Lukas Weißhaidinger
Reuters/Kai Pfaffenbach
Leichtathletik-WM

Historisches Bronze für Weißhaidinger

Lukas Weißhaidinger hat bei den Weltmeisterschaften in Doha am Montagabend österreichische Leichtathletik-Geschichte geschrieben. Der Oberösterreicher warf den Diskus auf 66,82 Meter und holte mit Bronze die erste WM-Medaille für Österreichs Männer. Bisher hatten mit Hochspringerin Sigrid Kirchmann (Bronze 1993 in Stuttgart) und 800-m-Läuferin Stephanie Graf (Silber 2001 in Edmonton) zwei Frauen Edelmetall erobert.

Der 27-jährige Weißhaidinger, 2016 Olympiasechster in Rio de Janeiro und im Vorjahr EM-Dritter in Berlin, musste sich im Chalifa-Stadion in der Hauptstadt von Katar nur dem schwedischen Favoriten Daniel Staahl (67,59 m) und dem Jamaikaner Fedrick Dacres (66,94 m) geschlagen geben.

Weißhaidinger, der sich am Samstag nur mit Zittern als Zwölfter und Letzter für das Finale qualifiziert hatte, erwischte einen Start nach Maß und setzte sich mit seinem ersten Wurf von 66,74 Metern gleich an die Spitze des Feldes. Staahl und Dacres zogen mit dem zweiten Versuch vorbei, Weißhaidinger verbesserte sich im dritten Wurf noch um acht Zentimeter, konnte das Spitzenduo aber nicht mehr überholen.

Weißhaidinger gewinnt WM-Bronze im Diskuswerfen

Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger hat bei der WM in Doha den dritten Platz belegt und damit Leichtathletik-Geschichte geschrieben.

„Ein elektrisierender Wettkampf“

Österreichs vierfacher Leichtathlet des Jahres erklärte, dass es ein „elektrisierender Wettkampf“ gewesen sei, er habe versucht, die Silbermedaille zu attackieren und andererseits Bronze abzusichern. „Es war extrem eng, es war ein Wahnsinn. Ich habe das erste Mal in meinem Leben im Wettkampf ein kleines Stoßgebet abgegeben. Ich bin happy, dass ich meine Medaille bei einer WM habe.“

Es sei ein großartiges Gefühl, der Druck sei extrem hoch gewesen. „Ich habe gespürt, dass Österreich eine WM-Medaille von einem männlichen Athleten sehnlichst erwartet. Es ist ein gutes Gefühl, dass ich dem gerecht geworden bin. Es ist ein bisschen surreal, es fühlt sich ein bisschen so an, als ob jetzt noch ein Wettkampf kommt.“

Jubel von Lukas Weisshaidinger mit Österreich-Fahne
GEPA/Mario Kneisl
Nach dem Zittern in der Qualifikation war bei Weißhaidinger der Jubel über Bronze groß

Die Tragweite des Erreichten war dem 27-Jährigen allerdings bewusst. „Ich freue mich, dass ich in der Geschichte Österreichs der beste männliche Leichtathlet bin. Das macht mich extrem stolz. Jetzt habe ich ein bisschen Geschichte geschrieben, wie man so sagt. Jetzt werden wir irgendwie schauen, dass man unsterblich wird in Österreich.“ Trainer Gregor Högler erklärte, „irrsinnig stolz auf Luki“ zu sein. „Er ist wirklich ein cooler Hund. Der geht da rein und tut, wie wenn nichts gewesen wäre. Er ist ein Wahnsinn.“

Risikotechnik zahlt sich aus

Als Dritter der Jahresweltbestenliste und Gesamtzweiter der Diamond League hatte Weißhaidinger zum Kreis der Medaillenanwärter gezählt. Mit Sicherheitstechnik und Ersatzdiskus, weil sein Lieblingsgerät „Black Dynamite“ abgelehnt worden war, hatte es gerade noch für die Qualifikation gereicht. Mit dem grün-orangen Ersatzdiskus „Eliminator“ trat er auch im Finale an, wählte allerdings die Risikotechnik.

Anders als in der Quali wusste Weißhaidinger aber schon am Tag vorher, dass auch im Finale der „Eliminator“ auf ihn warten würde, der Schockmoment im Stadion blieb ihm also diesmal erspart. Vielmehr hatte er Zeit, sich auf die Umstände einzustellen. Wegen seiner Wurftechnik arbeitet Weißhaidinger mit Harz, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit galt es noch, die Mischung für den besten Grip herauszufinden, damit die Scheibe nicht aus den Fingern rutscht.

Mit der Medaille ging Weißhaidinger und Högler das höchste der drei genannten Ziele auf. Minimalziel wäre eine Verbesserung seines besten WM-Ergebnisses von Platz neun 2017 in London gewesen, nächste Latte war das beste Männer-Ergebnis eines Österreichers, das waren bisher siebente Ränge 1987 in Rom durch Kugelstoßer Klaus Bodenmüller und 1991 in Tokio durch Stabhochspringer Hermann Fehringer. Der Erfolg lohnt sich für den 27-Jährigen auch finanziell, vom Weltverband (IAAF) gab es für Platz drei 20.000 Dollar (18.300 Euro), vom Österreichischen Verband (ÖLV) dank eines Teamsponsors 25.000 Euro.

Steckbrief Lukas Weißhaidinger

  • Geboren: 20. Februar 1992 in Schärding (Oberösterreich)
  • Wohnort: Wien
  • Größe: 1,97 m
  • Gewicht: 147 bis 150 kg
  • Familienstand: ledig
  • Disziplin: Diskuswurf
  • Verein: ÖTB-OÖ Leichtathletik
  • Trainingsstätte: BSFZ Südstadt
  • Trainer: Gregor Högler
  • Hobby: Angeln

Größte Erfolge (jeweils Diskus außer angegeben):

  • Olympische Spuiele: Sechster Rio de Janeiro 2016
  • WM: Bronze Doha 2019, Neunter London 2017
  • EM: Bronze Berlin 2018
  • Diamond League: Gesamtzweiter 2019
  • U23-EM: Siebenter Tampere 2013
  • U20-EM: Gold Tallinn 2011
  • U20-WM: Sechster Moncton 2010 (Kugel)
  • U18-WM: Vierter Brixen 2009 (Kugel)
  • EYOF-Games: Gold Tampere 2009 (Diskus und Kugel)
  • Österreichischer Rekord im Diskuswurf: 68,98 m (2018)
  • Österreichs Leichtathlet der Jahre 2015, 2016, 2017, 2018