Leonardo Spinazzola (Roma) und Romano Schmid (WAC)
GEPA/Christian Walgram
Europa League

WAC überrascht auch gegen Roma

Nach dem sensationellen Auftaktsieg gegen Borussia Mönchengladbach hat der WAC am Donnerstag die nächste Überraschung in der Europa League folgen lassen. Die Kärntner eroberten am zweiten Spieltag der Gruppe J im Grazer Ausweichstadtion gegen AS Roma ein 1:1 (0:1) und fuhren damit im Kampf um den Aufstieg den nächsten Punkt ein.

Leonardo Spinazzola brachte den italienischen Traditionsclub mit einem etwas glücklichen Treffer in der 27. Minute in Führung. Der WAC kam vor 11.169 Zuschauern durch einen herrlichen Weitschuss von Michael Liendl in der zweiten Hälfte aber zum Ausgleich (51.). Die Kärntner hatten zwar erneut weniger Ballbesitz als der Gegner (34:66 Prozent), lieferten aber erneut eine couragierte und leidenschaftliche Leistung ab, die verdient mit einem Remis belohnt wurde.

In der Tabelle liegt der WAC mit vier Punkten und einem Torverhältnis von 5:1 ex aequo an der Spitze. In der nächsten Partie treffen die Kärntner nun am 24. Oktober auswärts auf den vermeintlich leichtesten Gruppengegner Istanbul Basaksehir. Die Türken bewiesen aber mit einem 1:1-Heimremis gegen Mönchengladbach, dass auch sie um den Einzug in die K.-o.-Phase ein Wörtchen mitreden wollen.

Zweite Runde in der Europa League

In der Europa League waren der LASK und Wolfsberg im Einsatz. Während der LASK bei Sporting verlor, erreichte der WAC gegen AS Roma ein 1:1.

Gleiche WAC-Startelf wie in Gladbach

Bei den Italienern saßen wie von Coach Paolo Fonseca angekündigt Torjäger Edin Dzeko und Verteidiger Aleksandar Kolarov nur auf der Bank. Auch der italienische Nationalspieler Davide Zappacosta war vorerst nur Ersatz. Der WAC trat indes genau in der gleichen Besetzung wie beim 4:0-Erfolg bei Mönchengladbach an. Am Erfolgsrezept vom sensationellen Auftakterfolg wollte Coach Gerhard Struber auch nichts ändern. „Von der ersten Minute den Takt wie in Gladbach vorgeben“, lautete die Vorgabe des Trainers für das zweite Gruppenspiel.

Jubel von Michael Liendl (WAC)
GEPA/Mario Buehner
Liendl sicherte dem WAC mit einem Traumtor den nächsten Punkt gegen einen „Großen“

Die Taktik im 4-4-2-System wurde schon nach wenigen Sekunden ersichtlich. Nach einem Steilpass geriet die Rückgabe von Roma-Verteidiger Davide Santon zu schlampig, doch Anderson Niangbo kam gegen Roma-Goalie Antonio Mirante um den Hauch zu spät. Der WAC blieb bissig, war auf eine schnelle Balleroberung aus, um dann schnell umzuschalten. „Hier regiert der WAC“, schallte es schon nach wenigen Minuten von den Tribünen. Die Römer ließen sich davon aber nicht beeindrucken, waren am Ball sehr sicher und hatten damit spielerisch das Heft in der Hand.

Kurioser Führungstreffer für Roma

Die Kärntner standen defensiv aber gut geordnet, waren mit Härte nah am Mann und ließen daher nur wenige Chancen zu. Lukas Schmitz klärte einen Stanglpass von Nicolo Zaniolo gerade noch zur Ecke (13.), ein Schuss von Justin Kluivert ging deutlich über das Tor (16.). Der WAC lauerte auf seine Chancen, die in Minute 22 gleich im Triplepack kamen. Die größte hatte Marcel Ritzmaier, dessen leicht abgefälschter Kopfball von Roma-Goalie Mirante pariert werden konnte. Davor und danach hatten Michael Liendl und Romano Schmid Schüsse abgegeben.

Ein kurioser Treffer, dem noch dazu davor ein ungerechtfertiger Corner vorausgegangen war, brachte dann die Kärntner in Rückstand. Nach dem zweiten Eckball von Javier Pastore köpfelte Spinazzola Ritzmaier an. Vom WAC-Spieler ging der Ball wieder auf den Kopf des Italieners und kullerte danach am verdutzten Mario Leitgeb vorbei ins Tor (27.). Die Kärntner versuchten vor der Pause eine Antwort zu finden. Um richtig gefährlich zu werden, war die Passquote aber zu gering. Einzig Shon Weissmann scheiterte mit einem zu schwachen Schuss (37.).

