Takumi Minamino (RBS)
GEPA/Philipp Brem
ÖFB-Cup

Salzburg ringt neun Rapidler nieder

Titelverteidiger Red Bull Salzburg hat am Mittwoch den Schlager der zweiten Runde im Uniqa-ÖFB-Cup auswärts bei Rapid Wien mit 2:1 (1:1, 0:0) nach Verlängerung gewonnen. In der Neuauflage des Finales tat sich der Meister gegen kompakte Gastgeber schwer und fixierte erst mit zwei Mann mehr und in der 121. Minute den Aufstieg ins Achtelfinale.

Dominik Szoboszlai brachte die Gäste per sehenswerten Freistoß in Führung (50.), doch nur sechs Minuten später erzielte Koya Kitagawa den verdienten Ausgleich für Rapid. Nach einem Stangentreffer von Dalibor Velimirovic wurde Stefan Schwab in derselben Minute mit Gelb-Rot vom Feld geschickt (65.), Velimirovic musste ebenfalls nach Foulspiel kurz vor Ende der regulären Spielzeit unter die Dusche (94.).

In der Verlängerung vor 20.400 Zuschauern im Allianz Stadion belagerten die Salzburger den Strafraum der Gastgeber, doch erst in der 121. Minute sollte das Siegestor fallen: Nach einem Zuspiel von Rasmus Kristensen beförderte Takumi Minamino, der schon im Juli beim Salzburger Sieg zum Bundesliga-Auftakt (2:0) in Wien-Hütteldorf getroffen hatte, den Ball schließlich über die Linie.

Minamino schießt Salzburg ins Achtelfinale

In der Nachspielzeit der Verlängerung gelingt Salzburg doch noch das entscheidende Tor. Takumi Minamino drückt den Ball über die Linie.

Debütant hier, Ausfall da

Beide Trainer mischten ihre Startformationen gegenüber den letzten Spielen in der Bundesliga kräftig durch. Bei Rapid gab es insgesamt fünf Änderungen und mit Filip Stojkovic feierte ein Neuzugang auch sein Debüt. Zudem rückten Maximilian Hofmann, Velimirovic, Taxiarchis Fountas und Kitagawa in die Elf von Dietmar Kühbauer, die inklusive des 2:0 gegen Wattens zuletzt drei Siege in Serie gefeiert hatte.

Filip Stojkovic (Rapid) und Masaya Okugawa (RBS)
GEPA/Philipp Brem
Neuzugang Filip Stojkovic (l.) gab bei Rapid sein Debüt

Salzburg-Coach Jesse Marsch hatte im Hinblick auf das schwere Zweitrundenspiel im Cup im Bundesliga-Schlager beim LASK (2:2) viele bewährte Kräfte geschont, die nun wieder zum Einsatz kamen. Marsch veränderte seine Startelf an insgesamt sechs Positionen, Stürmer-Jungstar Erling Braut Haaland fehlte krankheitsbedingt, der Ausfall von Sturmpartner Hee-Chan Hwang stand bereits länger fest. Ex-Rapid-Spieler Maximililan Wöber schien bei Salzburg nicht im Kader auf.

Hausherren zu Beginn besser

Die gut eingestellten Wiener waren in der ersten Hälfte zu Beginn der Führung näher, die erste Chance vergab Velimirovic per Kopf (5.), Kitagawa scheiterte wenige Minuten später knapp (8.). Salzburg kam nach den anfänglichen Schwierigkeiten besser in die Partie, hatte deutlich mehr Anteile, musste aber nach Haaland ohne einen weiteren Schlüsselspieler auskommen: Mittelfeldmann Antoine Bernede konnte nach einem Foul von Schwab nicht mehr weiterspielen (18.). Nach dem Spiel wurde beim französischen Hoffnungsträger in den Reihen der Salzburger ein Schienbeinbruch diagnostiziert, Bernede dürfte mit der schweren Verletzung wohl mehrere Monate ausfallen.

Guter Kopfball von Rapids Velimirovic

Velimirovic kommt nach einem Corner von Rapid-Kapitän Schwab zum Kopfball. Salzburg-Tormann Stankovic kann den Aufsitzer abwehren.

