAT)
GEPA/Thomas Bachun
Eine Aufnahme mit Symbolcharakter: Lettland lief Österreich (im Bild Dragovic) und dem Ball erfolglos hinterher

Bei Österreich zeigte sich Inter-Legionär Valentino Lazaro auf rechts in Spiellaune, auch Leipzig-Mann Laimer kurbelte überall auf dem Feld ununterbrochen, alle kombinierten in der Offensive abwechselnd mit Alaba und/oder Arnautovic und irgendwann landete der Ball eben bei einem einschussbereiten Österreicher. Allerdings landete der Ball vorerst nicht im Tor.

Warten auf das 3:0

Gefahr drohte jedoch keine. Für Lettland war das Spiel meist zu schnell, denn Österreich machte diesmal nicht den Fehler wie im März gegen Israel, nach einer bequemen Führung einen Gang runter zu schalten. Das 3:0 war nur eine Frage der Zeit. Ein schön herausgespielter Treffer von Sabitzer in der 34. Minute wurde zu früh beklatscht. Er wurde vom irischen Schiedsrichter Robert Hennessy zu Unrecht wegen Abseits aberkannt.

Abseitstor von Sabitzer (34. Minute)

Arnautovic mit der Traumvorlage für Marcel Sabitzer, der sehenswert einschießt. Doch der Schiedsrichter entscheidet auf Abseits.

16:1 Torschüsse lautete die Bilanz zur Halbzeit zugunsten Österreichs. Nach der Pause war es dann aber so weit. Bogdaskins umklammerte Stefan Lainer im Strafraum nach dem Geschmack von Referee Hennessy etwas zu inniglich, und Arnautovic verwertete knallhart und staubtrocken den verhängten Elfmeter zum 3:0 (53.). Die Partie war damit endgültig gelaufen. Foda brachte noch Gregoritsch anstelle des starken Lazaro (69.) sowie Stefan Ilsanker statt Kapitän Julian Baumgartlinger (74.).

Die Dämme brechen

Ilsanker war dann mit seiner ersten Ballberührung auch für den vierten Treffer verantwortlich. Nach einer flüssigen Kombination über Arnautovic, Sabitzer, Gregoritsch hechtete der Leipziger den Ball an die Innenstange, von dort sprang der Ball via Goalie Steinbors doch noch irgendwie über die Linie zum 4:0 (76.).

4:0 durch Eigentor von Lettland (77. Minute)

Der soeben erst eingewechselte Stefan Ilsanker trifft per Kopfball die Innenstange – und der lettische Tormann Steinbors schlägt sich den Ball ins Tor.

Arnautovic traf dann auch noch die Stange (78.) und Laimer ins Netz – 5:0 (79.). Gregoritsch ließ sich schließlich in der 84. Minute die Chance auf das halbe Dutzend an Toren nicht entgehen. „Ooh, wie ist das schön“ brandete im Anschluss ebenso durch die Salzburger Arena wie die Freudenwelle „La Ola“.

EM-Qualifikation, Gruppe G, fünfter Spieltag

Freitag

Österreich – Lettland 6:0 (2:0)

Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 16.300 Zuschauer, SR Hennessy (IRE)

Torfolge:
1:0 Arnautovic (7.)
2:0 Sabitzer (13.)
3:0 Arnautovic (53./Elfmeter)
4:0 Steinbors (76/Eigentor)
5:0 Laimer (80.)
6:0 Gregoritsch (84.)

Österreich: Stankovic – Lainer, Dragovic (81./Grillitsch), Hinteregger, Ulmer – Baumgartlinger (75.Ilsanker), Laimer – Lazaro (69./Gregoritsch), Sabitzer, Alaba – Arnautovic

Lettland: Steinbors – Petersons, Cernomordijs, Dubra, Maksimenko – Bogdaskins – Ciganiks (67./Savalnieks), Tobers (77./Rugins), Laizans (82./Uldrikis), Kamess – Gutkovski

Gelbe Karten: keine bzw. Petersons, Bogdaskins, Savalnieks