Romas Leonardo Spinazzola erzielt ein Kopfballtor gegen den WAC
AP/Ronald Zak
Ping-Pong-Tor: Spinazzola (Mi.) kann die kuriose Roma-Führung genauso wenig fassen wie Ritzmaier neben ihm

Liendl-Traumtor bringt Ausgleich

Den Start in die zweite Hälfte erwischte der WAC aber nach Maß. Zunächst konnte Goalie Alexander Kofler noch einen Schuss von Zaniolo parieren. Im Gegenzug schlug dann Liendl mit seinem begnadeten linken Fuß zu. Der 33-jährige Routinier zog aus halbrechter Position außerhalb des Strafraums ab und traf ins linke Kreuzeck. Roma-Tormann Mirante war absolut chancenlos (51.). Angesichts des Traumtors explodierte die Stimmung auf den Tribünen. Die Fans feierten den Ausgleich gegen die große Roma wie den Gewinn eines großen Titels.

Der WAC witterte die Chance auf die nächste Sensation, die Spieler gingen noch eine Spur aggressiver ans Werk und brachten die Römer in Bedrängnis. Der unbedrängte Ritzmaier traf bei einem Schuss den Ball aber nicht richtig (59.). Auf der Gegenseite ging ein Aufsitzer von Pastore am Tor vorbei (64.). Die Partie wurde jedenfalls immer emotionaler, da die WAC-Spieler mehrmals vergeblich beim portugiesischen Referee Tiago Lopes Marins einen Freistoß forderten.

Offener Schlagabtausch in Schlussphase

Das Remis war für beide Teams keine Option. Die Römer wollten sich gegen den Underdog keine Blöße geben, die Kärntner waren auf eine weitere Sensation aus. Es entwickelte sich eine offene Partie, wobei der WAC in seinen Offensivaktionen weiter eine Spur zu ungenau agierte. Bei den Gegenstößen der Römer gingen Schüsse von Kluivert (71.) und dem stark spielenden Zaniolo (73.) am Tor vorbei. Gegen Nikola Kalinic und erneut Zaniolo war WAC-Goalie Kofler in der 75. Minute auf dem Posten. Ritzmaier jagte für die Kärntner einen Schuss über das Tor (77.).

Die WAC-Fans erhoben sich von ihren Sitzen und versuchten ihrem Team mit Anfeuerungen die nötige Unterstützung und Kraft für die letzten Minuten zu geben. Roma forderte zunächst nach einem vermeintlichen Handspiel von Michael Novak vergeblich Elfmeter (86.). Für den WAC konnte Romano Schmid einen Stanglpass nicht zur Mitte bringen. Haarig wurde es für die Kärntner in der Nachspielzeit. In der letzten Minute ließ Goalie Kofler eine Hereingabe abprallen. Es war allerdings kein Roma-Spieler zur Stelle, womit die Partie zum Jubel der Fans mit einem Remis endete.

Stimmen zum Spiel:

Gerhard Struber (WAC-Trainer): „Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. In der ersten Phase hatten wir gehörigen Respekt vor dem Gegner. Dann hatten wir schon in der ersten Halbzeit sehr gute Phasen mit guten Schusssequenzen. Nach dem unglücklichen Gegentor haben wir in der zweiten Halbzeit den Plan etwas geändert, wollten mutiger in Ballbesitz sein und eine bessere Energie in unser Spiel bringen. Wir haben das dann richtig gut gemacht und verdient den Ausgleich erzielt.“

Paulo Fonseca (Roma-Trainer): „Es war eine Partie, in der die Spuren des Kampfgeistes stets zu sehen waren. Wir haben den WAC keinesfalls unterschätzt. Es war ein ausgeglichenes Spiel, wir hätten es aber eher verdient gehabt zu gewinnen. Ob es ein verlorener oder gewonnener Punkt war, werden die weiteren Spiele in der Gruppe zeigen. Ich habe viel gewechselt, wir haben aber andererseits das Spiel mit dieser Mannschaft stets kontrolliert gegen einen nicht leichten Gegner.“

Europa League, Gruppe J, zweiter Spieltag

Donnerstag:

WAC – AS Roma 1:1 (0:1)

Graz, Merkur Arena, 11.169, SR Tiago Martins (POR)

Tore:
0:1 Spinazzola (27.)
1:1 Liendl (51.)

WAC: Kofler – Novak, Sollbauer, Rnic, Schmitz – Schmid, M. Leitgeb, Ritzmaier (92./Wernitznig) – Liendl (88./Schmerböck) – Weissman (81./A. Schmidt), Niangbo

Roma: Mirante – Santon, Fazio, Mancini, Spinazzola (80./Kolarov) – Diawara, Cristante (82./Veretout) – Kluivert, Pastore (77./Antonucci), Zaniolo – Kalinic

Gelbe Karten: Sollbauer bzw. Cristante, Zaniolo, Diawara, Kluivert