Mit Fortlauf der ersten Hälfte meldeten aber auch die Salzburger erste Ansprüche auf ein Tor in dieser Partie an: Szoboszlai prüfte Rapid-Keeper Richard Strebinger mit einem Schuss (21.), Patson Daka setzte einen Kopfball über das Tor (31.). Wenig später war Strebinger bei einer Doppelchance von Daka zweimal auf dem Posten (36.).

Rapid gleicht Salzburger Traumtor aus

Zunächst war Rapid auch zu Beginn der zweiten Hälfte wieder dem Torerfolg näher, doch Fountas setzte das Spielgerät knapp rechts neben das Tor (47.). Salzburg tat sich gegen die weiterhin kompakt agierenden Wiener schwer, ging aber in Führung – bezeichnenderweise durch ein Tor nach einem ruhenden Ball. Szoboszlai zirkelte aus rund 20 Metern den Ball perfekt in die Maschen (50.). Auf ähnliche Weise hatte der Ungar bereits sein erstes Tor im Nationalteam erzielt.

Szoboszlai trifft per Traumfreistoß

Dominik Szoboszlai versenkt einen Freistoß herrlich zum 1:0 für Salzburg im Rapid-Tor.

Doch Rapid verdaute den Schock schnell und kam wiederum nur sechs Minuten später zum Ausgleich. Nach einem schönen Pass von Hofmann in den Lauf von Fountas beförderte der Grieche den Ball vor das Tor, wo Kitagawa trocken seinen ersten Treffer für Rapid erzielte (56.).

Ausgleich durch Kitagawa

Die Salzburg-Führung hält nicht lange: Rapid gleicht durch Kitagawa aus, der einen Stanglpass von Fountas verwertet.

Salzburg haderte nicht nur mit dem schnellen Ausgleichstreffer, bei dem zuvor Innenverteidiger Andre Ramalho weggerutscht war, sondern auch mit einem nicht ertönten Elfmeterpfiff, nachdem Stojkovic Minamino mit einem Rempler zu Fall gebracht hatte (58.).

Rapid nur noch zu neunt

In einem ereignisreichen Spiel musste auch Rapid-Torschütze Kitagawa verletzt vom Feld (60.). Velimirovic traf fünf Minuten später per Weitschuss die Stange, Schwab foulte nur Sekunden später Junuzovic und sah die Gelb-Rote Karte (65.). Die Folge: Mit dem eingewechselten 19-jährigen Lion Schuster gab es einen weiteren Rapid-Debütanten. Weiters zogen sich die Hausherren nun zurück, denn Salzburg wollte in Überzahl naturgemäß die Entscheidung nach 90 Minuten herbeiführen.

Stangenschuss und Gelb-Rot für Rapid

Ein herrlicher Schuss von Velimirovic knallt an die Stange. Schwab unterbindet den Gegenstoß mit einem Foul und sieht die Gelb-Rote Karte.

Salzburg scheiterte zunächst durch Daka an Strebinger (73.). Die Gäste hielten den Druck zwar weiter aufrecht, kamen aber nur durch Enock Mwepu zu einer guten Chance vor Ende der regulären Zeit (89.). Diese endete mit dem zweiten Ausschluss: Velimirovic musste nach einem Foulspiel an Ulmer ebenfalls mit Gelb-Rot vom Platz (94.). Das sorgte auch für ein emotionales Duell der Trainer Kühbauer und Marsch.

Zweites Mal Gelb-Rot für Rapid

Auch Dalibor Velimirovic muss nach Foulspiel das Spielfeld mit Gelb-Rot verlassen. Rapid muss die Verlängerung mit neun Feldspielern bestreiten.

In der Verlängerung belagerte Salzburg zwar in Handballmanier das Gehäuse von Rapid, doch die Wiener hielten die Salzburger bis zur buchstäblich letzten Sekunde vom Tor so gut wie fern. Mehr als ein Schuss des eingewechselten Masaya Okugawa (96.) und ein harmloser Kopfball von Kristensen (111.) schauten vorerst nicht heraus, bis Rapid in der Nachspielzeit einmal den Ball nicht wegbrachte. Kristensen bediente Minamino, und Salzburg jubelte überschwänglich.

