Bulgarische Fans
Reuters/Carl Recine
EM-Qualifikation

Rassismuseklat bulgarischer Fans

Die rassistischen Vorfälle beim EM-Qualifikationsspiel der englischen Nationalmannschaft am Montag in Bulgarien (6:0) haben für Entsetzen gesorgt. Greg Clarke, Vorsitzender des Englischen Fußballverbands (FA), sprach von „einer der schrecklichsten Nächte", die er jemals im Fußball gesehen habe. Der Präsident des Bulgarischen Fußballverbands (BFS), Borislaw Michajlow, zog am Dienstag die Konsequenzen und gab seinen Rücktritt bekannt.

Dabei hatte man schon im Vorfeld der Partie in Sofia ein Fehlverhalten der bulgarischen Fans erwartet, die Dimensionen überboten dann aber am Montagabend die schlimmsten Befürchtungen. Das Spiel war in der ersten Halbzeit zweimal wegen rassistischer Äußerungen von den einheimischen Zuschauern unterbrochen worden und stand kurz vor dem Abbruch, mehrfach wurde von einheimischen Zuschauern auf der Tribüne der Hitlergruß gezeigt.

Englands Teamchef Gareth Southgate zeigte sich trotz des klaren Sieges nach dem Match in Sofia betroffen. „Wir wissen, dass das eine inakzeptable Situation ist, aber ich denke, wir haben es geschafft, zwei Aussagen zu treffen: Indem wir das Spiel gewonnen haben, aber auch indem wir alle auf die Situation aufmerksam gemacht haben, als das Spiel zweimal gestoppt wurde.“

Rassistische Beleidigungen von bulgarischen Fußballfans gegen Briten

Das Spiel in Sofia wurde zweimal unterbrochen und stand mehrmals vor dem Abbruch, weil bulgarische Fans mit rassistischen Rufen negativ auffielen.

Affenlaute gegen englische Spieler

Vor allen Debütant Tyrone Mings hatte sich bei seinem Länderspieldebüt mehrfach beim kroatischen Schiedsrichter Ivan Bebek beschwert, dass sein Teamgefährte Rahim Steerling bei jeder Ballberührung mit Affenlauten von der Tribüne diskreditiert wurde. Die Beleidigungen waren „ziemlich klar auf dem Platz zu hören, aber wir zeigten eine großartige Reaktion und ein großes Miteinander, und letztendlich haben wir den Fußball sprechen lassen“, sagte Mings.

Der Stadionsprecher warnte nach Aufforderung durch den Referee vor dem Abbruch der Partie. „Die unglücklichen Vorfälle im Spiel wurden so gut wie möglich behandelt, und wir sind stolz darauf, wie wir damit umgegangen sind“, twitterte der 26-jährige Mings von Aston Villa. „Wir alle haben die Entscheidung getroffen. Wir sind glücklich, dass wir auf das Spielfeld zurückgekehrt sind“, schilderte er. Vor der Partie hatten die englischen Spieler sogar damit gedroht, den Platz zu verlassen, falls es zu rassistischen Vorfällen kommt.

Sport rückt in den Hintergrund

Die Bedeutung des Auswärtssieges, mit dem die Engländer den wahrscheinlich vorentscheidenden Schritt Richtung EM-Endrunde gemacht haben, rückte in den Hintergrund. „Willkommen in der neuen Welt. Wir haben ein Fußballspiel erwartet. Was wir bekommen haben, war ein miserables Ereignis (…) vor einem miserablen Hintergrund von Beschuldigungen und bösem Blut“, schrieb der „Guardian“. „Am Ende hat sich das kein bisschen wie ein Sportereignis angefühlt. Es fühlte sich an wie eine offene Wunde, ein Angriff auf die grundlegende Idee von Nationen, die zusammenkommen.“

Bulgarische Fans
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Nicht zum ersten Mal zeigten sich bulgarische Fans von ihrer schlechten Seite

Ähnliche Worte fand auch der „Daily Mirror“: „Das Traurige daran ist, dass niemand sich an den Fußball erinnern wird. Niemand wird sich an den klaren Sieg erinnern, Ross Barkleys Auftritt als bester Mann des Spiels, Marcus Rashfords fantastischen Treffer oder Raheem Sterlings genialen Doppeltreffer. Alle werden sich an eine Nacht erinnern, die eine Schande für den Fußball war.“

Verband vor Scherbenhaufen

Bulgariens Verband steht nun jedenfalls vor einem Scherbenhaufen und muss mit harten Sanktionen rechnen. Wegen rassistischen Fehlverhaltens der Fans bei EM-Qualifikationsspielen im Juni blieben auf Anweisung des Europäischen Fußballverbands (UEFA) schon am Montag 5.000 der insgesamt 46.340 Plätze im Wassil-Lewski-Nationalstadion von Sofia leer. Die Strafe galt ursprünglich auch für das nächste Heimspiel im November gegen Tschechien. Man darf aber erwarten, dass es nicht dabei bleiben wird.

Bulgarische Fans
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Der bulgarische Verband muss sich nun auf harte Sanktionen einstellen

Bulgariens Sportminister Krassen Kralew hatte am Dienstag Verbandspräsidenten Michajlow zum Rücktritt aufgefordert, dieser hielt dem Druck nach anfänglicher Weigerung nicht stand und trat zurück. Bis zu dessen Rücktritt wollte die Regierung die Beziehungen zum BFS aussetzen – auch die finanziellen Zuwendungen sollen eingestellt werden, sagte Kralew. Die Rücktrittsforderung an Michailow komme direkt vom Regierungschef Boiko Borissow, der als leidenschaftlicher Fußballfan gilt.