Österreich ist mit insgesamt 16 Athleten am Start, von denen sich der eine oder andere durchaus Chancen auf einen Spitzenplatz ausrechnen darf. Die WM auf hügeligem Klassikerterrain könnte aber wie schon die viel bergigere im Vorjahr in Innsbruck zu niederländischen Festspielen werden. Denn „Oranje“ ist nicht nur bei den Damen mit den Titelverteidigerinnen Annemiek van Vleuten (Zeitfahren) und Anna van der Breggen (Straßen) neuerlich zu favorisieren.
Besonders viele Augen werden im Herren-Straßenrennen auf Überflieger Mathieu van der Poel gerichtet sein. Das Multitalent, heuer Querfeldein-Weltmeister und mehrfacher Mountainbike-Weltcup-Sieger, ist im 285 km langen Königsbewerb ein heißer Goldtipp.
Arrivierte Stars sind gewarnt
Der 24-Jährige hat heuer als Neuling auf der Straße mehrfach stark aufgezeigt, zuletzt degradierte er bei der Großbritannien-Rundfahrt die Konkurrenz zu Statisten. Sein unwiderstehlicher Schlussantritt sollte auch den renommierten Kapazundern um Titelverteidiger Alejandro Valverde zu denken geben.
Der spanische Ex-Dopingsünder kommt wie Ex-Champion Philippe Gilbert (BEL) in Hochstimmung von der Vuelta zur WM. Andere wie Julian Alaphilippe (FRA) und der heuer nicht gänzlich überzeugende Tripleweltmeister Peter Sagan (SVK) gehen deutlich frischer auf die Jagd nach WM-Edelmetall.
Österreich mit Doppelspitze
Die sechs Österreicher im Eliten-Rennen der Herren um die Doppelspitze Marco Haller und Lukas Pöstlberger sind Außenseiter mit der Hoffnung auf einen Spitzenplatz. „Der Kurs ist sehr hügelig, es sind keine wirklich langen Anstiege drinnen, aber ich denke, dass wir sicher gut ins Geschehen eingreifen können“, meinte Christoph Peprnicek, der Sportausschuss-Vorsitzender im Österreichischen Radsport-Verband (ÖRV).
Aufgrund der heuer mehrfach guten Auftritte bei zahlreichen World-Tour-Rennen dürfe man durchaus optimistisch sein. „Wir haben mehrere Kandidaten, die vorne mitfahren können, ob es für ganz vorne reicht, werden wir sehen.“
Starke Konkurrenz im Zeitfahren
Im Zeitfahren (54 km) hofft Ex-Stundenweltrekordler Matthias Brändle auf einen Spitzenplatz. „Ein Top-Ten-Ergebnis wäre ein Traum, aber es wird natürlich schwierig“, betonte Peprnicek. Titelverteidiger im Kampf gegen die Uhr ist der zuletzt mit Problemen kämpfende Australier Rohan Dennis.
In Topverfassung tritt hingegen Vuelta-Triumphator Primoz Roglic an, der Slowene hat 2017 hinter dem diesmal fehlenden Tom Dumoulin WM-Silber geholt. Aber auch Belgiens Jungstar und Europameister Remco Evenepoel könnte nach seiner hervorragenden ersten Profisaison ein weiters Mal das Elite-Feld düpieren. Bei den Frauen darf ÖRV-Starterin Anna Kiesenhofer nach EM-Rang fünf mit einem Top-Ten-Platz spekulieren.
Zu Beginn der WM steht mit der gemischten Zeitfahrstaffel für Nationalteams ein Novum auf dem Programm, das die bisherigen Rennen gegen die Uhr für WorldTour-Teams ersetzt. Im Mixed-Bewerb fahren zunächst je drei Frauen, danach folgen die Herren-Trios. Für die Premiere sind lediglich elf Nationen, noch dazu nicht in Topbesetzung, gemeldet. Österreich ist wie viele andere kleine Nationen nicht darunter.
Insgesamt 16 ÖRV-Athleten
Für Rot-Weiß-Rot gehen in der Region um Harrogate insgesamt 16 Teilnehmer an den Start. Neben dem Herren-Septett und Kiesenhofer sind dies im Frauen-Elite-Straßenrennen Kathrin Schweinberger und Angelika Tazreiter sowie einige Nachwuchsathleten.
Mountainbikerin Laura Stigger, 2018 Siegerin des Juniorinnenstraßenrennens und mittlerweile nur noch in der Elite startberechtigt, tritt nicht an. Ex-Juniorenweltmeister Felix Gall sagte kurzfristig erkrankt ab, er wird im U23-Straßenrennen von Stefan Kolb ersetzt.