Fußballstadion bei Sonnenuntergang
GEPA/Harald Steiner
Europacup

UEFA öffnet große Bühne für kleine Clubs

Vor knapp einem Jahr hat der Europäische Fußballverband (UEFA) die Wiedereinführung eines dritten Europacup-Bewerbs beschlossen. Seit Dienstag hat der Wettbewerb nun auch einen Namen: Ab der Saison 2021/22 dürfen sich vor allem kleinere Clubs in der Europa Conference League und damit auf der großen europäischen Bühne beweisen.

Von 1971 bis 1999 gab es im Europacup schon einmal drei Bewerbe. Meistercup bzw. Champions League, Cup der Cupsieger und UEFA-Cup hießen von 1971 bis 1999 die drei europäischen Fußballbühnen. Mit der Verschmelzung von UEFA-Cup und Cupsiegerbewerb, seit 2009 unter der Marke Europa League ein Begriff, gab es nur noch zwei Bewerbe. Doch speziell Clubs aus kleinen Ligen hatten es im Kampf um einen Platz im Europacup und den damit einhergehenden zusätzlichen Einnahmen in die Vereinskassen schwer.

Durch die Reform und die Einführung des neuen Formats sind künftig nicht nur mehr Teams in einer europäischen Gruppenphase vertreten, sondern auch mindestens 34 statt wie bisher 26 verschiedene Länder. „Der neue Bewerb macht UEFA-Clubbewerbe inklusiver als jemals zuvor“, meinte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin vor einem Jahr. Durch die höhere Anzahl an Spielen werden auch Mehreinahmen – sowohl für die Clubs, als auch die UEFA – generiert.

96 statt 80 Teilnehmer

Die UEFA hatte die Reform im Dezember 2018 im Rahmen einer Sitzung ihres Exekutivkomitees in Dublin beschlossen. Künftig sind dadurch 96 (je 32 pro Europacup-Bewerb) statt wie bisher 80 Teams (32 in der Champions League, 48 in der Europa League) in einer europäischen Gruppenphase vertreten. Allerdings können nur die besten sechs Nationen der Fünfjahreswertung mehr als drei Clubs in den beiden höchsten Bewerben stellen.

Grafik zum 3. Europacup-Bewerb der UEFA
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

In den Gruppenphasen der Champions League, der Europa League und der neuen Europa Conference League treten künftig jeweils 32 Teams an. Spieltag für Europa League und Europa Conference League ist jeweils donnerstags um 18.45 Uhr und 21.00 Uhr. Diese Anstoßzeiten gelten ab 2021 auch für die Königsklasse an deren Spieltagen am Dienstag und Mittwoch.

Kein zusätzlicher rot-weiß-roter Platz

Österreich erhält durch die Einführung eines dritten Bewerbs aber keinen zusätzlichen Starter im Europacup. Das geht aus der nach der Beschlussfassung von der UEFA veröffentlichten Zugangsliste für den Zyklus von 2021 bis 2024 hervor. Sollte Österreich in der maßgeblichen Fünfjahreswertung bis 2020 einen Rang zwischen Platz zehn und 15 behaupten, gibt es für die erste Saison der neuen Ära (2021/22) weiterhin fünf Startplätze.

Der vierte und fünfte ÖFB-Starter müssen allerdings mit der Qualifikation zur Europa Conference League vorliebnehmen, dürfen sich dort aber größere Hoffnungen machen, die Gruppenphase zu erreichen und damit bis Winter international vertreten zu sein. Dazu kommen die zehn Verlierer der Play-off-Runde der Europa-League-Qualifikation, in der ein heimischer Club – vermutlich der Cupsieger – vertreten ist.

Platz elf erstrebenswert

Die Zugangskriterien zur Champions League bleiben unverändert, ebenso der Modus der Königsklasse. Der heimische Meister darf, sollte der in der Saison 2017/18 eroberte elfte Rang in der Fünfjahreswertung wieder geschafft werden, weiterhin auf einen Fixplatz in der Königsklasse hoffen, sofern sich der Champions-League-Sieger über die nationale Liga für die Folgesaison qualifiziert. Aktuell liegt Österreich auf Rang zwölf, zumindest 2020/21 gibt es deshalb keinen CL-Fixplatz.

Bleibt die heimische Bundesliga in der Fünfjahreswertung auf den Rängen zehn bis 15, erhält der Vizemeister weiterhin einen Startplatz in der zweiten Runde der Champions-League-Qualifikation. In der Europa-League-Qualifikation tritt nach der Reform nur noch ein Club an – bis Fünfjahreswertungsrang zwölf in der letzten Qualirunde (Play-off), bis Rang 15 in der vorletzten. In der Qualifikation zur neuen Europa Conference League steigen die heimischen Vertreter in der zweiten bzw. dritten von vier Qualirunden ein.

„Umsteigen“ weiter möglich

Auch Clubs der Topnationen sind im „kleinsten“ Europacup-Bewerb vertreten – in der Qualifikation jeweils aber maximal nur einer aus den Top-Fünf-Ligen, je weiter hinten die Liga in der Fünfjahreswertung rangiert, desto mehr Clubs dürfen starten. In den Qualifikationen von Europa League und Europa Conference League gibt es auch weiterhin Umsteiger, die in den nächsthöheren Bewerben in einer früheren Runde gescheitert sind.

Besonders augenscheinlich wird die Durchmischung der Bewerbe nach der Gruppenphase. Dann spielen die Gruppendritten der Champions League gegen die Gruppenzweiten der Europa League eine K.-o-Runde um den Einzug ins Europa-League-Achtelfinale. Gleiches gilt für die Gruppendritten der Europa League und die Zweiten der Europa Conference League für das Achtelfinale im neuen Bewerb.

Kleineren Clubs winken Mehreinnahmen

Die neue Europa Conference League birgt vor allem für Clubs aus kleineren und mittleren Ländern mehr Chancen auf einträgliche Europacup-Auftritte. Allerdings ist die Dotation deutlich geringer als in der Champions League. Der genaue Aufteilungsschlüssel zwischen Europa League und Europa Conference League ist aber noch offen. Aktuell werden in der Champions League und deren Qualifikation rund zwei Milliarden Euro jährlich ausgeschüttet, 510 Millionen Euro erhalten die Europa-League-Clubs.