Lorenzo Insigne (Napoli)
Reuters/Ciro De Luca
Champions League

Napoli ist mit sich selbst beschäftigt

Beim SSC Napoli ist vor der Reise nach Salzburg Ruhe eingekehrt. Das war zuletzt eher die Ausnahme. Ein 2:0 gegen Hellas Verona sorgte am Wochenende für Durchatmen. Nach dem fünften Sieg in der achten Serie-A-Runde war Carlo Ancelotti zufrieden. Die große Frage vor dem Champions-League-Antritt bei Österreichs Meister FC Salzburg am Mittwoch (21.00 Uhr) war dennoch: Wer stürmt?

Es war das zweite Champions-League-Spiel in Genk, das bei Napoli Anfang Oktober Staub aufwirbelte. Chefcoach Ancelotti setzte ein Zeichen. Der Belgier Dries Mertens, mit 114 Toren für Napoli nur noch einen Treffer von der Torausbeute von Clubikone Diego Maradona (115) entfernt, saß nur auf der Bank.

Kapitän Lorenzo Insigne fand sich überhaupt nur auf der Tribüne wieder. Mangelnde Trainingseinstellung wurde als Grund für die Sanktion genannt. Insignes Vertrag endet wie jener von Mertens im kommenden Sommer. Dass aus dem Umfeld des italienischen Teamstürmers Kritik an der Entscheidung von Ancelotti laut wurde, rief Aurelio De Laurentiis auf den Plan.

Salzburg trifft auf Napoli

Am Mittwoch empfängt der österreichische Meister Salzburg im dritten Gruppenspiel der Champions League Tabellenführer SSC Napoli.

Clubboss rechnet mit Spielern ab

Der in seiner Wortwahl nie zimperliche Clubchef wollte gegenüber der „Gazzetta dello Sport“ vergangene Woche Dinge klarstellen. Er könne Insigne nicht verstehen. „Warum ist er bei Napoli, wenn er nicht gänzlich glücklich ist“, fragte De Laurentiis. Bei Insigne habe er das Gefühl, dass sich dieser in Neapel immer unwohl gefühlt habe. „Ich liebe ihn. Aber es wäre besser, er würde uns mitteilen, was er machen will, wenn er einmal erwachsen ist“, sagte der Filmproduzent unmissverständlich.

Champions-League

Gruppe E, dritter Spieltag

Mittwoch, 21.00 Uhr:

Salzburg – Napoli

Wals-Siezenheim, SR Turpin (FRA)

Salzburg: Stankovic – Kristensen, Ramalho, Wöber, Ulmer – Mwepu, Junuzovic – Minamino, Daka – Hwang, Haaland

Napoli: Meret – Malcuit, Luperto, Koulibaly, Di Lorenzo – Callejon, Allan, Ruiz, Zielinski – Mertens, Lozano

Auch Mertens bekam von De Laurentiis einiges zu hören. Dass der 32-Jährige nach China gehen und dort mehr als bei einer Vertragsverlängerung bei Napoli verdienen könne, brachte den 70-Jährigen beinahe in Rage. „Wenn sie sich nach China verkaufen wollen, überbezahlt sein wollen, um zwei oder drei Jahre ein beschissenes Leben zu führen, ist das ihr Problem“, gab De Laurentiis über wechselwillige Akteure zu Protokoll.

Salzburg-Spezialist Milik in Torlaune

Mit Insigne soll sich Ancelotti inzwischen ausgesprochen haben. Am Samstag spielte der nahe Neapel geborene 28-Jährige gegen Verona von Beginn an, ehe er im Finish für Mertens Platz machte. Da hatte Arkadiusz Milik bereits seine Anwärterschaft auf einen Platz ganz vorne klar gemacht. Der Pole traf im Doppelpack und empfahl sich für weitere Einsätze.

Mit Salzburg hat er schon gute Bekanntschaft gemacht. Erst im Frühjahr trafen die beiden Teams im Achtelfinale der Europa League aufeinander, Milik schoss beim 3:0 im Hinspiel im Stadio San Paolo das 1:0 und traf auch beim 1:3 eine Woche später in Wals-Siezenheim zum schnellen 1:0 für die Süditaliener.

Ancelotti setzt gegen Salzburg auf Erfahrung

Etwas mehr als sieben Monate später wusste Ancelotti vor dem ersten Teil der Duelle mit den „Bullen“ – das Rückspiel steigt am 5. November – um die Bedeutung der Partien. Nach zwei Runden liegt Napoli in Gruppe E mit vier Zählern vor Salzburg und Liverpool (je 3) voran, könnte bei einer Niederlage aber auf Rang drei zurückfallen.

„In diesen zwei Spielen wird sich viel im Hinblick auf unsere Qualifikation entscheiden. Es wird ein Spiel auf hohem Level, weil sie sehr intensiv spielen. Sie sind keine so erfahrene Mannschaft, ich glaube, es wird wichtig, unsere Erfahrung und die charakterlichen Qualitäten unserer Spieler einzubringen“, sagte Ancelotti gegenüber Radio Kiss Kiss.

Napoli rotiert

Der 60-Jährige, seit Sommer 2018 Coach von Napoli, wird gegen Salzburg wieder rotieren. Auf zehn unterschiedliche Aufstellungen in zehn Saisonspielen setzte Ancelotti bisher. Im Angriff bietet sich außer den Genannten noch der spanische Routinier Fernando Llorente an. Auch Mexikos Teamstürmer Hirving Lozano scheint nach einer Fußblessur wieder fit.

Im Mannschaftstraining fehlten am Sonntag hingegen mit dem Albaner Elseid Hysaj (Bruch des Brustbeins) und dem Serben Nikola Maksimovic (Muskelverletzung) zwei Defensivspieler. Wer letztlich einlaufen wird, weiß im Moment nur Ancelotti selbst. De Laurentiis will sich laut einem Bericht der neapolitanischen Zeitung „Il Mattino“ in Salzburg jedenfalls selbst ein Bild von seiner Mannschaft machen.