Sebastian Vettel und Charles Leclerc (beide Ferrari)
Reuters/Thomas Peter
Formel 1

Vettel führt Ferrari-Doppelsieg an

Ferrari hat am Sonntag beim Grand Prix von Singapur einen Doppelsieg gefeiert. Nach den beiden Triumphfahrten von Charles Leclerc auf den Powerstrecken in Spa und Monza stand beim Nachtrennen diesmal Sebastian Vettel ganz oben und feierte seinen ersten Erfolg seit über einem Jahr. Enttäuschend endete der 15. WM-Lauf erneut für die Silberpfeile.

Vettel, der das Rennen von Startplatz drei aus in Angriff genommen hatte, setzte sich dank eines perfekt getimten Reifenwechsels gegen seinen Teamkollegen und Pole-Mann Leclerc sowie Red-Bull-Fahrer Max Verstappen durch. Für den vierfachen Weltmeister war es der 53. WM-Sieg, der erste Sieg seit seinem Triumph beim GP von Belgien in Spa im August 2018, für Ferrari der erste Doppelerfolg seit Ungarn 2017.

„Der Start in die Saison war schwierig, aber wir haben uns zurückgekämpft. Ich bedanke mich vor allem bei den Fans“, jubelte Vettel nach dem Rennen. „Die letzten Wochen waren für mich nicht so einfach. Aber es ist schön, wenn man weiß, dass man so viel Unterstützung bekommt. Die Fans haben mir geschrieben, dass ich einfach an mich glauben soll. Und es ist toll, wenn man das auf die Strecke bringt.“

Vettel führt Ferrari-Doppelsieg an

Ferrari hat am Sonntag beim Grand Prix von Singapur dank Sebastian Vettel und Charles Leclerc einen Doppelsieg gefeiert.

„Eine gesunde Watschen“ für Mercedes

Mercedes blieb aufgrund einer völlig missglückten Boxenstrategie in Singapur unterdessen zum dritten Mal hintereinander nur die Statistenrolle. Hamilton blieb zu lange auf den weichen Reifen auf der Strecke und fiel vom zweiten auf den vierten Rang zurück, Bottas verteidigte zwar seinen fünften Platz aus dem Qualifying, konnte sich aber ebenso wenig ins Szene setzen wie sein Teamkollege.

Motorsportchef Toto Wolff wollte das Ergebnis auch gar nicht schönreden. "Es war ein wirklicher Fehler, ich glaube, das hat sogar Ferrari überrascht“, sagte der 47-jährige Wiener im ORF-Interview. „Wir brauchen auch nichts erklären, es waren zu viele Fehler, unüblich für uns. Ein Wochenende, das man einfach total abschreiben kann. Wir waren das ganze Wochenende auf dem falschen Fuß. Vielleicht ist es auch gut, einmal eine gesunde Watschen abzufangen.“

Leclerc hat Rennen zu Beginn im Griff

Leclerc, der das Rennen in dieser Saison zum insgesamt fünften Mal und zum dritten Mal in Serie aus der Pole aus in Angriff nahm, erwischte einen blitzsauberen Start und fuhr in den ersten Runden einen kleinen Polster auf das Feld heraus. Sein erster Verfolger Hamilton, der in Singapur in den vergangenen beiden Jahren am Ende noch ganz oben auf dem Podest gestanden war, musste sich zunächst gegen einige Angriffe Vettels wehren, verteidigte aber Platz zwei und blieb damit als Puffer zwischen den beiden Ferraris.

Auch dahinter hatte sich beim Start wenig getan, auf den Plätzen drei bis sechs folgten wie im Qualifying Max Verstappen (Red Bull), Valtteri Bottas (Mercedes) und Alexander Albon (Red Bull). Nach seinen zwei Siegen begnügte sich Leclerc auf dem Stadtkurs mit 23 Kurven zunächst mit einer Bummelfahrt und fuhr bis zu 13 Sekunden langsamer als in der Quali, da er das Tempo in Singapur als Führender niedrig halten konnte und dennoch gute Chancen hatte zu gewinnen. Acht der bisher elf Rennen im Stadtstaat am Äquator wurden aus der Pole geholt.

