Spielszene aus Wales gegen Frankreich bei der Rugby-WM in Japan
Reuters/Peter Cziborra
Rugby-WM

Wales kämpft sich ins Halbfinale

Wales hat sich bei der WM in Japan als drittes Team das Ticket für das Halbfinale gesichert. Die Waliser setzten sich am Sonntag in einer spannenden und hochklassigen Partie in Oita gegen in der zweiten Halbzeit dezimierte Franzosen mit 20:19 (10:19) durch.

Damit stehen die Waliser bei der neunten WM-Endrunde zum dritten Mal im Semifinale. Frankreich, das nach einer Roten Karte fast die gesamte zweite Spielhälfte mit einem Mann weniger auskommen musste, muss auf sein siebentes Halbfinale zumindestens vier weitere Jahre warten.

Im Semifinale trifft Wales am kommenden Wochenende auf Südafrika, das sich in letzten Viertelfialspiel gegen Gastgeber Japan mit 26:3 durchsetzte. Bereits am Samstag hatten sich England und Titelverteidiger Neuseeland ihren Platz unter den Top Vier gesichert.

Auftakt nach Maß für „Les Bleus“

Wales hatte sieben der letzten acht Six-Nations-Duelle gewonnen, der Ausfall von Schlüsselspieler Jonathan Davies kurz vor Spielbeginn war allerdings eine schlechte Neuigkeit für die aktuelle Nummer drei der Welt. Und die nächsten schlechten Nachrichten im Oita Stadium folgten auf dem Fuß. Sebastien Vahaamahina (5.) und Charles Ollivon (8.) brachten mit ihren Versuchen Frankreich schnell 12:0 in Führung.

Aaron Wainwright (Wales)
Reuters/Edgar Su
Wainwright sorgte für den ersten von zwei Versuchen für Wales

Doch die Waliser, die beim bisher letzten Aufeinandertreffen im Februar im Stade de France einen 0:16-Rückstand noch in einen Sieg verwandeln konnten, hatten vorerst einmal die richtige Antwort. Aaron Wainwright sorgte mit einem Konter in der zwölften Minute für den ersten Try, ein Straftritt von Dan Biggar brachte Wales bis auf zwei Punkte heran.

Wales schwächt sich selbst

Eine Gelbe Karte für den gerade erst eingewechselten Ross Moriarty gab den Franzosen dann aber die Gelegenheit, fast für den gesamten Rest der ersten Halbzeit mit einem Mann mehr zu spielen. Und sie nutzten die Überzahl sofort zu ihrem dritten Try durch Virimi Vakatawa.

Frankreich hatte danach auch noch zwei gute Chancen auf den nächsten Versuch, scheiterte dabei aber jeweils knapp vor der Mallinie. Auch ein vergebener Straftritt und ein wegen eines Regelverstoßes nicht gegebener Try unmittelbar vor der Halbzeit brachten keine weiteren Punkte ein. Damit ging die Zehnminutenstrafe für die Waliser relativ glimpflich vorüber, zur Pause lagen sie aber dennoch mit 10:19 zurück.

Frankreich mit einem Mann weniger

Die Halbzeitführung war für Frankreich allerdings nur ein kleines Ruhekissen, denn auch sie schwächten sich in der zweiten Hälfte selbst, und das gleich richtig: Vahaamahina, der zu Beginn der Partie noch mit seinem Versuch geglänzt hatte, flog nach einem Ellbogenschlag gegen den Kopf eines Gegners eine halbe Stunde vor Spielende mit Rot vom Platz.

Sebastien Vahaamahina (Frankreich) bekommt die Rote Karte
AP/Naoya Masuda
Rot für Vahaamahina spielte eindeutige den Walisern in die Karten

Biggar setzte danach einen Penalty Kick zum 13:19 zwischen die Stangen, doch die Franzosen konnten ansonsten den Ball zumeist weit vom eigenen Malfeld fernhalten. Damit wurde es für die Waliser langsam eng, denn ihre Angriffsversuche liefen sich ebenso fest wie die Zeit auf der Uhr ab. In der 74. Minute fanden sie aber doch eine Lücke in der Abwehr, nach Studium des Videos wurde der Try von Gelb-Sünder Moriarty gegeben, und Wales lag nach der erfolgreichen Erhöhung erstmals in der Partie in Führung. Und sie brachten den minimalen Vorsprung auch über die Runden.

„Aber jetzt ist es vorbei“

Wales-Kapitän Alun Wyn Jones war nach dem knappen Erfolg erleichtert: „Wir haben enttäuschend begonnen, aber dann haben wir Charakter gezeigt. Der Ausschluss hat uns in die Karten gespielt, diesen Vorteil haben wir genutzt. Am Ende sind wir mit dem Resultat natürlich sehr zufrieden.“

Bei den Verlierern beschrieb Guilhem Guirado zwar nicht die Gefühlslage, aber den Spielverlauf ähnlich: „Wir haben eine großartige erste Halbzeit gespielt. Nach der Roten Karte konnten wir das Spiel nicht mehr kontrollieren. Das Turnier so zu beenden, ist sehr traurig, weil einige Spieler ihre Teamkarriere beenden werden. Aber jetzt ist es vorbei.“