Skispringer Stefan Kraft
GEPA/Jasmin Walter
Skispringen

Kraft noch auf Suche nach Feinschliff

Für Österreichs Skispringer hat die letzte Phase der Vorbereitung auf den Weltcup-Auftakt am 23./24. November in Wisla begonnen. Nach den Staatsmeisterschaften am Wochenende folgen Eisspurkurse in Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck. Für Stefan Kraft geht es in eine Saison mit vielen Zielen – auch ohne nordische WM. Der Weltcup-Gesamtsieger von 2016/17 ist aber noch auf der Suche nach dem Feinschliff.

„Körperlich bin ich sehr happy, meinen Hax’n geht es blendend und ich habe auch keine Wehwehchen, ich bin richtig gut drauf“, strahlte Kraft kürzlich bei einem Medientermin in Salzburg. „Ich stehe für einen langen Winter parat.“ Noch sei er nicht so konstant wie erwünscht, beim Sommer-Grand-Prix habe er es noch nicht so zeigen können. „Das gilt es jetzt in den nächsten ein, zwei Monaten noch stabiler zu machen, und den Feinschliff zu holen.“

Diesmal gibt es zur Abwechslung im Regulativ keine Veränderungen („das ist auch mal was Neues“), dennoch muss sich ein Sportler immer wieder ein bisschen neu erfinden. „Ich bin im Sommer oft schon von Luken weggefahren, von denen ich noch nie weggefahren bin, das ist schon immer interessant“, sagte der Salzburger und bezog sich auf immer kürzere Anlauflängen. „Ich bin gespannt, wie das im Winter ausschaut.“ Materialtests, Finetuning stehen nun im Vordergrund.

„Habe viele Ziele“

Nach der Heim-WM in Seefeld gibt es in der Saison 2019/20 weder eine nordische WM noch Olympische Spiele. Doch an Zielen mangelt es dem Gesamtweltcup-Zweiten des Vorjahres keinesfalls. „Ich habe viele Ziele. Die Skiflug-WM, die ich sehr gern mag, vor allem ist Planica eine Lieblingsschanze von mir. Die Vierschanzentournee ist wieder einmal großes Ziel, der Gesamtweltcup großes Ziel. Fad wird mir nicht.“

Skispringer Stefan Krafter
GEPA/Jasmin Walter
Auch ohne Großereignis fehlt es Stefan Kraft nicht an Motivation für die kommende Saison

Und dann hat Kraft vor seinen heimischen Fans noch eine Rechnung offen. „Eines meiner größten Ziele ist, auch noch in Österreich ganz oben zu stehen bei einem Wettkampf. Das habe ich noch nie geschafft“, sagte der zweifache Silbergewinner von Seefeld und zweifache Weltmeister von 2017. In Österreich sei er schon ein paar Mal Zweiter und Dritter geworden.

„Aber außer in der Tournee-Gesamtwertung bin ich noch nie ganz oben gestanden. Jetzt habe ich heuer vier Chancen, vielleicht gelingt es einmal.“ Kraft bezieht sich auf Innsbruck und Bischofshofen Anfang Jänner sowie die Rückkehr des Weltcups auf die Kulm-Skiflugschanze mit zwei Einzel-Bewerben Mitte Februar.

Kraft rechnet mit Schlierenzauer

Durchaus möglich, dass er kommende Saison auch mannschaftsintern vom Weltcup-Rekordmann Gregor Schlierenzauer wieder Konkurrenz bekommt. „Teilweise sieht man echt, dass er sehr gut springt, und das sich da schon etwas getan hat. Im Endeffekt ist es dann eine Kopfsache, da braucht man Selbstvertrauen, die innere Selbstverständlichkeit, dass man aufs Stockerl hupft. Aber dem Gregor ist es auf jeden Fall zuzutrauen“, glaubt Kraft.

Dass Schlierenzauer mit Werner Schuster einen externen „Berater“ hat, stört Kraft übrigens nicht. „Gregor weiß genau, was er braucht, und er wird jetzt auch nicht mehr zehn Jahre Skispringen. Er will es jetzt sicher wissen. Ich finde es gescheit, wenn er es so macht. Da sage ich gar nicht, dass das Extrawürste sind, er richtet es sich so, wie er es braucht.“

Und gegen Konkurrenz aus dem eigenen Lager hat der 26-Jährige sowieso nichts. „Es ist immer schön, wenn am Schluss noch ein paar Österreicher oben sind. Dann kann man ein bisserl ratschen und ist nicht allein beim Umziehen. Das war eben in letzter Zeit leider oft, wenn man allein in der Kabine hockt.“

Felder nominiert provisorischen Weltcup-Kader

Nach der Absage des Großschanzenbewerbs der Staatsmeisterschaften in Innsbruck fixierte ÖSV-Cheftrainer Andreas Felder den provisorischen Kader für den Weltcup-Auftakt in Wisla. Neben Kraft und Schlierenzauer wurden für die sechs Startplätze in der ersten Weltcup-Periode Philipp Aschenwald, Michael Hayböck, Jan Hörl und Daniel Huber nominiert.

Routinier Manuel Fettner und Clemens Aigner müssen sich wohl über den Kontinentalcup zurück ins Weltcup-Team arbeiten. Felder hält sich da aber noch eine Tür offen. „Natürlich kann bis zum Auftakt in einem Monat noch viel passieren. Wenn ein Athlet offensichtlich außer Form kommt und ein anderer sich empfiehlt, behalte ich mir die Möglichkeit auf eine Trainerentscheidung offen. Aber im Grunde sollte das passen.“