Vettel setzt sich in Box an die Spitze

Da das Renntempo von Leclerc niedrig gehalten wurde und auf der Strecke im vorderen Feld wenig Bewegung zuließ, hofften einige Fahrer auf das Undercut-Fenster. Als erste Fahrer kamen in der 20. Runde aber nicht wie erwartet die Silberpfeile, sondern Vettel und Verstappen an die Box. Und Vettel nutzte seine erste Runde auf den neuen harten Reifen optimal aus und holte so viel Zeit heraus, dass Leclerc, nach seinem Boxenstopp in der darauffolgenden Runde erst knapp hinter seinem deutschen Teamkollegen wieder auf die Strecke kam.

„Es war ein später Boxenstopp, ich habe dann alles in diese Out-Lap gesteckt“, sagte Vettel. „Ich war auch überrascht, dass ich als Erster wieder auf die Strecke gekommen bin.“ Weniger begeistert über den unerwarteten Führungswechsel war indes Leclerc, der das Rennen bis dahin klar im Griff hatte. „Es ist natürlich schwierig, einen Sieg so zu verlieren“, betonte der 21-jährige Monegasse. „Aber für das Team ist es natürlich gut, und wir dürfen uns über einen Doppelsieg freuen.“

Mercedes hatte das Undercut-Fenster unterdessen verpasst. Bottas kam erst in der 23. Runde zum Reifenwechsel herein und blieb hinter Vettel, Leclerc sowie Verstappen zurück und riss auf den Niederländer im Red Bull sogar über fünf Sekunden Rückstand auf. Hamilton blieb noch länger draußen und konnte nur noch auf eine Saftey-Car-Phase hoffen. In der 26. Runde ging aber auch beim WM-Leader mit den weichen Reifen nichts mehr, der Stopp kam allerdings viel zu spät, und der Brite kam unmittelbar hinter Verstappen, aber gerade noch vor Bottas wieder auf die Strecke.

Giovinazzi darf Feld kurz anführen

Das Feld wurde nun kurzfristig vom Italiener Antonio Giovinazzi im Alfa Roma angeführt, seit 2015 der erste Fahrer, der nicht für eines der drei großen Teams Mercedes, Ferrari oder Red Bull fährt. Dahinter folgten der Franzose Pierre Gasly im Toro Rosso und der Australier Daniel Ricciardo im Renault. Alle drei Fahrer hatten der Box jedoch noch keinen Besuch abgestattet. Vettel wollte aber nicht so lange warten und zog kompromisslos an dem Trio vorbei, wobei er vor allem Gasly beim Überholmanöver wenig Platz ließ und der Franzose gerade noch ausweichen konnte.

In der 36. Runde war das Feld dann wieder gerade gerichtet und nach einer Kollision zwischen George Russell und Romain Grosjean (Haas), der den Briten in die Leitplanken schob und damit für den ersten Williams-Ausfall in dieser Saison sorgte, wieder zusammengeschoben. Aber weder am Ende dieser Saftey-Car-Phase noch am Ende einer weiteren nach dem Ausfall des Kanadiers Lance Stroll (Racing Point) änderte sich etwas an der Reihenfolge. Vettel fuhr den Sieg souverän nach Hause und meldete sich nach den letzten Enttäuschungen auch im teaminternen Duell mit Jungstar Leclerc wieder zurück.

Grand Prix von Singapur

Endstand nach 61 Runden (308,706 km):
1. Sebastian Vettel GER Ferrari 1:58:33,667
2. Charles Leclerc MON Ferrari + 2,641
3. Max Verstappen NED Red Bull 3,821
4. Lewis Hamilton GBR Mercedes 4,608
5. Valtteri Bottas FIN Mercedes 6,119
6. Alexander Albon THA Red Bull 11,663
7. Lando Norris GBR McLaren 14,769
8. Pierre Gasly FRA Toro Rosso 15,547
9. Nico Hülkenberg GER Renault 16,718
10. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 17.855
11. Romain Grosjean FRA Haas 35,436
12. Carlos Sainz ESP McLaren 35,974
13. Lance Stroll CAN Racing Point 36,419
14. Daniel Ricciardo AUS Renault 37,660
15. Daniil Kwjat RUS Toro Rosso 38,178
16. Robert Kubica POL Williams 47,024
17. Kevin Magnussen DEN Haas 1:26,522

Out: George Russell (GBR/Williams), Sergio Perez (MEX/Racing Point), Kimi Räikkönen (FIN/Alfa Romeo)

Schnellste Runde: Magnussen (1:42,301)