Der Belgier Dries Mertens (17., 64.) schoss die Elf von Trainer Carlo Ancelotti zweimal in Führung, Salzburgs Superstürmer Erling Haaland (40./Elfmeter, 72.) konnte aber jeweils ausgleichen. Lorenzo Insigne erzielte jedoch in den Jubel der Salzburger über den Ausgleich hinein das Siegestor (73.). Es war das erwartete Duell auf Augenhöhe zwischen zwei Teams, die in der Gruppe E der Fußballkönigsklasse gemeinsam mit Titelverteidiger Liverpool um die Plätze eins bis drei kämpfen.
Revanche war das Schlagwort des Abends aus der Sicht der „Bullen“ nach dem unglücklichen Scheitern Salzburgs im Frühjahr im Europa-League-Achtelfinale an den Italienern. Damals hatte der heimische Meister das Heimspiel 3:1 gewonnen und doch den Kampf um den Aufstieg verloren. Doch am Ende fühlte sich auch diesmal die Partie, die vom Anstoß weg äußerst intensiv geführt wurde, so bitter für die Mannschaft von Jesse Marsch an. Mit drei Punkten aus drei Partien rangiert seine Elf auf dem dritten Platz. Napoli führt mit sieben Zählern vor Liverpool (4:1 in Genk) mit sechs Punkten. Die Belgier sind mit einem Punkt Letzter.
Salzburg unterliegt daheim Napoli
In der ZIB Nacht war ein Beitrag von Salzburgs Heimniederlage in der Champions League gegen Napoli zu sehen (Beginn bei Minute acht).
Ancelotti stellt wieder um
Überraschend war, dass Arkadiusz Milik trotz seiner beiden Tore für Napoli zuletzt in der Serie A nicht in der Startelf von Carlo Ancelotti stand. Der Pole hatte noch im März für den zum Aufstieg vorentscheidenden Treffer für die Italiener im EL-Duell mit den Salzburgern gesorgt. Auch Insigne spielte nicht von Beginn an, dafür bildeten Mertens und der Mexikaner Hirving Lozano das Sturmduo.
Bei Salzburg gab es gegenüber der erwarteten Aufstellung nur eine Änderung. Patson Daka ersetzte im offensiven Mittelfeld den jungen Ungarn Dominik Szoboszlai. Die taktische Überlegung des Italien-Fans Marsch war offenbar, die linke Seite des SSC verstärkt zu bearbeiten. Was aber nicht wirklich gelingen sollte.
Intensive Partie von Anpfiff an
Es entwickelte sich von Anpiff an eine intensive Partie, und Napoli zeigte, dass sie sich nicht das Spiel der Salzburger aufzwingen lassen wollten. Nach 57 Sekunden gab es bereits die erste große Chance für Napoli. Mertens übernahm eine schlechte Kopfballabwehr von Maximilian Wöber direkt. Goalie Cican Stankovic konnte gerade noch mit der Ferse den Ball ablenken.
Auf der anderen Seite war in der achten Minute dann Haaland nach einem Abpraller aus kurzer Distanz zur Stelle und ließ das Stadion mit seinem vermeintlich fünften CL-Treffer explodieren. Doch der Norweger stand dabei nach Ansicht von Clement Turpin im Abseits. Dem französischen Spielleiter genügte ein recht kurzer Blick auf den Bildschirm des Videoassistenten (VAR) für seine Entscheidung. Eine neue Spielsituation wollte Turpin nach dem abgelenkten Schuss wohl nicht erkennen.
Napoli und Mertens zeigen Klasse
Der Jubel der Salzburger war also verfrüht, diese Enttäuschung musste erst verkraftet werden. Napoli ließ sich nicht lange bitten und zeigte seine Klasse. In der 17. Minute ein schneller Angriff aus der eigenen Hälfte heraus: Über Kevin Malcuit und Kapitän Jose Callejon, der elegant per Kopf in den Lauf von Mertens weiterleitete, kam der Ball zu dem Belgier, der staubtrocken abzog und Stankovic mit dem wuchtigen Schuss auf die kurze Ecke keine Chance ließ – 0:1 (17.). Mit seinem 115. Tor für Napoli zog Mertens auch mit Clubikone Diego Maradona gleich.
Damit war wieder genau das passiert, was Salzburg vermeiden wollte: einem Rückstand gegen eine konsequente italienische Verteidigung nachzulaufen. Doch Salzburg zeigte, dass es viel aus seinen internationalen Auftritten gelernt hat, und drückte noch mehr aufs Gaspedal. Der überragende Kalidou Koulibaly und Torhüter Alex Meret verhinderten dann im Verbund den möglichen Ausgleich durch Haaland (24.). Der Norweger scheiterte ebenso am Schlussmann wie nur eine Minute später noch einmal.