In drei der vergangenen vier Cupsaisonen war für Rapid jeweils gegen Salzburg Endstation, 2017 und 2019 im Finale. Die 20.400 Zuschauer sorgten für den besten Besuch eines ÖFB-Cupspiels abgesehen von Finalpartien seit 1974. Damals hatten 22.000 Menschen im Wiener Prater ein Semifinal-Hinspiel zwischen der Austria und Rapid verfolgt.

Stimmen zum Spiel:

Dietmar Kühbauer (Rapid-Trainer): „Die Jungs haben es gut umgesetzt in Anbetracht dessen, dass wir am Ende zwei Mann weniger waren. Es ist sehr schade, wenn man das Elferschießen quasi im Kopf hat, wo alles möglich gewesen wäre, und dann noch das Tor bekommt. Es tut mir sehr leid für die Burschen, aber der Fußball geht weiter. Wir haben am Sonntag wieder ein wichtiges Spiel und müssen schauen, dass wir die Köpfe freibekommen.“

Stefan Schwab (Rapid-Kapitän): „Es war eine richtig gute Leistung. Unglaublich, was wir da auf den Platz gebracht haben. Mit einem Mann weniger, dann mit zwei – wir haben richtig gut verteidigt. Ich weiß nicht, ob Salzburg schon einmal in dieser Saison so wenige Chancen gehabt hat.“

Richard Strebinger (Rapid-Torhüter): „Ich glaube, ärger kann es einen nicht treffen. Wenn du 40 Minuten mit zwei Mann weniger gegen die beste Mannschaft kein Tor bekommst und dann in den eineinhalb Minuten Nachspielzeit – es ist ein Wahnsinn. Aber wir können uns jetzt nichts drum kaufen. Es war natürlich ein Kampf. Wenn du nicht kämpfst, bist du sowieso fehl am Platz. Jetzt können wir uns richtig ärgern, aber es hilft nichts.“

Jesse Marsch (Salzburg-Trainer): „Es war ein wichtiger Sieg für uns, viel Emotion. Aber unsere Jungs haben gut gespielt. Ich denke, dieser Sieg ist ganz verdient. Das ist wichtig für uns.“

Zlatko Junuzovic (Salzburg-Mittelfeldspieler): „Wir haben zwar sehr viel Ballbesitz gehabt, sind aber nicht in die gefährliche Zone gekommen, weil Rapid zwei Blöcke aufgestellt hat. Im Umschaltspiel waren sie sehr gefährlich. Wir sind schwer reingekommen, tiefe Läufe haben gefehlt. Wir haben es nicht so erzwungen, dass wir vorne freien Platz haben, wo wir reinspielen können. Wir haben es uns heute selbst schwergemacht. Aber durch unsere Mentalität haben wir in der letzten Sekunde das Tor gemacht. Das Happy End ist da. Es war ein geiler Cup-Fight.“

Uniqa-ÖFB-Cup, zweite Runde

Mittwoch:

SK Rapid Wien – Red Bull Salzburg 1:2 n.V. (1:1,0:0)

Wien, Allianz Stadion, 20.400 Zuschauer, SR Eisner

Torfolge:
0:1 Szoboszlai (50./Freistoß)
1:1 Kitagawa (56.)
1:2 Minamino (121.)

Rapid: Strebinger – Hofmann, Dibon, Barac – Stojkovic (91./Auer), Velimirovic, D. Ljubicic (110./Arase), Schwab, Ullmann – Kitagawa (60./Schobesberger), Fountas (68./Schuster)

Salzburg: Stankovic – Kristensen, Ramalho, Onguene, Ulmer (91./Ashimeru) – Szoboszlai, Bernede (18./Mwepu), Junuzovic, Minamino – Daka (83./Prevljak), Koita (61./Okugawa)

Gelb-Rote Karten: Schwab (65./Foul), Velimirovic (90.+4/Foul)

Gelbe Karten: D. Ljubicic, Barac, Stojkovic bzw. Minamino, Marsch (Trainer)