Schock und Freude für Salzburg
Während der Italiener seine Elf im Spiel hielt, war hingegen für Salzburgs Schlussmann Stankovic das Match in der 32. Minute vorbei. Stankovic hatte sich bei einer Aktion ohne Ball im Rückwärtslauf am Oberschenkel verletzt und konnte nicht weitermachen. Für den 26-jährigen ÖFB-Teamtorhüter kam der Brasilianer Carlos Miguel Coronel ins Tor und erst zu seinem zweiten Pflichtspieleinsatz für den heimischen Meister.
ÖFB-Teamchef Franco Foda verfolgte die Szene im Publikum mit Sorgenfalten, denn Stankovic fällt nach einer ersten Diagnose mit einem Muskelfaserriss mehrere Wochen aus. Die „Bullen“ überstanden auch diese Situation und drückten weiter auf das 1:1. Meret hielt einen grandios angetragenen Schuss von Daka (36.) ebenso überzeugend. In der 39. Minute war es dann aber so weit. Hwang Hee Chan schob auf der rechten Strafraumseite Malcuit den Ball durch die Beine, der Franzose konnte den Südkoreaner nur noch niederreißen.
Haaland ließ sich die Chance des fälligen Elfers nicht entgehen. Im Stile eines abgebrühten Torjägers verlud der Norweger Meret und netzte zum 1:1 ein. Der 19-Jährige stellte einmal mehr unter Beweis, welch internationales Fußballjuwel er bereits ist. Mit einer ungestümen Attacke an Sebastiano Luperto holte er sich dann jedoch eine vermeidbare Gelbe ab.
Salzburg passt nicht auf
Auch in der zweiten Hälfte verlor die Partie nicht an Tempo und Einsatz. Der italienische Ligavierte legte die Anfangsphase diesmal jedoch ein wenig vorsichtiger als in der ersten Hälfte an und zog sich weit zurück. Salzburg konnte jedoch daraus kein Kapital schlagen. Nach einer guten Stunde kamen die Neapolitaner wieder auf und schlugen durch Mertens erneut zu.
Sträflich vernachlässigt von der Salzburger Hintermannschaft verwertete der Belgier einen abgefälschten Querpass von Malcuit zum 2:1 (64.) – sein 116. Trefer für die Süditaliener. Mit stolz geschwellter Brust marschierte Mertens über das Feld und ließ sich von Fans und Teamkollegen beglückwünschen. Salzburg ging sofort wieder in den Angriff über, fand aber keinen Weg durch die dichte Napoli-Defensive.
Nur kurzer Jubel über Ausgleich
Bis zur 72. Minute, da verwertete Haaland per Kopf eine Junuzovic-Maßflanke vom Fünfer zum frenetisch gefeierten 2:2. Doch die Haaland-Jubelrufe waren noch nicht verklungen, schon schlug Napoli erneut zu. Mertens erlief rechts einen weiten Ball, spielte schnell zu dem kurz zuvor eingewechselten Insigne, der im Stolpern den Ball über Ramalho und Coronel ins Tor zum 2:3 (73.) hob.
Die Ersatzbank Neapels stand kopf, Trainer Ancelotti versuchte erfolglos sein Team zu beruhigen. Salzburg hatte sich damit innerhalb weniger Augenblicke um die Früchte seiner harten Arbeit zuvor gebracht. In den letzten Minuten drückte Salzburg noch einmal an, aber der italienische Abwehrriegel hielt stand. Den Salzburgern war nach Abpiff der Applaus der Fans sicher, die Punkte jedoch nahm Napoli mit nach Hause, wo am 5. November Salzburg die nächste Chance auf eine Revanche hat.
Champions League, dritter Spieltag Gruppe E
Mittwoch:
Salzburg – Napoli 2:3 (1:1)
Wals-Siezenheim, 29.520 Zuschauer, SR Turpin (FRA)
Torfolge:
0:1 Mertens (17.)
1:1 Haaland (40./Elfmeter)
1:2 Mertens (64.)
2:2 Haaland (72.)
2:3 Insigne (73.)
Salzburg: Stankovic (33./Carlos) – Kristensen, Ramalho, Wöber, Ulmer – Junuzovic, Mwepu (89./Koita) – Daka (68./Ashimeru), Minamino, Hwang – Haaland
Napoli: Meret – Malcuit, Koulibaly, Luperto, Di Lorenzo – Callejon (80./Elmas), Allan, Ruiz, Zielinski – Mertens (76./Llorente), Lozano (65./Insigne)
Gelbe Karten: Haaland bzw. Lozano, Malcuit, Llorente